Axel Reich bei den Startvorbereitungen in Namibia am Nimbus 4 DM. Fotos: Reich Foto: Schwarzwälder Bote

Flugsport: Axel Reich erfüllt sich einen Traum / Bitterwasser in Namibia ist ein Paradies für Segelflieger

Es ist ein Traum vieler Segelflieger, einmal dem Winter zu entfliehen, um zum Beispiel in einem der Segelflugparadiese Südafrikas abzuheben. Axel Reich von der Fliegergruppe Freudenstadt erfüllte sich diesen Traum.

Freudenstadt. Während der Segelflug in Europa seinen Winterschlaf hält, läuft der Sommer auf der Südhalbkugel zur Hochform auf. Axel reichs Bruder Dirk, der ebenso Mitglied der Fliegergruppe Freudenstadt ist, aber in der Schweiz wohnt, hatte ihn nach Bitterwasser in Namibia eingeladen. Dort hat Dirk Reich einen eigenstartfähigen Doppelsitzer vom Typ Nimbus 4 DM stationiert. Die Bitterwasserfarm ist touristisch erschlossen und zieht zwischen Anfang November bis Ende Januar Segelflieger aus aller Welt an.

Die Bedingungen dort sind optimal. Wohl an keinem anderen Ort der Welt werden so viele Flüge über 1000 Kilometer Distanz absolviert. Mit etwa 4000 Flugstunden und einem deutschen Meistertitel in der Clubklasse ist Axel Reich alles andere als unerfahren. Doch das Fliegen über der nahezu menschenleeren Kalahari flößte dem Vorsitzenden der Fliegergruppe Freudenstadt doch Respekt ein.

Das große Abenteuer begann mit der Anreise über Abu Dhabi. Nach zwei Stunden Aufenthalt ging es weiter nach Windhuk. Nach zwei Stunden im Taxi erreichte er über Schotterpisten die Bitterwasser-Farm. Beeindruckt war der Freudenstädter von der Weite des Landes. So ist Namibia nach der Mongolei das am dünnsten besiedelte Land der Welt. Die Kalahari-Wüste hat eine Fläche von 930 000 Quadratkilometern. Deutschland verfügt über eine Fläche von 375 000 Quadratkilometern.

Namibia bietet den Segelfliegern mehrere Startplätze. Bitterwasser ist dabei die am besten erschlossene Anlage. Damit das Fliegen erschwinglich wird, werden viele deutsche Segelflugzeuge Ende September von Bremerhaven in Containern nach Namibia verschifft. Dabei werden mehrere Segelflugzeuge in Container untergebracht, was die Kosten drückt.

Der erste Flug über 1000 Kilometer

Nach einer kleinen Eingewöhnungsphase hob Axel Reich mit seinem Bruder zu seinem ersten Flug ab. Es sei beeindruckend gewesen, berichtete er danach. So weit man schaute, nahezu alles menschenleer. Nur einzelne Farmen seien zu sehen gewesen. Beeindruckt war Reich davon, dass in den 80er-Jahren und später Piloten noch mit Flugzeugen ohne Hilfsmotor unterwegs waren. Gelang eine Außenlandung auf den spärlich vorhanden Landeflächen, mussten sie oft im Flugzeug übernachten. Schlangen oder andere Wildtiere seien dabei nicht so erfreulich gewesen, berichtete sein Schweizer Mitflieger Bruno Jori, der Bitterwasser seit 1988 kennt.

Mit seinem Bruder gelang Axel Reich am 22. November ein Flug über 1037 Kilometer. Es war der erste "1000-er" für ihn. Bruder Dirk toppte das ganze noch. Am 14. Dezember flog er seinen neuen persönlichen Rekord von 1277 Kilometern heraus. Im Club der "Tausender" landeten auch Esther und Wolfgang Schmalz, die ebenfalls Mitglied bei der Fliegergruppe Freudenstadt sind, mit 1064 Kilometern. "Es war ein unbeschreibliches Erlebnis", berichtete Axel Reich nach seiner Rückkehr in Freudenstadt. In ein paar Jahren will er nochmals erleben, wie ihn die starke Thermik bis in weit über 4000 Metern Höhe hebt. Rote Cumuluswolken sind in der Kalahari Garanten für gute Thermik. Denn sie haben sich mit rotem Kalahari-Sand vollgesogen. Die Fliegerei ist dabei nicht ungefährlich. Denn die starken Naturkräfte zeigen sich auch in heftigen Gewittern, Abwinden und kleinräumigen Sandstürmen.