Alte Volkslieder aus Baden und Schwaben gaben die "Grenzgänger" im Waldcafé zum Besten.Foto: Breitenreuter Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: "Grenzgänger" spielen im Waldcafé auf / Volksweisen aus Baden und Schwaben sorgen für kurzweiligen Abend

Einem Zufall verdankten rund 50 Gäste im Waldcafé Teuchelwald in Freudenstadt, dass sie in den Genuss eines besonderen Konzerts kamen. Zu Gast waren die "Grenzgänger", vier Musiker aus dem Kinzigtal, mit alten Volksliedern aus dem Badischen und Schwäbischen.

Freudenstadt. Die "Grenzgänger" sind ein illustrer musikalischer Kreis. Gerhard Lehmann, der verschiedene Flöten spielt, ist ein Lehrer im Ruhestand. Gitarrist Andreas Müller ist gelernter Förster, war im Forstamt Bad Rippoldsau-Schapbach und später im Kreisforstamt Freudenstadt tätig und ist heute Büroleiter beim Nationalpark Schwarzwald. Bertram Bächle am Akkordeon ist ein Werkstoffprüfer im Ruhestand, und Annerose Schmieder, die ebenfalls Akkordeon spielt, wird von allen schlicht als "Kräuterfrau" bezeichnet.

Ein lauer Sommerabend war der passende Rahmen für das kleine Open-Air-Konzert, das deshalb zustande gekommen war, weil Gerhard Lehmann mit seinem Fahrrad Rast im Waldcafé machte und mit den Wirtsleuten Claudia und Franz Tremmel ins Gespräch kam. Schnell waren sie sich einig, dass die "Grenzgänger" auf der Terrasse des Waldcafés ein kleines Konzert geben könnten. Susanne Lehmann moderierte den Auftritt und lieferte zu den Liedern kleine Erklärungen, die sich manchmal als sehr nützlich erwiesen, weil viele Weisen im jeweiligen Dialekt erklangen. Bei schwäbischen Liedern hatte das Freudenstädter Publikum keine Probleme, doch bei richtig badischen Weisen haperte es das eine oder andere Mal schon mit dem Verstehen der Texte.

Die "Grenzgänger" haben bekannte Volkslieder im Programm, die viele Menschen zwar noch kennen, aber meist längst in Vergessenheit geraten sind, weil sie nicht mehr oft gespielt werden. Weil solche Lieder natürlich zum Mitsingen animieren, hatten sich die Musiker für Freudenstadt etwas unbekanntere Stücke ausgesucht, weil man in Coronazeiten ja nicht singen darf. Dennoch durfte "Horch was kommt von draußen rein?" nicht fehlen. Frohsinn verbreiteten die Lieder wie "Hopp Mariannele" oder "Wenn Kirbe isch".

Ein Song widmete sich auch dem in Baden und Schwaben gleichermaßen beliebten Kaltgetränk, dem "Moscht", mit dem man laut "Grenzgänger" auch einen Bulldog abschmieren kann und der gut für die Potenz sein soll. Dazu warf Susanne Lehmann immer mal wieder eine Lebensweisheit ein, wie "lieber an wackeliger Wirtshaustisch, als an wackeliger Arbeitsplatz".

Ein Lied aus Franken für den bayrischen Wirt

Im Verlauf des Abends wurden die vier Kinzigtäler auch zur irischen Folkband, denn, wie sie am Rande verrieten, lieben sie das irische Volk, ihre Lebensfreude und ihre Kneipenkultur mit viel Musik. Bravo-Rufe aus dem Publikum belohnten diese Einlagen. Dann gab es sogar noch einen Ausflug in die Schweiz, mit einer Volksweise in Schwizerdütsch. Und sogar ein Alphorn "stöhnte von der Höh’", denn "s’ Berner Oberland isch schee". Das Alphorn imitierte Gerhard Lehmann mit seinen Lippen. Er gab auch Kostproben auf der selten gespielten Gefäßflöte Ocarina, die aus Ton besteht und die er auf einem Flohmarkt gekauft habe, wie er betonte. Mit ihr wagte er sogar mit "Bad Moon Rising" einen Ausflug in die Rockmusik. Vor allem die Vielfalt macht die Musik der "Grenzgänger" aus.

Das wichtigste Anliegen der Musiker ist, dass die alten Weisen nicht vergessen werden. Pro Jahr spielen sie etwa zehn bis zwölf Konzerte, zum Beispiel bei Handwerkermärkten, in den Vogtsbauernhöfen oder Kurkonzerte in Könisgfeld, zu denen laut Andreas Lehmannn bis zu 200 Besucher kommen.

Zu "Oh Susanna, wie isch des Leba schee" zog Lehmann seine Mundharmonika aus der Tasche und es kam sogar ein wenig Westernstimmung auf. Für den bayrischen Wirt Franz Tremmel stimmten die "Grenzgänger" ein Lied aus Franken an. Als der Wirt, der in jungen Jahren beim Tölzer Knabenchor gesungen hat, selbst ein Lied anstimmen sollte, lehnte dieser dankend ab, mit der Begründung er habe gerade den Stimmbruch. Im Verlauf des Abends gefiel der Gruppe ihr Auftritt im Waldcafé selbst so gut, dass sie spontan bekundete, im nächsten Jahr wiederzukommen. Am Ende gab es noch ein Lied aus Österreich. Lauthals vom Publikum geforderte Zugaben hatten die "Grenzgänger schon eingeplant und begeisterten zum Abschluss mit einem Blues und mit einem für diesen Auftritt geschriebenen Lied über das Waldcafé: "Sag’, wo isch es schee?... geh’ mer zu Wald und Reh, geh’ mer ins Waldcafé".