Beim symbolischen Spatenstich war auch Minister "Manne" Lucha dabei. Foto: Rath

Auch Minister "Manne" Lucha greift zum Spaten. Laut Rückert liegt Projekt derzeit im Zeitplan.

Kreis Freudenstadt - Das größte Projekt in der Geschichte des Landkreises Freudenstadt ist auf dem Weg: Der offizielle Spatenstich zum Teilneubau des Krankenhauses Freudenstadt wurde ausgehoben. Zum Auftakt mit Minister Manfred Lucha gab es zwar nasse Füße, aber strahlende Gesichter.

Regen, nach wochenlanger Trockenheit, ausgerechnet am Montag zum Festakt. Den Landkreis als Bauherren warf das jedoch nicht aus der Bahn. Für die Feier wurde auf dem Krankenhaus-Parkplatz ein Zelt aufgestellt. Dass einige Gäste trotzdem in Pfützen stehen musste, obwohl Helfer mit Besen das Wasser noch am Morgen hinausgeschoben hatten, trübte die Stimmung wenig. "Dafür staubt’s auf der Baustelle nicht", so Freudenstadts OB Julian Osswald trocken. Denn seit zwei Wochen wird auf dem Klinikareal gearbeitet.

Ringen um beste Lösung

Zum Festakt gekommen waren die beiden Landtagsabgeordneten Norbert Beck (CDU) und Thomas Hentschel (Grüne), fast die komplette Bürgermeister-Riege aus dem Landkreis, Kreisräte, der Planer, Bauunternehmer, Nachbarn, Vertreter der Kirchen und Mitarbeiter der Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt gGmbH (KLR). Landrat Klaus Michael Rückert sprach von einem "großartigen Tag", für den Landkreis, die Klinikums-Mitarbeiter, die politischen Entscheidungsträger "und vor allem für die Bürger in der Raumschaft". Rückert sprach von einem "starken Bekenntnis für die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum". Er empfinde an diesem Tag "große Dankbarkeit und großen Respekt". Der Weg bis hin zum einstimmig gefassten Beschluss des Kreistags sei "nicht immer einfach" gewesen. Es handele sich um das größte und teuerste Bauvorhaben in der Geschichte des Landkreises. Die Kreisräte, ehrenamtlich tätig, hätten große Verantwortung übernommen, ebenso die Aufsichtsräte der KLF. Sie hätten lange gerungen um die beste Lösung. Ohne das Land mit seiner Förderung sei der Teilneubau für den Kreis, der "finanziell nicht auf Rosen gebettet" sei, kaum möglich gewesen. Es würdigte den zuständigen Minister "Manne" Lucha (Grüne) als "einer, der sich reinkniet in die Materie und der im Thema immer Bescheid weiß". Das sei wohltuend gewesen, ebenso die Tatsache, dass sich das Land nicht nur auf seine Metropolen konzentriere, sondern sich auch "um seine Juwelen auf dem flachen Land" kümmere.

Laut Rückert liegt das Projekt derzeit im Plan. Es seien jedoch noch nicht alle Ausschreibungen erfolgt. Dafür liege der Bau dem Zeitplan drei Wochen voraus. "Ich habe schon viele Bauprojekte begleitet. Aber Termindruck dergestalt, dass es schneller geht als vorgesehen, habe ich noch nie erlebt", so der Landrat. Vor den Beteiligten liege noch "ein hartes Stück Arbeit". Vor der Aufgabe habe er "großen Respekt". Er hoffe, dass der Neubau einen "Motivationsschub" bei den Mitarbeitern der KLF auslöse.

Mustergültiges Konzept

Lucha, Minister für Soziales und Integration, lobte das Freudenstädter Projekt. Es passe gut zu seiner persönlichen und politischen Philosophie zu den Themen Gesundheit und Pflege. Das Freudenstädter Modell sei zukunftsweisend. Es entstehe "am richtigen Ort das richtige Angebot". Das Land brauche starke Krankenhäuser, auch auf dem Land. Es müssten in Summe weniger Häuser sein, dafür größere und bessere. Noch nie habe das Land mehr Geld für die medizinische Versorgung ausgegeben als jetzt. Das Credo laute: "Wir wollen alle bedarfsgerechten Maßnahmen finanzieren." Das bedeute im Umkehrschluss jedoch auch, nichts zu finanzieren, das nicht zukunftsfähig sei. "Man muss auch den Mut dazu aufbringen, weil die Leute Ängste haben", so Lucha. Die Politik müsse den Beweis antreten, dass diese Ängste unbegründet seien, und auch bei den Kostenträgern und auf der Ebene von politischen Zuständigkeiten "die Mauern der Doppelstrukturen einreißen". Ziel sei es, medizinische Versorgungszentren zu schaffen. Rund 50 000 Arzte gebe es im Land, "approbiert und beschäftigt". Neue Beschäftigungsmodelle müssten kommen. "Ein guter Arzt wird heute nicht mehr alleine daran gemessen, dass er 70 Stunden durcharbeitet", so der Minister. Das Freudenstädter Konzept für den Krankenhaus-Teilneubau bezeichnete Lucha als "mustergültig" aus Sicht des Landes.

Der Freudenstädter OB würdigte das Projekt als "erhebliche Stärkung der Infrastruktur" in einem prosperierenden Landkreis. Ein Krankenhaus sei "unabdingbar" angesichts der Lage des Kreises. Eine Fahrzeit von einer Stunde bis zum nächsten Klinikum sei "nicht vermittelbar". Ein Krankenhaus müsse hier sein, und zwar in kommunaler Trägerschaft. Er dankte für die Zustimmung des Kreistags, die erfreulicherweise am Ende einmütig erfolgt sei – wenngleich es für manchen "nicht einfach gewesen" sei, so Osswald mit Blick auf seinen Horber Amtskollegen Peter Rosenberger.

Medizin wird besser

Florian Bea, ärztlicher Direktor der KLF, bezeichnete die Modernisierung des Hauses als unabdingbar. Vor 40 Jahren hätten Ärzte einen akuten Herzinfarkt "mit Valium und Sauerstoff" behandelt. Heute gebe es ganz andere Therapien, die dem Patienten deutlich mehr Lebensqualität brächten. Und sie würden sich weiter verbessern. Dazu sei ein neues Gebäude notwendig, auch deshalb, weil die Abläufe im bisherigen Trakt nicht mehr effizient seien. "Wir als Mitarbeiter sind sehr dankbar für den Neubau", so Bea, "und wir werden alles dafür tun, unseren Patienten Hochleistungsmedizin anzubieten." Ralf Heimbach, Geschäftsführer der KLF, dankte "für die Chance auf die nächsten 40 Jahre". Das neue Gebäude werde eine "außerordentlich gute Versorgung" ermöglichen. Mitgestaltet wurde der Festakt von einem Bläser-Quartett der Musik- und Kunstschule Region Freudenstadt unter der Leitung von Christian Pöndl.