Ulrich Adams, Vorstandsbeauftragter der Telekom, bezog gestern Stellung. Im Hintergrund (von links): Andreas Hölzlberger, Martin Keppler, Helmut Riegger, Hans-Joachim Fuchtel und Marcus Isermann. Foto: Fritsch

Telekom steht beim Breitband-Forum für die Kreise Calw und Freudenstadt in der Kritik.

Haiterbach - In Sachen Breitbandversorgung sind sich die Telekom sowie die Städte und Gemeinden einig: Alle sind unzufrieden mit dem aktuellen Stand – wenngleich mit unterschiedlichen Ansätzen. Das Breitband-Forum für die Kreise Calw und Freudenstadt offenbarte auch emotionale Seiten.Die Spannung der zweiten Veranstaltung zum Thema Breitbandversorgung in den Kreisen Calw und Freudenstadt lag im zweiten Akt. In dem meldeten sich im Haiterbacher Rathaus Bürgermeister und weitere Vertreter von Kommunen und Kreisen zu Wort, klagten über die unbefriedigende Situation in ihren Gemeinden, forderten die Telekom auf, Farbe in Sachen Ausbau zu bekennen und die Geschäftspolitik zu überdenken.

In diesem Fall gelangten die Forderungen sogar an die richtigen Ohren. Initiator Hans-Joachim Fuchtel (CDU), Staatssekretär und Bundestagsabgeordneter, hatte mit Ulrich Adams den Vorstandsbeauftragten der Telekom für den Breitbandausbau und mit Marcus Isermann den Leiter der politischen Interessenvertretung Regulierung und Kommune nach Haiterbach geholt.

Fuchtel unterstrich den "erheblichen Handlungsbedarf". Bürger und Wirtschaft wollten wissen, wohin die Reise gehe. Für 700 Menschen führt diese jährlich aus dem Kreis Calw weg. Dies führt Calws Landrat Helmut Riegger auch auf die mangelhafte Internet-Anbindung zurück. Infrastruktur bedeute Schiene, Straße, Breitband, was IHK-Hauptgeschäftsführer Martin Keppler aus Sicht der Unternehmen bekräftigte.

Hausherr Andreas Hölzlberger, Bürgermeister von Haiterbach, berichtete von Licht und Schatten beim jüngst erfolgten DSL-Ausbau, den die Stadt mit (vom Staat geförderten) 61 000 Euro bezuschusst hat. Nun seien in fast allen Stadtteilen bis zu 16 Mbit möglich. Zur Umsetzung stellte Hölzlberger jedoch fest, dass die Telekom wohl kein verlässlicher Partner sei.

Letzteres war Tenor zahlreicher weiterer Wortmeldungen. Gerhard Link, Bürgermeister in Freudenstadt, beklagte die schlechte Zusammenarbeit der Telekom mit Drittanbietern, Frank Buob, Bürgermeister von Egenhausen, dass in 20 Jahren nur 160 Meter Kabel ausgebaut wurden, wofür er acht Monate gekämpft habe.

Klaus Dölker, Wirtschaftsförderer des Kreises Freudenstadt, sieht immer mehr Kommunen und Kreise in der Kritik der Bürger für Probleme, die sie nicht verursachten.

Heinz Hornberger, Bürgermeister von Waldachtal, forderte die Telekom auf, klar zu sagen, wo das Unternehmen nie etwas machen werde. Das ist laut Ulrich Adams indes nicht möglich, da man nicht wisse, welche technischen Entwicklungen es noch gebe. Firmenpolitik sei es, nur fixe und kommende Maßnahmen im Zeitrahmen von drei und sechs Monaten zu benennen.

Unzufrieden zeigte sich Adams mit der Zahl der abgeschlossenen Kooperationen mit Kommunen wie im Beispiel Haiterbach. Bei 300 landesweit gebe es in Calw nur vier, in Freudenstadt keine. Zwischenrufe aus dem Saal nannten einen Grund: "Zu teuer." Adams entgegnete, dass sich in manchen Fällen nicht mal der Betrieb der Anlage durch Erlöse rechnen würde – vom teuren Ausbau ganz abgesehen.

Fakt ist auch für die Telekom: Die Kreise Calw und Freudenstadt sind allein schon im Bereich von 1 Mbit und 2 Mbit 15 bis 25 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt versorgt. Eine Lösung ist für Adams das LTE-Funknetz. Dadurch seien aber die Zuschüsse für das Festnetz gefährdet, sagte Ebhausens Bürgermeister Volker Schuler, der die Kundenwünsche in kabelgebundenen Lösungen sieht.

Marcus Isermann kam die Aufgabe zu, die Vorwürfe gegen die Telekom etwas zu entkräften. Nicht zutreffend sei die Aussage von Landrat Riegger, dass die Telekom nichts über ihre Infrastruktur herausgebe. Informationen würden den Bauämtern vorliegen. Im Fall des Drittanbieters in Freudenstadt sei er sehr emotional. Fest stehe, dass von diesem eine Kündigung gekommen sei.

Am Ende gab es wieder Einigkeit, denn beide Seiten wünschen beziehungsweise fordern eine bessere Zusammenarbeit. Wie diese aussieht, will Initiator Fuchtel weiter im Blick haben.