Landrat Klaus Michael Rückert, MdL Norbert Beck, Moderator Andreas Föhl und Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel im Gespräch beim Bezirksforum des evangelischen Kirchenbezirks. Fotos: Stadler Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Bezirksforum im Ringhof läutet die Besuchsreihe von Prälat Christian Rose im Kirchenbezirk Freudenstadt ein

Ein Forum zum Beginn der Bezirksvisitation im evangelischen Kirchenbezirk Freudenstadt gab einen Einblick in die vorhandenen Einrichtungen. Die Gäste stellten sich in Podiumsgesprächen Fragen zur Wahrnehmung der Kirche und den Erwartungen an sie.

Freudenstadt. Im gut besuchten Veranstaltungssaal des Gemeindehauses Ringhof in Freudenstadt konnte Dekan Werner Trick unter anderem Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel (CDU), den Landtagsabgeordneten Norbert Beck (CDU) und Landrat Klaus Michael Rückert begrüßen. Außerdem hatten sich Jörg Möhrle vom Hotel- und Gaststättenverband, Jürgen Schule-Tollert vom Krankenhaus Freudenstadt, Unternehmer Kurt Schmalz, Schulamtsdirektor Wolfgang Held, Nationalparkleiter Wolfgang Schlund, Kreisbrandmeister Frank Jahraus und Notfallseelsorgerin Katharina Stenzel neben zahlreichen weiteren Gästen aus dem Kirchenbezirk Freudenstadt eingefunden.

32 Gemeinden im Kirchenbezirk

Mit einem geistlichen Wort, dem ein Impulsfilm folgte, stieg Prälat Christian Rose in das Nachmittagsprogramm ein. Dekan Trick stellte den Kirchenbezirk vor, der von Obertal bis Waldachtal und von Alpirsbach bis Besenfeld 32 Kirchengemeinden umfasst. 34 Pfarrer(innen) sowie zwei Diakoninnen und ein Diakon sind auf 29,5 Pfarrstellen beschäftigt. Darüber hinaus werden die Kirchengemeinden von mehr als 3800 Gemeindemitgliedern ehrenamtlich unterstützt. Insgesamt zählt der Bezirk rund 38 000 evangelische Gemeindemitglieder und gehört mit zwölf weiteren Dekanaten zur Prälatur Reutlingen.

In den vergangenen zehn Jahren hat der Kirchenbezirk etwa 5200 Gemeindemitglieder verloren. Andreas Föhl, Medienpfarrer der Prälatur Reutlingen, moderierte die Nachmittagsveranstaltung, bei der zunächst in Form einer Messe im ganzen Haus die Einrichtungen und die Arbeit des Kirchenbezirks vorgestellt wurden. Neben der Kindergartenarbeit und dem evangelischen Religionsunterricht konnten sich die Teilnehmer ein Bild von der diakonischen und der kirchenmusikalischen Arbeit ebenso machen, wie von der Jugendarbeit und der Krankenhauspfarrstelle.

Eine Besonderheit ist die 50-prozentige Pfarrstelle für Tourismus und Gastronomie in Baiersbronn, besetzt mit Pfarrerin Heike Hauber. In drei Diskussionsrunden mit Gästen, die allesamt keine kirchlichen Funktionsträger sind, ging Moderator Andreas Föhl Fragen zur Wahrnehmung der evangelischen Kirche im Bezirk Freudenstadt nach. Diskutiert wurde auch über die Erwartungen an die Kirche in der Zukunft.

Glaube spielt im Kreis große Rolle

Landrat Klaus Michael Rückert sieht den Landkreis Freudenstadt sehr stark kirchlich geprägt und ist sich sicher, dass es dem Landkreis guttut, dass der Glaube eine große Rolle spielt. Landtagsabgeordneter Norbert Beck kritisierte, dass sich die Kirche beim Familiennachzug von Flüchtlingen nicht raushält, trotz Trennung von Kirche und Staat. Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel wusste, dass Freudenstadt über lange Zeit Glück mit seinen Dekanen hatte. Er war der Auffassung, dass die Kirche die Menschen von ihrem Glauben überzeugen sollte. In der zweiten Podiumsrunde mit Schulamtsdirektor Wolfgang Held, Kreisbrandmeister Frank Jahraus, Nationalpark-Leiter Wolfgang Schlund und Notfallseelsorgerin Katharina Stenzel wurde das Thema Notfallseelsorge ebenso beleuchtet wie die Problematik der Ganztagsbetreuung an Schulen und die passende Verbindung zwischen Nationalpark und Kirche.

Im dritten und letzten Teil der Podiumsdiskussion trafen der Unternehmer Kurt Schmalz, Chefarzt Jürgen Schulze-Tollert und Hotelier Jörg Möhrle aufeinander. Schmalz war der Auffassung, dass sich die Kirche mehr öffnen könnte und bedauerte gleichzeitig die rückläufigen Zahlen der Kirchenmitglieder. Schulze-Tollert ging auf die große Belastung in den Krankenhäusern ein, die mit kurzen Liegezeiten ein großes Spektrum von Geburten bis zur Palliativ-Medizin umfassen. Darüber hinaus bleibe durch die Ökonomisierung im Gesundheitswesen vieles auf der Strecke, auch bei der Krankenhaus-Seelsorge. Möhrle freute sich darüber, dass Tourismuspfarrerin Hauber eigene Weihnachts- und Ostergottesdienste für die Gastronomiebeschäftigten abhält und hierbei auch gute Gespräche stattfinden.

Auf gesellschaftliche Veränderungen eingehen

In Kleingruppen wurden anschließend die Erwartungen an die Kirche festgehalten und mögliche Slogans zur Präsentation der Kirche nach außen dokumentiert. In erster Linie sollte die Kirche Offenheit für neue Aufgaben mit zukunftsweisenden Strukturen zeigen und dabei auf die gesellschaftlichen Veränderungen eingehen, so das Ergebnis. Einige der verfassten Slogans wurden verlesen, mit denen die Kirche quasi eine Werbebotschaft verkünden könnte. Musikalisch wurde das Bezirksforum aufgelockert durch religiöse Lieder, die Kirchenmusiker Jörg Michael Sander mit den Teilnehmern sang – manche sogar als Kanon.

Zum Ende der Veranstaltung gab es noch einen kurzen Terminausblick auf den weiteren Verlauf der Bezirksvisitation mit einem Gemeindeforum im April, einer Synode im Mai und einem Bericht von Prälat Rose in der zweiten Julihälfte über die Visitation und die hieraus gezogenen Erkenntnisse.