Freiwilligen-Dienstler gehen. Geplanter Nachfolger springt ab. Stadt sucht Interessenten.
Freudenstadt - Während in der Bundespolitik über eine Wiedereinführung einer Wehr- und Dienstpflicht diskutiert wird, fehlen im Kinder- und Jugendzentrum in Freudenstadt die Freiwilligendienstler.
Ob die Debatte über einen verpflichtenden Dienst für junge Männer und Frauen am Ende tatsächlich mehr als eine Sommerlochdiskussion ist, wird sich erst noch herausstellen müssen. Klar ist aber jetzt schon: Siegfried Kögel, Leiter des Kinder- und Jugendreferats der Stadt, würde der Einführung einer solchen Dienstpflicht positiv gegenüber stehen. "Vielleicht würden wir so sogar mehr Stellen bekommen", meint er. "Auf jeden Fall haben wir dann wieder mehr Planungssicherheit", sagt Kögel.
Denn in diesem Jahr hat er große Probleme, seine Stellen im Kijuz, ein Freiwilliges Soziales Jahr und einen Bundesfreiwilligendienst, überhaupt zu besetzen. Für beide sucht er derzeit noch nach Kandidaten. "Die eine Stelle war schon seit fünf Monaten vergeben. Jetzt hat der Bewerber kurzfristig noch eine Zusage für einen Studienplatz bekommen und uns abgesagt. So stehen wir ab kommender Woche ohne Freiwilligendienstler da", sagt Kögel. "Damit bekommen wir ernsthafte Probleme, all unsere Angebote weiter aufrecht zu erhalten", sagt er. Die Dienste von FSJ-ler Lars Bierig und BFD-lerin Nikola Stulajterova laufen Ende August aus. Beide fehlen dem Team dann. Vor allem Konzerte und andere Großprojekte, die nach den Ferien ab Mitte September wieder anstünden, wären in der Stammbesetzung nur noch schwer realisierbar, meint Kögel.
Bierig und Stulajterova waren von ihrer Arbeit und den vielfältigen Tätigkeiten in den vergangenen zwölf Monaten im Kijuz begeistert. "Ich würde es wieder machen", sagt der 20-jährige Bierig. Zweimal die Woche organisierte er Projekte für und mit Grundschulkindern. und war mit seinen Aktionen Teil des Ganztagesangebots der Kepler-Werkrealschule und der Hartranft-Grundschule. Kochen, Basteln, kleine Ausflüge: Alles organisierte Bierig immer in Absprache mit den Lehrern. "Besonders toll war, dass ich so viel eigenverantwortlich planen durfte", erklärt der 20-Jährige.
Während Bierig mehr im Grundschulkinderbereich eingesetzt wurde, hatte die 19-jährige BFD-lerin Nikola Stulajterova ihren Einsatz-Schwerpunkt im Jugendbereich. Dreimal die Woche organisierte sie einen offenen Treff für Jugendliche im Alter von 14 bis 25 Jahren. Sie gingen Schlittschuh laufen oder schauten im Sommer die WM-Spiele der deutschen Nationalmannschaft gemeinsam an. Ihr habe dabei besonders die Arbeit mit den Jugendlichen Spaß gemacht. "Es ist einfach toll, wenn alles klappt und es gut ankommt", sagt Stulajterova.
Auch gemeinsam hatten die beiden einige Aufgaben zu bewältigen. Beim Sommerferienprogramm waren die beiden für das Spielmobil, das die Stadtteile besuchte, verantwortlich. Und auch sonst klappte die Zusammenarbeit hervorragend. War einer der beiden auf Weiterbildungsseminar, die fest zu beiden Freiwilligendiensten gehörten, übernahm einfach der andere die anfallenden Aufgaben. "Wir waren beide fest ins Team des Kijuz integriert", sagt Stulajterova.
Bierig ist sich deshalb sicher: "Wer später im sozialen Bereich arbeiten will, für den ist die Tätigkeit im Kijuz ein super Sprungbrett". Und man lerne sich selbst sehr viel besser kennen. "Man lernt Sachen fürs Leben", ist er sich sicher.
Das kann Stulajterova nur bestätigen. Nach ihrem Bufdi will sie studieren und Grundschullehrerin werden, die Arbeit im Kijuz habe ihr diese Entscheidung sehr leicht gemacht.
FSJ und BFD im Kijuz
Das Kinder- und Jugendzentrum in Freudenstadt bietet zwei verschiedene Stellen an – zum einen ein Freiwilliges Soziales Jahr und einen Bundesfreiwilligendienst. Voraussetzungen sind jeweils ein Mindestalter von 18 Jahren und ein Führerschein der Klasse B. Beide Angebote haben eine Dienstdauer von zwölf Monaten.
Beide bekommen ein monatliches Taschengeld von 330 Euro und sind in der Zeit sozialversichert. Offizieller Beginn ist der 1. September, es ist aber auch ein späterer Anfangszeitpunkt möglich.
Interessenten können sich direkt bei Siegfried Kögel, dem Leiter des Kinder- und Jugendreferats, melden. Kontakt: Telefon 07441/7487 oder E-Mail siegfried.koegel@kijuz.de.