Auch Insekten leiden unter dem Einsatz des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat. Foto: Hollemann

Herbizid auf allen städtischen Flächen verboten. Auch für Privatbereich sollen Alternativen her.

Das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat soll aus dem Stadtgebiet von Freudenstadt verbannt werden. Ein Antrag der SPD-Fraktion fand im Gemeinderat weitgehend Zustimmung.

Freudenstadt. Bereits bei der Haushaltsberatung im Dezember vergangenen Jahres hatte die SPD den Antrag eingebracht. Darin wird der Verzicht auf Glyphosat auf allen Flächen, die von der Stadt bewirtschaftet werden, gefordert. Außerdem sollten private Unternehmen, die zur Pflege von Grün-, Sport- und Verkehrsflächen beauftragt werden, zum Verzicht auf das Mittel verpflichtet werden. Auch beim Abschluss neuer Pachtverträge soll vom Pächter verlangt werden, kein Glyphosat einzusetzen. Zu guter Letzt wird gefordert, private Besitzer von Grün- und Gartenflächen auf geeignete Weise auf den Glyphosatverzicht hinzuweisen.

Stadtrat Eberhard Haag verdeutlichte eindrücklich, dass der Verzicht auf Glyphosat überlebensnotwendiger sei als neue Leuchten auf dem Marktplatz. Das Unkrautgift zerstöre nicht nur Pflanzen, sondern dezimiere damit auch Tiere wie Bienen oder Vögel. Das führe zum Verlust der Artenvielfalt in der Natur. Haug wollte wissen, in welchen Bereichen Glyphosat noch verwendet wird.

Claus Grieshaber, Leiter des Baubetriebsamts, erläuterte, dass bereits seit 2006 vom Baubetriebsamt kein Mittel mit Glyphosat mehr verwendet werde. Lediglich im Bereich der Sportstätten bei Laufbahnen oder Abwurfflächen für den Kugelstoß würden noch solche Mittel eingesetzt. Dafür werde beim Regierungspräsidium auch eine Ausnahmegenehmigung eingeholt. In den Gewächshäusern der Stadtgärtnerei werde der Pflanzenschutz anders gehandhabt, zum Beispiel mit Marienkäferlarven. Es gebe Bundesländer, in denen Glyphosat generell verboten ist, merkte Eberhard Haug an. Oberbürgermeister Julian Osswald erwiderte, dass er davon ausgehe, dass es bald bundesweit verboten wird. Falls dies nicht der Fall sei, wolle man das Thema im Gemeinderat nochmals ansprechen. Das ging Stadträtin Daniela Sabjan (SPD) nicht weit genug. Sie forderte von der Stadt schriftlich eine Auflistung, welche Mittel im Stadion eingesetzt werden, denn dort liefen Kinder auch barfuß herum.

"Wir müssen ein Zeichen setzen", meinte SPD-Stadtrat Karl Müller. Andere Kommunen könnten das auch. Unterstützung erhielt die SPD auch von Bernd Wetzel und Elisabeth Gebele (Bürgeraktion). Die Stadt habe kein Problem, im Freudenstadt-Blatt darzustellen, wie im Stadtgebiet mit dem Thema Glyphosat umgegangen wird, betonte OB Julian Osswald. Doch ganz werde man auf das Mittel wohl nicht verzichten können. Dennoch erhielten die Punkte des SPD-Antrags mehrheitlich Zustimmung.

Bürgermeisterin Stephanie Hentschel wies darauf hin, dass private Unternehmen kein Glyphosat verwenden dürfen. Zum Abschluss brach Stadtrat und Landwirt Willi Armbruster noch eine Lanze für das Unkrautvernichtungsmittel. Es werde nur ganz sparsam auf Äckern eingesetzt. Er sei sich nicht sicher, ob es nicht noch gefährlichere Mittel gibt, denn nach einem Glyphosateinsatz könne die Fläche nach drei Tagen wieder eingesät werden. Auf 70 Prozent des Grünlands werde das Mittel ohnehin nicht eingesetzt. "Wenn wir keinen Pflanzenschutz hätten, würde die Welt verhungern", hob Armbruster hervor.