Ein Raunen ging durch den Saal, als die Jungbauern um Felix Schwenk ihre Visionen vorstellten. Foto: Stadler

Beim Jahrestreffen in Schopfloch geht es hoch her. Kreisvorsitzender zeigt Film aus dubioser Quelle.

Kreis Freudenstadt - Pflanzenschutzmittel, Rückkehr der Wölfe und Flächenverbrauch – beim Kreisbauerntag in Schopfloch stand eine Reihe von Themen auf der Agenda, die den Landwirten auf den Nägeln brennen. Aber auch um andere Aspekte gab es Aufregung.

Vielleicht lag es an den winterlichen Straßenverhältnissen, dass die Halle in Schopfloch nicht voll besetzt, war. Der Hausherr, Bürgermeister Klaas Klaasen, bedauerte dies. Alle Bürgermeister der Kommunen im Landkreis Freudenstadt sowie Landrat Klaus Michael Rückert und die Bundestagsabgeordnete Saskia Esken (SPD) sowie der Landtagsabgeordnete Timm Kern (FDP) waren gekommen.

Landrat Klaus Michael Rückert sagte, ihm sei der Kreisbauerntag ein großes Anliegen, bei dem es nicht nur ums Schaffen, sondern ums politische Diskutieren geht und darum, Forderungen zu stellen. Wald und Flur sollten für nachfolgende Generationen erhalten bleiben. Die Landwirtschaft sei wichtig für die Versorgung der Bevölkerung mit gesunden, regionalen Lebensmitteln. Mittlerweile übernähmen junge Menschen Höfe, investierten mit Blick in die Zukunft, vergrößerten Ställe, pflegten eine gute Tierhaltung und trügen eine große Verantwortung, für die es sich lohnt, ein Bewusstsein zu schaffen. Das Landratsamt sehe sich als Partner der Bauern, wolle seine landwirtschaftliche Abteilung mit neuem Personal schlagkräftig aufstellen.

Gemeinsam mit Gerhard Fassnacht, Vorsitzender des Kreisbauernverbands, zeichnete Rückert zwei Betriebe aus dem Landkreis aus, die an der Landesaktion "Gläserne Produktion" 2017 teilgenommen hatten. Die Urkunden gingen an den Bürklehof in Loßburg von Cornelia und Friedrich Bürkle sowie den den Seidtenhof Baiersbronn von Marion und Cornelia Zimmermann. Geehrt wurde darüber hinaus Christian Hehr, der seit 50 Jahren die ehrenamtliche Berichterstattung für das Statistische Landesamt leistet.

Ulrike Fassnacht berichtete vom Landfrauenverband. Voriges Jahr gab es mehr als 33 Lehrveranstaltungen, einen Brunch mit Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel, Vorträge über Ernährung und Milch, eine Kabarett-Veranstaltung und Coaching für Existenzgründerinnen. Der Landfrauenverband unterstütze Aktionen gegen Mobbing von Kinder von Bauernhöfen.

Aufsehen erregte der Aufmarsch am Mikrofon von Felix Schwenk, Vorsitzender des Agrargesprächskreises, mit einem Aufgebot an Jungbauern. Die Jungbauern forderten Mut zur Veränderung und eine Agrarwende. Sie kritisierten Überproduktion, nicht kostendeckende Preise sowie die Nöte und Sorgen der Jungbauern bei landwirtschaftlich erzeugten Produkten. Die Forderung richtete sich an den Präsidenten des Bayerischen Bauernverbands und Vizepräsidenten des Deutschen Bauernverbands, Walter Heidl, der als Gastredner gekommen war. Sie überreichten ihm einen symbolischen "Stein des Anstosses".

Bundestagsabgeordnete Saskia Esken (SPD) griff in ihrem Grußwort die Forderungen der Jungbauern auf, die sich wohl auch an die Politik richten. Angemessene Preise für erbrachte Leistungen seien eine gesamtwirtschaftliche Aufgabe, so die Politikerin. Die gute Nachricht sei, dass der Koalitionsvertrag weniger Bürokratie und mehr Effizienz für die Landwirtschaft vorsehe. Auch Timm Kern (FDP), Mitglied des Landtags Baden-Württemberg, sah den Bürokratieabbau als eine wichtige Aufgabe der Politik.

Fassnacht spielte einen Kurzfilm ein, der die Situation des Wolfs mit 10000 gerissenen Tieren seit 2015 beleuchtete. Er betrachte den Wolf nicht als Spielkameraden der Gesellschaft. Es gelte, Bedrohungen und Schäden zu vermeiden. Die Quelle des gezeigten Films erhitzte die Gemüter der Ehrengäste aus der Politik, da er auf einen Online-Videokanal einer Schweizer Sekte zurückgeht, die als rechtspopulistisch gilt. Für das gewählte Filmmaterial und die überzeichnete Darstellung übernahm Fassnacht die volle Verantwortung.

Um Schadensverhütung gehe es nicht nur beim Bestand der Wölfe, sondern auch im Bereich Wildschweinaufkommen und neuerdings auch beim Biber, so Fassnacht. Fassnacht sprach in seinem Vortrag von "Sonntagsreden" der Politiker, wenn es um den Erhalt der Kulturlandschaft durch die Landwirtschaft gehe. Landwirte würden in ihrer Rolle als Nahrungsmittelerzeuger zurückgedrängt. Kritik übte er ferner am Flächenverbrauch durch Neuansiedlungen von Discountern mit großen Parkplätzen. Darüber hinaus sprach er auch über Glyphosat und die im Netz hierüber kursierenden "verlogenen Bilder". Auch zu diesem Thema hatte Fassnacht eine Filmeinspielung vorbereitet.

Gerhard Fassnacht ärgert sich über Rückkehr der Wildtiere

Anschließend referierte Präsident Walter Heidl zum Thema "Unsere bäuerliche Landwirtschaft zwischen Gesellschaft, Politik und Markt", dem sich zum Abschluss des Kreisbauerntages 2018 eine Diskussionsrunde anschloss (wir werden noch berichten).