Trotz des großen Temperaturunterschieds und der noch nicht vollzogenen Zeitumstellung setzte sich Elena Burkard kurz nach ihrer Rückkehr aus San Francisco gleich beim Dornstetter Adventslauf als klare Siegerin der Frauenwertung durch. Foto: Schwark

Elena Burkard nach Startproblemen in San Francisco angekommen / Teilnahme an U23-EM erstes Ziel für 2013

Von Arno Schade

Auf den Blick auf das Feuerwerk über der Golden Gate Bridge und Fahrten in der Cable Car muss Elena Burkard beim Jahreswechsel verzichten. Für die 20-Jährige aber kein Problem, schöpft die Leichtathletin bei ihrem derzeitigen Weihnachtsurlaub bei der Familie im Murgtal nach einem aufregenden Jahr 2012 doch neue Kraft für kommende Aufgaben.

Von den Leserinnen und Lesern unserer Zeitung zur Kreis-Sportlerin des Jahres gewählt und auch sportlich im Trikot der LG Badenova Nordschwarzwald wieder gut unterwegs, folgte im Spätsommer als einschneidenstes Ereignis die Aufnahme ihres Studiums in San Francisco, mit einigen Bedenken und gegen den Rat von Trainer Jörg Müller. "Er hatte mir eher dazu geraten, erst später in die USA zu gehen, aber da haben schon einige Gründe dagegen gesprochen", so Elena Burkard zum Entscheidungsprozess nach abgelegtem Abitur mit einem Notenschnitt von 1,3. Weil etliche der von ihr in Kalifornien abgelegten Scheine bei der Fortsetzung ihres Chemiestudiums in Deutschland nicht anerkannt werden, wird sie vermutlich schon bald wieder in ihr Heimatland zurückkehren, "hätte ich hier angefangen, wäre das komplizierter geworden."

Ohnehin musste die 20-Jährige bereits das Fach wechseln, denn in San Francisco wird das Wunschstudium Lebensmittelchemie nicht angeboten. Dass sie sich trotz insgesamt 65 Angeboten für Vollzeitstipendien, die ihr nach ihrer Meldung bei einer Agentur auf den Tisch flatterten, dennoch für die Stadt an der Pazifikküste entschieden hat, war dann aber nicht dem legendären Ruf der "Power-Flower" und Hippie-Metropole aus den 60-er Jahren des letzten Jahrhunderts geschuldet. "Ich habe mich aus sportlichen Gründen für die Universität in San Francisco entschieden, weil die Betreuung dort sehr gut und individuell ist." Schon im Vorfeld tauschte sie sich mit zwei dort studierenden Sportlerinnen aus Tschechien und Estland aus und holte sich wertvolle Tipps zur Trainingsgruppe und Trainerin Helen Lehmann-Winters. Mit entscheidend war aus Sicht von Elena Burkard zudem, dass die "Dons" aus San Francisco sportlich nicht zur Top-Ten-Gruppe der US-Universitäten zählt, sondern in der NCA-Division I angesiedelt ist, "der Druck ist nicht so groß."

Bereits nach vier Monaten ist klar: der Umzug aus dem beschaulichen Murgtal in eine Großstadt hat sich nach einigen Anfangsproblemen gelohnt. Hilfreich war neben dem weiter engen Kontakt zur Heimat per Skype und über die sozialen Netzwerke auch die idyllische Lage der Universität am Golden Gate Park, der zudem auf dem John F. Kennedy- oder Martin-Luther-King-Drive rund um Spreckels Lake und Stow Lake ideale Möglichkeiten zur allmorgendlichen Joggingrunde bietet. Dazu konnte Elena Burkard mit Leistung bei den verschiedenen Crossläufen überzeugen und erhielt prompt die Anerkennung als beste Studienanfängerin, "Freshman of the year." So fällt ihr erstes Zwischenfazit auch überaus positiv aus: "Die Bedingungen für den Sport sind hervorragend; ich habe gute Trainingspartner und genieße mit meinem Stipendium natürlich auch einige Privilegien."

Bevor es am 16. Januar aber wieder in einem Elf-Stunden-Flug zurück über den Großen Teich geht, bestreitet sie die weitere Vorbereitung auf die Wettkämpfe 2013 zunächst mit einem Trainingslager der LG Badenova Nordschwarzwald in Vittel (Frankreich) in der Gesellschaft von Benedikt Karus, Julian Kreibich und Verena Utz. Während diese sich aber in erster Linie für die Deutschen Crossmeisterschaften am 9. März im heimischen Dornstetten in Form bringen, steht für Elena Burkard in den USA die Hallensaison auf dem Programm, "und ich bin schon gespannt, was mich da erwartet." Erst bei den folgenden Rennen auf der Bahn aber werde sich zeigen, wo sie leistungsmäßig mittlerweile stehe, "dann ist einfach die Vergleichbarkeit besser."

Für das neue Jahr hat sich die Murgtälerin in erster Linie die Qualifikation für die U23-Europameisterschaft in Tampere und eine gute Platzierung in Finnland als Ziel gesetzt. Eine Normzeit von 16:20 min verlangt der Deutsche Leichtathletikverband auf der von Elena Burkard angepeilten 5000 m-Strecke. Eine kleine Rechnung hat sie zudem noch über die 3000 m zu begleichen: "da will ich 2013 bessere Zeiten anbieten, mit meiner Leistung auf dieser Strecke war ich nicht zufrieden." Keine Überlegungen gibt es bei ihr übrigens im Hinblick auf einen möglichen Wechsel zu den im eigenen Verein mit großen Vorbildern gesegneten 3000 m Hindernis: "Auch wenn es schon einmal kurz im Gespräch war, sind die Hindernisse für mich keine Alternative. Ich bin einfach nicht so ein Bewegungstalent."