Gemeinsam wollen sie nach Möglichkeiten suchen, um die Wildscheinplage zu bekämpfen: (von links) Karl-Friedrich Günther, Herbert Ade, Gerhard Fassnacht und Peter Kuptz. Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder-Bote

Landwirte und Jäger suchen gemeinsam nach Lösungen gegen Wildschweine

Von Doris Sannert

Kreis Freudenstadt. Im Kreis Freudenstadt sind seit einiger Zeit die Wildschweine los, und kein Acker und keine Wiese scheint vor ihnen sicher zu sein. Um der Plage Herr zu werden, wollen sich Jäger und Landwirte nun an einen Tisch setzen und nach geeigneten Lösungen suchen.

Einen ersten Schritt in diese Richtung haben der Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Freudenstadt, Karl-Friedrich Günther, und Kreisbauernverbandsvorsitzender Gerhard Fassnacht, Herbert Ade von der Kreisjägervereinigung und Peter Kuptz von der unteren Jagdbehörde beim Landratsamt Freudenstadt unternommen. Sie trafen sich im Hotel Schwanen in Kälberbronn zum Gedankenaustausch.

Beide Seiten machten ihre Standpunkte klar, und gemeinsam machten sie sich auf die Suche nach Lösungen. In einem zweiten Schritt laden sie für Freitag, 28. Juni, ab 20 Uhr alle am Thema Schwarzwildschäden Interessierten in die Iflinger Halle nach Oberiflingen zu einem Vortrag der Wildforschungsstelle Aulendorf ein.

Laut Karl-Friedrich Günther nehmen die Schwarzwildschäden in der Landwirtschaft im gesamten Kreisgebiet immer mehr zu. Weder Raps, Mais noch Weizen ist vor den Wildschweinen sicher. Ganze Wiesen pflügen die Tiere bei Nacht um, um sich an Würmern satt zu essen, die ihnen als wichtige Eiweißlieferanten dienen.

"Wir sind an einem Punkt angelangt, wo es teilweise unerträglich wird", macht der Geschäftsführer des Kreisbauernverbands deutlich. Viele Kommunen und Jagdgenossenschaften seien dazu übergegangen, die Kosten für die Jäger bei Schäden durch Schwarzwild zu deckeln. Damit habe sich der Druck auf die Jäger, die Schwarzwildpopulation gering zu halten, vermindert. "Wir von der Geschäftsstelle bekommen den ganzen Frust unserer Mitglieder ab", so Günther.

Dass die Schäden einen Landwirt durchaus in eine wirtschaftliche Notsituation stürzen können, weiß auch Gerhard Fassnacht. Er wünscht sich mehr Kommunikation zwischen Jägern und Landwirten und bemängelt, dass bislang Jagdpachten von Kommunen vergeben wurden, ohne die betroffenen Landwirte mit ins Boot zu nehmen. Eine Kommunikation konnte so freilich nicht stattfinden. Und da sich Wildschweine auch nicht an Grundstücksgrenzen halten, hält Fassnacht jagdbezirksübergreifende Jagden für unerlässlich. "Wir müssen das mit Landwirten nicht wegzudiskutierende Problem der Wildschäden auf Ackerland und Grünland beheben", bekräftigt Kreisjägermeister Herbert Ade.

Auch wenn er sagt, "Wildschweine haben durch eine intensivere Landwirtschaft das ganze Jahr über einen gedeckten Tisch", so will er von Schuldzuweisungen dennoch nichts wissen, da auch die veränderten klimatischen Verhältnisse zur Vermehrung der Wildschweinpopulation beitragen. Was die Dezimierung des Schwarzwilds angeht, vertritt Ade jedoch eine klare Meinung: "Neben der Verpflichtung, Wildschäden zu vermeiden, haben wir auch die Wildtierart unter ethischen Gesichtspunkten zu betrachten." Radikalen Jagdmethoden oder einer Pille für Wildschweine erteilt er eine klare Absage: "Das wird es mit uns Jägern nicht geben." Stattdessen müssten Landwirte und Jäger enger zusammenarbeiten. Gemeinsam gelte es, intelligente Jagdstrategien zu entwickeln.

Ade denkt dabei an einen Datenaustausch. "Ich kann als Jäger den Acker nur schützen, wenn ich weiß, wann der Bauer aussät." Die untere Jagdbehörde sieht sich bei der ganzen Diskussion in der Moderatorenrolle. Ihre Aufgabe sei es, alles in rechtliche Bahnen zu lenken, erklärt Peter Kuptz. Es dürfe nicht sein, dass immer weniger Jäger bereit sind, aus Angst vor einer zu hohen Wildschadensbegleichung eine Jagdpacht zu übernehmen.