Die engagierten jungen Frauen ernteten mit ihrem Skulpturtheater überall in der Stadt die neugierigen Blicke der Passanten. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Junge Frauen ziehen mit ihrem Skulpturtheater durch die Innenstadt / Abhängigkeit als Hintergrund

Freudenstadt. Zehn junge Frauen des Oberlinhauses zogen zusammen mit der Suchtberaterin Maria Flaig-Maier von der Diakonischen Bezirksstelle durch die Straßen der Innenstadt.

Was auf den ersten Blick wegen der weiß geschminkten Gesichter und den farbenfrohen Transparenten nach einer Faschingsgruppe aussah, entpuppte sich beim näheren Hinsehen als Skulptur- theater mit einem ernsten Hintergrund: Die Gruppe wollte mit ihrer Inszenierung auf die Situation von Kindern aus suchtbelasteten Familien aufmerksam machen. Zu diesem Thema fanden im Rahmen einer bundesweiten Aktionswoche verschiedene Aktionen statt, denn Fachleute schätzen, dass circa jedes sechste Kind betroffen ist. Um auch in Freudenstadt öffentlich auf den Hilfebedarf dieser Kinder aufmerksam zu machen, ergriff Maria Flaig-Maier vor einigen Wochen die Initiative: Sie führte die Schülerinnen des dritten Ausbildungsjahres an der Fachschule für Sozialpädagogik in einer zweistündigen Unterrichtseinheit in die besondere Dynamik suchtbelasteter Familien ein.

Auf der Grundlage dieser Informationen wurde dann die konkrete Umsetzung des Skulpturtheaters entwickelt, das nun der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Die Darstellerinnen "versteinerten" sich nach einem Gongschlag für eine kurze Zeit in einer Pose passend zum jeweiligen Transparent, auf dem beispielsweise zu lesen stand "In meiner Traumwelt ist alles besser" oder "Sag nichts gegen meine Familie". Sie gaben einen Einblick in die Gefühlswelt von Kindern, die mit einem suchtkranken Elternteil aufwachsen. Von der Fußgängerampel am Marktplatz bis zum Aldi zog die engagierte Gruppe mit ihrem Skulpturtheater überall neugierige Blicke der Passanten auf sich.

Maria Flaig-Maier zeigte sich zufrieden: "Wir sind mit einigen Menschen ins Gespräch gekommen. Sucht kann jedem passieren, und gleichzeitig ist es ein gesellschaftliches Tabuthema. Wir gehen raus auf die Straße, um auf unser Beratungsangebot hinzuweisen und Betroffene und Angehörige zu ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen."