Bilder einer Flussfahrt auf der Donau. Diethard Bayer und Hermann Nickel unterwegs mit ihrer selbstgebauten "Ulmer Schachtel". Foto: Böhringer

Hermann Nickel und Diethard Bayer auf einem abenteuerlichen Trip im selbstgebauten Holzboot.

Freudenstadt-Grüntal - Die Idee, mit einer "Ulmer Schachtel" die Donau zu befahren, entstand Ende 2012 in einem ungarischen Weinkeller. Und sie wurde auch in die Tat umgesetzt.

Er war der Spleen von Hermann Nickel aus Grüntal und Diethard Bayer aus der Gegend um München, der in dem ungarischen Schwabendorf Nemesnádudvar, das Hermann Nickel seit etlichen Jahren kennt, entstand. Die Männer nutzten den Winter 2012/13 zur Vorbereitung und bauten das Boot im vergangenen Sommer.

Die Geschichte der "Ulmer Schachtel" geht zurück auf die deutschen Einwanderer, die, nachdem "Prinz Eugen, der edle Ritter" die Türken aus Ungarn vertrieben hatte, von Ulm aus mit einfachen Booten donauabwärts reisten, um in dem entvölkerten Land ihr Glück zu suchen. Der Name war als Spott gedacht, weil an Main und Neckar schnittiger und sorgfältiger gebaut wurde. Die Donau war damals ein wilder Fluss, auf dem man nur stromabwärts fahren konnte. Die Schiffe wurden am Zielort als Bau- oder Brennholz verkauft.

Die Bootsbauer in Grüntal gaben sich einen strengen Zeitplan vor. Von einem exakten Arbeitsmodell konnten alle Maße auf das geschnittene Holz übertragen werden. Die Arbeit ging auch zügig voran, und am letzten Juliwochenende war die Schiffstaufe in der Nagoldtalsperre.

Da das slowakische Schifffahrtsamt einen Motor für das Boot vorschreibt, stellte ein Freund leihweise den beiden Bootsbauern einen kleinen Baumaschinenmotor zur Verfügung, ein anderer Freund brachte eine Schiffsschraube, und mit einem alten Autogetriebe und einer langen Welle konnte Hermann Nickel einen funktionierenden Bootsantrieb herstellen.

Doch dann gab es eine unerwartete Hürde. Die Ulmer ließen nicht zu, dass eine fremde "Schachtel" in ihrem Hoheitsbereich zu Wasser gelassen wird. So wichen die beiden Bootsfahrer nach Neustadt an der Donau aus und ehrten Ulm dafür nicht mit den Stadtfarben Schwarz-Weiß, sondern wählten als Bootsfarbe schwarze und gelbe Streifen.

Pünktlich ging es los: Zum Auftakt gemächliches Treiben durch buntes Getümmel im Donaudurchbruch. Die Übernachtung erfolgte auf gut Glück in einem kleinem Hafen. Im Regen ging es dann nach Regensburg. Auf der Bundeswasserstraße musste dann auf Schubkähne und Fahrwassertonnen geachtet werden. Der Antrieb erwies sich dabei als brauchbar, sowohl beim Ausweichen als auch beim Gegensteuern im Wellenschlag der Großschifffahrt.

Ohne Motor ginge es in den langen Staubereichen vor den Wehren kaum vorwärts. 16 Schleusen mussten bewältigt werden, langsam wuchs aber bei den Kapitänen die Routine. Straubing, Passau und Linz zogen vorbei. Nachts wurde in kleinen Bootshäfen an einem Schwimmsteg oder in Buchten angelegt, in denen das Schiff ab und zu mit der Schraube im Sand versank und mühsam ausgehebelt werden musste.

Österreich erwies sich als Wasserfahrerparadies. Hinter jeder Flussbiegung tauchte ein Gasthaus in herrlicher Landschaft mit Anlegestelle auf. Dann gab’s auch einen Schreck durch einen Schaden an der Welle, der jedoch schnell behoben war. Weiter ging’s durch die Wachau, nach Wien und Bratislava. Sonnenschein wechselte sich mit Wolkenbrüchen, Blitz und Donner ab. Dann waren noch der große Kanal und eine riesige Schleuse zu bewältigen. Mühsam war die Fahrt gegen starken Wind.

Dann war Ungarn erreicht. Komarom, Esztergom, Budapest, die schöne Hauptstadt – danach präsentierte sich die Donau breit und einsam. Es gab auf diesem Abschnitt wenig Zeichen von menschlicher Besiedelung und kaum Verkehr. In den Windungen war beim Ausweichen Vorsicht geboten. Kurz vor Baja war das Ziel erreicht. Das Schiff wurde geflaggt nach Nemesnádudvar gebracht und, wie geplant, dem dortigen Bürgermeister übergeben. Über den Donau-Trip von Hermann Nickel und Diethard Bayer ist jetzt ein Video auf Youtube erschienen.

Weitere Informationen:

www.boehri.de