120 Rettungshubschrauber starten und landen pro Jahr auf der Plattform beim Krankenhaus.
Kreis Freudenstadt - Von der Aussichtsplatte gibt es einen der schönsten Blicke auf die Stadt Freudenstadt, grün eingerahmt von Bäumen und Wäldern. Aber die Menschen, die auf der Aussichtsplatte sind, haben ganz andere Sorgen.
Denn sie befinden sich auf dem Start- und Landeplatz für Rettungshubschrauber beim Krankenhaus Freudenstadt (KLF), auf einer Plattform über dem Neubautrakt.
Die Plattform heißt in der Fliegersprache "FDS Heliport KLF" oder kurz "HLP". Etwa 120 Hubschrauber starten und landen dort pro Jahr, Tendenz zunehmend. In den meisten Fällen transportieren sie kranke und schwer kranke Menschen, in Ausnahmefällen Ärzteteams, Organe, Blut oder Medikamente.
Wird von der Rettungsleitstelle des Landkreises ein Hubschrauber-Einsatz gemeldet, spult sich im Krankenhaus eine ganze Kette von immer wieder eingeübten Aktivitäten ab, so Klaus-Peter Krämer, Leiter der Betriebs- sicherheit im Krankenhaus. Zwar haben die Hubschrauber in ihren Navigations-Apparaten längst die Daten des nach europäischem Standard ausstaffierten Landeplatzes gespeichert und benötigen keine Einweisung mehr, dennoch sind viele Vorbereitungen nötig. Und da es sich meist um Notfälle handelt, sind Eile und Sorgfalt geboten.
Zunächst tritt die Flugaufsicht am Krankenhaus auf den Plan. Sie besteht aus geschulten Mitarbeitern oder Freiberuflern, die nahe dem Krankenhaus wohnen. Sicherheit wird groß geschrieben, es werden Flugsicherungs- und Brandschutzmaßnahmen eingeleitet, die Wetterlage und die Windstärken werden beobachtet und durchgegeben, eine Notfallmeldung bei Bedarf abgesetzt, die "Flugfeldbefeuerung" bei schlechten Sichtverhältnissen und nachts eingeschaltet.
Das ist ein optisches Navigationssystem, das bei Landungen am Tag oder bei Nacht dem Piloten die sichere Landung auf der Platte ermöglicht. Der Landepunkt muss im Winter schnee- und eisfrei sein und wird deshalb in der kalten Jahreszeit beheizt. All diese Maßnahmen sind in vielen Übungen, oft auch mit der Feuerwehr, durchgespielt und werden mit großer Routine abgespult.
Der Notarzt fliegt immer mit. Er übergibt den Patienten auf der richtigen Station, die sich in der Zwischenzeit auf ihn vorbereiten konnte. Mit einem eigenen Fahrstuhl geht es von der Plattform auf die betreffende Krankenhaus-Ebene. Der Hubschrauber ist besetzt mit einem Piloten – bei Nachtflügen mit zwei Piloten – einem Rettungsassistenten und dem Rettungsarzt.
Für den Landkreis Freudenstadt ist das Luftrettungszentrum beim Klinikum Villingen-Schwenningen zuständig. Dort ist auch der Rettungshubschrauber Christoph 11 stationiert, der etwa 15 Minuten für die 70 Kilometer von Villingen-Schwenningen bis nach Freudenstadt braucht. Sein Einzugsbereich reicht von Rottweil bis Sigmaringen, von Offenburg bis Waldshut.
Der Rettungshubschrauber, so erläutert Sicherheitsexperte Krämer, startet immer dann, wenn er in einem Umkreis von 50 Kilometern den Notarzt schneller an den Einsatzort bringen kann als der Notarztwagen.
Darüber hinaus gibt es die sogenannten Intensivtransport-Hubschrauber, die Intensivpatienten zu anderen Kliniken fliegen. So haben schon Hubschrauber aus der Schweiz und aus Frankreich und eine "Hummel" der bayerischen Polizeiflugstaffel Fürstenfeldbruck auf der Aussichtskanzel in Freudenstadt aufgesetzt. Krämer: "Die Piloten fliegen gerne nach FDS Heliport KLF."