Die ehemaligen Amtsgerichtsdirektoren Dieter Hellstern und Axel Benz, Elke Graf und der neue Gerichtschef Rainer Graf-Frank, sein Vorgänger Michael Gross, der Präsident des Landgerichts Rottweil, Dietmar Foth, und Richterin Kerstin Forster (von links). Fotos: Breitenreuter Foto: Schwarzwälder Bote

Amtsgericht: Rainer Graf-Frank als Direktor ins Amts eingesetzt / E-Akte als große Herausforderung

Das höchst gelegene Amtsgericht im Bezirk des Landgerichts Rottweil hat einen neuen Direktor. Rainer Frank-Graf wurde mit vielen Vorschusslorbeeren am Dienstag offiziell in sein Amt eingeführt. Disziplin und Zielstrebig waren Attribute, die die Redner dem neuen Mann bescheinigten.

Freudenstadt. Viele Gäste aus der Justiz, der Politik, der Wirtschaft und der Verwaltung hatten im Schweizer-Saal des Freudenstädter Stadthauses Platz genommen, als Richterin Kerstin Forster vom Amtsgericht Freudenstadt die Veranstaltung eröffnete. "Zum Aufruf kommt die Sache Rainer Graf-Frank" sagte sie augenzwinkernd. In feinstem Juristendeutsch machte sie weiter, erklärte den Sachverhalt der Versammlung als unstrittig und betonte, dass kein Teilnehmer Kosten zu befürchten habe. Ein besonderer Gruß galt dem Landtagsabgeordneten Norbert Beck (CDU), Landrat Klaus Michael Rückert und Oberbürgermeister Julian Osswald aus Freudenstadt sowie weiteren Bürgermeistern aus dem Amtsgerichtsbezirk. Auch die Vorgänger von Rainer Graf-Frank, Michael Gross, Axel benz und Dieter Hellstern, waren gekommen.

Worte des Danks von Kerstin Forster galten zunächst Michael Gross, der jetzt als Oberstaatsanwalt bei der Staatsanwaltschaft Rottweil arbeitet. Das sei eine Bereicherung für die Staatsanwaltschaft, "doch Du warst auch ein ausgesprochen guter Amtsgerichtsdirektor", lobte sie. Über seinen Nachfolger Rainer Graf-Frank sagte Forster, die ihn bereits aus ihrer Laufbahn bei der Justiz kennt, dass es ein Wunsch von ihm gewesen sei, Direktor eines Amtsgerichts zu werden. Nach seinem Amtsantritt, der schon eine Weile zurück liegt, merke man ihm jetzt die Freude an der Arbeit stets an. Er sei offen, freundlich kollegial "und lacht auch mal". Richterin Forster sicherte Rainer Graf-Frank zu, dass er im Amtsgericht Freudenstadt auf ein Team aus leistungsfähigen und leistungswilligen Kollegen bauen könne.

Der Präsident des Landgerichts Rottweil, Dietmar Foth, erinnerte sich noch an die Amtseinsetzung von Michael Gross, fast genau vor drei Jahren. Seinerzeit habe es in vier Amtsgerichten des Bezirks Wechsel gegeben. "Wir hätten Sie gerne als Direktor in Freudenstadt behalten", betonte Foth, zeigte aber auch Verständnis dass er bereits nach drei Jahren dem Lockruf der Staatsanwaltschaft Rottweil gefolgt ist. Die großen Herausforderungen in Freudenstadt, zu der die Notariatsreform gehörte, habe sich Gross mit Tatkraft gestellt. Das Amtsgericht in Freudenstadt sei daher auf einem guten Weg.

Präsident wünscht Gelassenheit bei neuer Aufgabe

Rainer Graf-Frank sei der Leiter des Schöffengerichts, Strafrichter aber auch Behördenleiter der Betreuungs- und Nachlassabteilung, skizzierte Foth dessen Aufgaben. Auf den neuen Amtsgerichtsdirektor, der aus dem Zivilrecht kommt, warteten in naher Zukunft weitere große Herausforderungen, kündigte Dietmar Foth an und nannte die Einführung der E-Akte. Bis zum 1. Januar 2022 müssten alle Schreiben elektronisch von den Anwälten eingereicht werden. Foth skizzierte auch den Werdegang von Rainer Graf-Frank, der 1974 geboren wurde und in Esslingen aufgewachsen ist. An der Universität in Konstanz studierte er Rechtswissenschaften, war in seiner Referendariatszeit im Bereich des Landgerichts Stuttgart tätig, arbeitete später an den Amtsgerichten in Rottweil und Oberndorf, war eine zeitlang an das Oberlandesgericht Stuttgart abgeordnet und vorsitzender Richter der Kleinen Strafkammer am Landgericht Rottweil.

Dietmar Foth wünschte Rainer Graf-Frank Erfolg und Gelassenheit für seine neue Aufgabe und überreichte Blumen an seine Ehefrau Elke Graf.

Oberstaatsanwalt freut sich auf kritische Zusammenarbeit

Der Leitende Oberstaatsanwalt Joachim Dittrich freute sich in seinem Grußwort auf eine kritische Zusammenarbeit im gemeinsamen Kampf um das Recht. Rechtsanwalt Günter Posselt vom Rottweiler Anwaltsverein ging auf den Wandel im Umfeld des Rechtswesens ein, in dem immer mehr Unternehmen die Geltendmachung von Rechten über Online-Portale übernehmen. Dennoch sei die Kommunikation zwischen Anwalt, Mandant und Gerichten wichtig – auch im Zeitalter der Digitalisierung. Oberbürgermeister Julian Osswald hob die Bedeutung guter Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung und Justiz für die freiheitliche und demokratische Grundordnung hervor. Als er erfahren habe, dass der neue Amtsgerichtsdirektor jünger ist als er, habe er gedacht "jetzt ist es soweit", so der OB humorvoll. Als Abschieds- beziehungsweise Willkommengeschenk überreichte er an Michael Gross und Rainer Graf-Frank jeweils ein Buch über den Stadtbaumeister Ludwig Schweizer.

In seinem Schlusswort hob der neue Amtsgerichtsdirektor hervor, dass er in seiner juristischen Laufbahn einen breiten Einblick in die Ebenen der Justiz bekommen habe. Im Mittelpunkt eines gerichtlichen Verfahrens stehe aber stets der Mensch, betonte er. In Freudenstadt fühle er sich bereits ausgesprochen wohl. Das liege auch an den Menschen, die im Amtsgericht arbeiten. Man spüre, dass sie dies gerne tun, was ein Verdienst seiner Vorgänger sei. Die Aufgabe des Gerichts sei, den Bürgern Sicherheit zu gewährleisten. Dabei sei die Zusammenarbeit mit anderen Behörden und Einrichtungen wichtig. In Freudenstadt bestehe ein gutes Kooperationsverhältnis, das er auch fortführen wolle, so Rainer Graf-Frank. Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von Musikern der Kepler-Big-Band mit schwungvollen Melodien.