Insolvenzverwalter der Agnus GmbH vor großer Aufgabe. Hotel am Park ein "trauriger Fall".
Freudenstadt - Die Philosophie des Büros für Insolvenzverwaltungen Niering Stock Tömp heißt "Sanieren statt liquidieren". Im Fall der Agnus GmbH in Köln, die das Hotel am Park in Freudenstadt betrieben hat, wird das ein ganz schwieriges Vorhaben.
Acht Hotels gehören zur Hotelbetriebs- und Beratungs-GmbH Agnus in Köln, die in der vergangenen Woche Insolvenz beantragt hat (wir berichteten). Betroffen davon sind alle diese Häuser und zusätzlich das in eine andere Gesellschaft ausgelagerte Hotel Tannenhof in Triberg. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Christoph Niering vom Büro Niering Stock Tömp bestellt, das auf Insolvenzverwaltungen spezialisiert ist.
Betreut wird das Verfahren von Rechtsanwalt André Dobiey, der sich momentan durch eine ziemlich undurchsichtige Materie kämpft, wie er auf Anfrage unserer Zeitung betonte. Zunächst muss geprüft werden, ob genügend Masse vorhanden ist, um ein Insolvenzverfahren zu eröffnen und somit Aussichten auf den Weiterbetrieb einzelner Hotels besteht.
Problem mit der Legionellenbelastung
Man habe sich zunächst alle Häuser angesehen und mit den Verantwortlichen Gespräche geführt, so Rechtsanwalt Dobiey. Sei erster Eindruck: "Es ist kein normales Verfahren". Das Hotel am Park in Freudenstadt sei dabei "ein trauriger Fall", weil dort auch noch das Problem mit der Legionellenbelastung bestehe, an deren Folgen wohl eine Frau verstorben sei.
Da das Personal über längere Zeit kein Geld bekommen hat, befürchtet Dobiey, dass beim Betrieb der Hotels nicht alles ordnungsgemäß gelaufen ist. Nach neuesten Erkenntnissen seien wohl auch Mitarbeiter nicht ordnungsgemäß angemeldet gewesen. Eine Sanierung des Unternehmens werde äußerst schwierig werden, Prognosen will der Anwalt keine abgeben.
Man habe bei der Agnus GmbH keinen "lebendigen Hotelbetrieb" vorgefunden, schilderte Dobiey, sondern etwas, was bereits an die Wand gefahren war. Deshalb sei der Fall problematisch. Die noch verbliebenen Mitarbeiter könnten für maximal drei Monate Insolvenzgeld beantragen, aber erst ab der Eröffnung der Insolvenz.
Im Moment sei aber noch fraglich, ob es dazu komme, obwohl das Volumen bei einem Umsatz, den André Dobiey auf etwa 350 000 Euro pro Monat in allen Hotels schätzt, schon nennenswert sei. "Aber man weiß nicht, wo das Geld ist", so der Anwalt. Er vermutet, dass die Personen, die nach außen wirkten, also auch Geschäftsführer Jens Dörschel, nicht diejenigen waren, die letztlich was zu sagen hatten. Bei Jens Dörschel habe er eher den Eindruck, dass er selbst in einen Strudel geraten ist und überfordert war.
Immer mal wieder fällt im Zusammenhang mit der Agnus GmbH der Name Lamm, der auch André Dobiey bekannt ist. Da Agnus die lateinische Übersetzung für Lamm ist, liegt für den Anwalt die Vermutung nahe, dass hinter diesem Namen mehr steckt als nur ein Berater, wie es von der Gesellschaft propagiert wurde. "Wir werden da mal nachfassen müssen", sagte André Dobiey. Seine persönliche Meinung zum Hotel am Park mit seiner Billigpreisstruktur: "Es ist faktisch unmöglich, ein solches Haus unter diesen Voraussetzungen wirtschaftlich zu führen." Viel optimistischer klingt dagegen Daniela Jaenichen, die als Hoteldirektorin im Hotel am Park mit sieben weiteren Mitarbeitern noch die Stellung hält. "Wir gehen unserer Arbeit nach", sagte sie auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten. "Weil keine Gäste mehr da sind, putzen wir halt."
Für Daniela Jaenichen gibt es keinen Grund den Kopf in den Sand zu stecken. "Totgesagte leben länger" lautet ihr Wahlspruch für das Hotel am Park. Sie hat angeblich von der Schweizer Eigentümergesellschaft, der Lempicka AG, die Zusicherung, dass sie das Haus in Eigenregie übernehmen will. Zurzeit werde der Komplex winterfest gemacht. Die Eigentümer seien schon dabei, Kostenvoranschläge für Renovierungsarbeiten einzuholen. "Den neuen Teppichboden für die Zimmer habe ich schon bestellt", hob die Hoteldirektorin hervor.
Kritik übt sie übrigens an Oberbürgermeister Julian Osswald und Tourismusdirektor Michael Krause. Die beiden hätten sich nie im Hotel am Park blicken lassen. "Erst als das Kind in den Brunnen gefallen war, kamen sie aus dem Gebüsch."