Dritte Generation ist schon unterwegs. Situation im Kreis aber "nicht katastrophal".

Kreis Freudenstadt - Durch die Wärme und Trockenheit der vergangenen Wochen und Monate haben sich die Fichten-Borkenkäfer stärker als sonst vermehrt und setzen den Bäumen in den Wäldern zu. Im Kreis Freudenstadt ist die Situation derzeit aber noch unter Kontrolle.

Das warmen Wetter bietet ideale Rahmenbedingungen für Borkenkäfer. Diese vermehren sich stärker als in den vergangenen Jahren. Statt der üblichen zwei Generationen pro Jahr bilden die Käfer dieses Mal mehr aus. "Ziemlich sicher bekommen wir drei vollständige Generationen", prognostiziert Simon Stahl, Leiter des Kreisforstamts.

Käferweibchen kann bis zu 100.000 Nachkommen in Welt setzen

Die Borkenkäfer bohren sich durch die Rinde der Bäume, zerstören die Wasser- und Nährstoffleitbahnen der Bäume und bauen dahinter eine sogenannte Rammelkammer, den zentralen Teil ihres Brutsystems. Die Jungkäfer fliegen dann aus und befallen die nächsten Bäume. Ein Käferweibchen kann bei idealen Rahmenbedingungen fast 100.000 Nachkommen in die Welt setzen.

In den Waldgebieten der umliegenden Kreise ist die Lage ernst: Überall schlagen die Förster Alarm und es häufen sich Meldungen über zunehmenden Stehendbefall durch die beiden Käferarten Buchdrucker und Kupferstecher. Dies gab die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg erst kürzlich bekannt.

"Bei uns im Kreis gibt es auch mehr Befall als im vergangenen Jahr. Die Lage ist aber nicht katastrophal. Wir haben die Situation unter Kontrolle", sagt Stahl. "Wir sind intensiv am Aufarbeiten", erklärt er. Befallene Bäume werden schnellstmöglich gefällt und das Holz aus dem Wald geschafft, bevor die nächste Generation als Käfer ausfliegt. Leider stocke der Abtransport derzeit manchmal ein wenig, weil sich bei den beauftragten Firmen die Sommerferien bemerkbar machen.

Fichten kommen in "Wasserstress" und produzieren nicht genug Harz für Käferabwehr

Das hochsommerliche Wetter fördert aber nicht nur die Vermehrung der Käfer, die lang anhaltende Trockenheit schwäche auch gleichzeitig die Bäume. Als Abwehrmechanismus gegen die Käfer sondern die Fichten Harz ab, um die Angreifer zu verkleben. Bei zu großer Trockenheit kommen die Fichten in "Wasserstress" und können nicht mehr genug Harz produzieren, erklärt Stahl. Mit wenigen angreifenden Käfern kommen die Bäume klar, werden es zu viele, funktioniere die Abwehr nicht mehr. "In den vergangenen Jahren hatten wir im Kreis Glück", sagt Stahl. Und auch dieses Jahr sind die Fichten noch nicht im Wasserstress, die eigene Abwehr funktioniere noch. Trotzdem gelte es, die Anzahl der Käfer möglichst gering zu halten. Dafür müsse der Fichtenbestand mindestens einmal pro Woche kontrolliert werden.

Befallene Bäume werden dann so rasch wie möglich entfernt. "Wenn zwei, drei Bäume braun und befallen sind, dann sind es nicht nur diese. Auch die umliegenden müssen dann dringend raus", erklärt Stahl. Im Kreis Freudenstadt sind rund 60 Prozent des Waldbestands Fichten. "Das ist noch ein großes Potenzial an Futter für die Käfer. Deswegen sind wir so hinterher, das befallene Holz aus dem Wald rauszuschaffen", sagt Stahl. Waldbesitzer erkennen befallene Bäume an braunem Bohrmehl auf der Rinde und am Stammfuß, an Harztröpfchen am Stamm oder wenn ein Specht versuche an die Käfer unter der Rinde heranzukommen.