Courage: Frauenhilfe startet Kampagne gegen häusliche Gewalt

Kreis Freudenstadt. "Jeden dritten Tag wird eine Frau von ihrem Partner getötet", nennt Martina Sillmann von der Frauenhilfe Freudenstadt die erschreckende Statistik. "Und das allein in Deutschland."

Um dem Problem der häuslichen Gewalt zu begegnen, organisieren die Ehrenamtlichen der Frauenhilfe im Landkreis Freudenstadt eine Aufklärungskampagne zum Weltfrauentag am 8. März unter dem Motto "Hast du das auch gehört?". Unterstützt wird diese von der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises, Silke Finkbeiner, sowie von Freudenstadt Marketing und Horb Aktiv.

Um auf das Problem aufmerksam zu machen, werden Plakate in öffentlichen Gebäuden und in zahlreichen Geschäften aufgehängt. Sillmann ist sich aber bewusst, dass man in Corona-Zeiten dadurch weniger Leute erreicht als sonst. "Es kommt ja auch niemand irgendwo hin." Deshalb setzt die Frauenhilfe auch auf Beiträge in sozialen Medien wie Facebook und Instagram.

Nach etwas Mehl fragen

Doch was genau soll mit der Kampagne erreicht werden? "Es geht darum, die Nachbarschaft, Freunde und Verwandte zu sensibilisieren, nicht wegzuschauen, sondern stattdessen hinzusehen und hinzuhören", so Sillmann. Ganz konkret sollen Tipps vermittelt werden, was man unternehmen kann, wenn man in seinem Umfeld, zum Beispiel in der Nachbarwohnung, körperliche Gewalt bemerkt.

"Wenn man in der Nachbarschaft bemerkt, dass es oft laut ist, kann man einfach einen Flyer der Frauenhilfe in den Briefkasten legen." Auch könne man betroffene Frauen in einem unbemerkten Moment ansprechen. "So kann man den Frauen das Gefühl geben, dass sie nicht allein sind."

Sollte man unmittelbar einen gewaltsamen Streit in der Nachbarwohnung mitbekommen, müsse man die Polizei rufen. "Zum Beispiel wenn jemand nach Hilfe ruft oder Gegenstände geworfen werden." Ein Warnsignal sei auch, wenn die Kinder aus Angst schreien.

Doch was tun, wenn man sich nicht sicher ist? "Lieber ruft man die Polizei einmal zu viel als einmal zu wenig", stellt Sillmann klar. Eine Möglichkeit sei aber auch, bei der Nachbarwohnung zu klingeln und nach Zucker oder Mehl zu fragen. Denn dann könne man sich ein Bild von der Lage machen und auch die Auseinandersetzung unterbrechen.

Den Peinigern ausgeliefert

Der Einsatz der Frauenhilfe ist dringender denn je. Denn tatsächlich hat sich durch Corona die Lage verschärft. So könnten sich betroffene Frauen sonst zum Beispiel im Büro mitteilen. Doch dies und andere Außenkontakte fielen durch den Lockdown weg. "Die Frauen sind ihren Peinigern ausgeliefert."

Diese Situation spiegelt sich auch in der Zahl der Frauen wider, die sich an die Frauenhilfe Freudenstadt wenden. "Mit dem ersten Lockdown hatten wir einen massiven Anstieg", berichtet Sillmann. Insgesamt habe man dann letztes Jahr zehn Prozent mehr Fälle gehabt, als im Vorjahr. Im Januar 2021 sei es dann wieder weniger gewesen, doch: "Im Februar hatten wir wieder einen Anstieg."