Diakonisches Werk und StattLädle unterstützen Bedürftige
Von Tina Eberhardt
Freudenstadt. Schuljahresbeginn heißt Aufbruchstimmung. Neue Fächer, neue Herausforderungen, vor allem aber: neue Schulsachen. Der Beutezug nach Blöcken, Sporttaschen und anderem kann Spaß machen, er kann aber auch Beklemmung hervorrufen. Nämlich dann, wenn die finanziellen Mittel fehlen.Das Diakonische Werk und das StattLädle der Erlacher Höhe haben deshalb erneut eine Schulstarteraktion initiiert und in der Bevölkerung zu Sachspenden aufgerufen. Mit Erfolg – Schulmaterialien aller Art, vom Bleistift bis zum Ranzen, reihen sich derzeit vor dem Verkaufsraum des StattLädles in der Ludwig-Jahn-Straße und werden von dort an Familien ausgegeben, für die die Schulausstattung unerschwinglich ist. Im Gegensatz zum regulären Angebot des StattLädles, das sich an jedermann richtet, können die Schulsachen kostenlos bezogen werden. Allerdings muss ein Bedürftigkeitsnachweis erbracht werden.
"Die Sachen stammen alle von Privatleuten", erklärt Renate Braun-Schmid, Geschäftsführerin der Diakonischen Bezirksstelle. Die Spender wollen Unterstützung leisten und legen im Gegenzug aber Wert darauf, dass ihre Hilfe tatsächlich bei den richtigen Adressaten ankommt. Zwischen 50 und 80 Personen können mit den zusammengetragenen Schulmaterialien versorgt werden.
Große Hilfe leisteten nicht zuletzt die Kirchengemeinden, die in den Spendenkisten des StattLädles – die in verschiedenen Kirchen verteilt sind – Materialien sammelten und im Gottesdienst aktiv auf die Aktion hinwiesen. "Alleine hätten wir das sonst nicht stemmen können", bekennen Renate Braun-Schmid und Gabriele Rotter, Leiterin des StattLädles.
Die Nachfrage nach Hilfe ist beachtlich. Als die Ausgabe am Mittwoch eröffnet wurde, standen die Leute Schlange, berichtet Gabriele Rotter. Sie und Renate Braun-Schmid wissen aber auch um das Defizitgefühl, das die Menschen bei einem solchen Gang begleitet. Eltern kommen überwiegend alleine zur Ausgabestelle. "Die Kinder sollen das wohl einfach nicht mitbekommen", vermutet Gabriele Rotter. Und die Spenden werden vor Ausgabe sorgfältig geordnet, was in einem unzumutbar desolaten Zustand ist, wird aussortiert.
Da passt es auch ins Bild, dass Schulranzen am wenigsten nachgefragt werden. Deren Markenaufnäher und Modelle sind bereits in der Grundschule Kriterium für die Einordnung des Besitzers in der sozialen Hackordnung. Um ihre Kinder nicht schon beim Betreten des Schulhofs zu stigmatisieren, mobilisieren Eltern daher nicht selten die letzten Ressourcen, um ein gesellschaftlich unauffälliges Modell zu beschaffen.
"Das Image geht vor dem Nutzen", fasst Wolfgang Günther, Abteilungsleiter der Erlacher Höhe, die Strategie zusammen, mit welcher Not verschleiert werden soll. Doch diese schlägt dann umso härter durch, wenn es um die inhaltliche Bestückung des Schulranzens geht. "Denn das summiert sich", kommentiert Renate Braun-Schmid. Vier eigene Kinder hatte sie seinerzeit für die Schule ausgestattet und weiß, dass hier auch Familien mit einem regulären Einkommen vor Herausforderungen stehen.
Grenzen setzten sich Diakonie und StattLädle dennoch. Der Bedürftigkeitsnachweis ist Voraussetzung, um das Angebot nutzen zu können. Um Missbrauch oder Doppelabgaben zu vermeiden, werden die Empfänger zudem sorgfältig erfasst.
Ausgegeben wird, solange Sachen da sind. Sollte am Ende doch noch etwas übrig bleiben, wird es für die Spendenaktion im nächsten Schuljahr aufbewahrt. Denn dann gehen für manchen die Bauchschmerzen von neuem los, wenn die Materialliste der Schule kommt.