Johannes Schröder bei seinem Auftritt in Freudenstadt. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder Bote

Comedy: Johannes Schröder veranstaltet im Kongresszentrum eine knitze Lehrerkonferenz

Wenn das mal keine Ansage ist: 95 Prozent der Lehrkräfte sind in ihrem Beruf glücklich. Kleiner Schönheitsfehler: die Umfrage bezieht sich auf die Monate Juli und August.

Freudenstadt. Diese und viele weitere Spitzen feuerte Komödiant und Lehrer Johannes Schröder im Kongresszentrum des Kurhauses Freudenstadt auf das Publikum ab. Sein Programm trägt den Titel "World of Lehrkraft – Ein Trauma geht in Erfüllung". Der Vortragssaal als Lehrerkonferenz. Viele Pädagogen, gestandene und angehende, wollten sich den Spiegel vorhalten lassen, mal aus berufenem Mund erfahren, worin denn nun das Trauma des Lehrberufs besteht. Dazu gesellten sich zahlreiche Zuschauer, die mal einen voyeuristischen Blick hinter die Kulissen der Pädagogik werfen wollte.

Und so spielte das Publikum mit, lieferte dem Komödianten im Austausch Stichwörter. Am Ende des über zweistündigen Parforceritts durch die Weiten der Erziehungslandschaft waren alle beglückt: Der Kabarettist, weil er so gut angekommen war, und das Publikum, weil es einen amüsanten, unverkrampften Abend erlebt hatte.

Johannes Schröder präsentierte sich als ein Gewitter aus Geistesblitzen. Seine Wortkaskaden prasselten auf die Zuhörer hinab mit oftmals ungeheurer Rasanz. So schnell, wie Schröder spricht, kann so mancher gar nicht zuhören. Fix muss es gehen, denn was der Komödiant verbreitet, ist eigentlich Stoff für mehrere Veranstaltungen.

Lehrerzimmer, Klassenkonferenzen, Studienfahrten, Elternsprechtage. Hat doch der Wahnsinn Methode: "Kann eine Nussallergie bei der Notenfindung berücksichtigt werden?", fragen da besorgte Eltern. Ortswechsel. Klassenfahrt nach Amsterdam mit entwaffnendem Kenntnisdefizit beim Anne-Frank-Haus: "Kein Wunder, dass sie die gefunden haben, steht doch der Name angeschrieben." Schülerbemerkung zur Auslegung von Hermann Hesses Gedicht "Stufen": "Schröders Interpretation deckt sich verdächtig mit der Klett-Lektürehilfe."

Die Wirkung ist perfektioniert

Deutschunterricht. Der Lehrer jongliert begeistert mit den Fachtermini: Typische Merkmale ausgewählter literarischer Gattungen und Formen, Metaphern ("Lebensabend wirkt doch ganz anders als Lebensende"), Vergleiche, Euphemismen und als Dreingabe das Oxymoron "herrenloses Damenfahrrad". Beim dreihebigen Jambus bekommt der Fachmann feuchte Augen. Aber das empfindet so mancher nur als ätzend, und der Pädagoge bekommt gleich sein Fett ab: Schröder – da steckt doch bereits "öde" drin.

Mit Körpersprache und Verbalverhalten füllt Johannes Schröder mühelos die Bühne. Seine Wirkung ist perfektioniert. Auch die Namen und Eigenschaften der Interaktionspartner im Publikum hat er beeindruckend schnell abgespeichert. Es geht ihm in seiner Show nicht nur darum, den Lehrerberuf durch den Kakao zu ziehen. Dass es in der Branche von skurillen Typen wimmelt, ist nicht erst seit Wilhelm Busch bekannt. Schröder möchte zeigen, dass der sture Pauker im Klassenzimmer ausgedient hat und es dort eben menschelt wie überall.

Das kann durchaus sympathisch sein. Zoe und Anastasia verwenden ihre ganzes Zeitbudget auf das äußerliche Erscheinungsbild, und der Lehrer würde ihnen gerne etwas anderes empfehlen. Biologie-Unterricht: "Welche Vögel haben den Schwanz vorne?" Kastelruther Spatzen! Klassenbucheintrag: "Justin hat seine Hausaufgaben." Auch mit der schulinternen Stringent inszenierte Johannes Schröder auch seinen Bühnenabgang nach einem abschließenden Auftritt als Rapper. Artig dankte er seinen "Mitwirkenden" vor und hinter der Bühne, für den freundlichen Empfang seitens des Tourismusteams und für das Präsent von Veranstaltungsleiterin Corinna Helfrich. Wer wollte, konnte sich am Ausgang noch persönlich vom Lehrer-Komödianten verabschieden.