Ein selbsterklärter "Dunkelgrüner" bei den Gelben: Norbert Haug (rechts) im Gespräch mit Timm Kern. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Verkehr: Ehemaliger Motorsport-Chef von Mercedes-Benz bei Frühjahrsempfang der FDP

Norbert Haug, von 1990 bis 2012 Motorsportchef bei Mercedes-Benz, sprach beim Frühjahrsempfang des FDP-Kreisverbands über die Dieselaffäre und die Zukunft der Mobilität.

Kreis Freudenstadt. Gut 100 Gäste hatte der Landtagsabgeordnete Timm Kern beim Stelldichein im Gebäude von Wolf Produktionssysteme in Freudenstadt gezählt. Er moderierte den Abend zum Thema "Das Ende des Diesels". Wie Hausherr Ernst Wolf glaubte er, dass vor allem zwei Dinge so viele Zuhörer angelockt hatten: der prominente Gast und natürlich das Thema.

Ex-Rennstall-Boss fährt selbst gern Schwäbisch

Der Ort war übrigens gut gewählt: Das Unternehmen an der Robert-Bürkle-Straße baut Maschinen für Zulieferer der Automobilindustrie. Zuerst ging es um den Dieselskandal. Der juristische Teil sei abzuarbeiten, sagte Haug. Jedoch sollte der Kunde nicht die Zeche zahlen müssen. Die Justiz gebe derzeit ordentlich Gas, aber noch sei nicht alles im Griff. Haug schlug darüber hinaus auch eine neue Abwrackprämie vor, da heutzutage ein Auto im Schnitt neun Jahre alt sei. Die neueren seien aber wesentlich effizienter.

Überhaupt stellte sich Haug als ein "Dunkelgrüner" vor, der jedoch von der Partei der Grünen nicht viel hält. Dort würden die "Dinge nicht zu Ende gedacht". Das sei jedoch notwendig, um die richtigen politischen Entscheidungen zu treffen. So sei etwa auch beim Elektroauto mit Feinstaub zu rechnen, da sich dieser auch aus Reifen- und Bremsabrieb zusammensetzt.

Ein weiterer Punkt, der laut Haug bei vielen Umweltaktivisten nicht zu Ende gedacht sei, sei der Hinweis, dass pro Auto im Schnitt nur 1,2 Personen säßen. Was dabei außer Acht gelassen werde, sei jedoch, dass der Fahrer am Wochenende vielleicht die ganze Familie dabei habe. Er wohne in Stuttgart, und dort nehme man ohnehin nur dann das Auto, wenn es nicht anders gehe. Und so wie ihm gehe es vielen anderen dort. Es mache einfach keinen Spaß, im Stau zu stehen.

An ein Ende des Diesels wollte Haug nicht glauben. Es sei noch lange Zeit ein Mix an verschiedenen Antriebssystemen notwendig. Außerdem brauche es intelligentere Verkehrsleitsysteme, denn ein fließender Verkehr sei am besten für die Umwelt. Er selbst freue sich auf die Elektromobilität, sagte Haug. Als "Racer" sei die Beschleunigung darin – im Vergleich zur Leistungskurve eines Verbrennungsmotors – einfach wunderbar. Haug fährt übrigens Diesel, sagte er.

Da schnelles Fahren ohnehin nicht mehr möglich sei, habe er sich auf das "schwäbische Rennen" verlegt: Er fahre mit so niedrigem Verbrauch wie möglich. Aber auch bei der E-Mobilität sei vieles nicht zu Ende gedacht worden. Es fehle an der Infrastruktur. Es brauche sehr viele neue Kabel, um die notwendige Infrastruktur einzurichten. Dazu komme noch das Gewichtsproblem mit der Batterie. Und recycelt oder entsorgt sei diese dann immer noch nicht.

Es sei phänomenal, was Elon Musk mit Tesla leiste. Nur: Bis jetzt habe er damit noch kein Geld verdient. Wenn heute ein Tesla aufgeladen werden solle, brauche das enorm viel Strom. Ernst Wolf hatte zuvor übrigens von zwei Tesla-Autos berichtet, die beim Aufladen so viel Strom verbrauchten wie sein Betrieb. Haug sprach sich für einen Wettbewerb bei den Energieträgern in der Mobilität aus. Ob es nun Strom, künstliches Methan oder Wasserstoff werde, er vertraue da den Fachleuten und Ingenieuren. Die Politik solle diese aber auch machen lassen, und nicht meinen, irgendeine Richtung vorgeben zu müssen.