Freudenstadt - Die Gartenschau 2025 kann kommen. Der Masterplan steht. Wie bereits in Baiersbronn, wurde er auch vom Gemeinderat Freudenstadt einstimmig beschlossen. Von den Fraktionen gab es viel Lob für die Planung des Büros Planstatt Senner aus Überlingen.

Oberbürgermeister Julian Osswald nannte den Masterplan, der die Grundlage für die Planung von einzelnen Projekten der Gartenschau ist, eine "anspruchsvolle und umfangreiche Arbeit", die die Gemeinde Baiersbronn und die Stadt Freudenstadt näher zusammengebracht habe. Positiv sei, dass 80 Prozent der Anregungen aus den bisherigen Bürgerbeteiligungen in das Werk eingearbeitet worden seien. Zehn Prozent seien noch in Bearbeitung. Der Masterplan gehe bereits auf viele Details ein, lasse aber Raum für weitere Teilprojekte.

Johann Senner und Projektleiterin Aliena Doell stellten das Planwerk persönlich vor. Dabei betonte der Chef des Überlinger Planungsbüros, dass es im Vorfeld viele Begehungen und Kontakte mit Bürgern gegeben habe. Am 18. Dezember sei bereits eine Besprechung mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe zu den Fördermöglichkeiten gewesen, die vielversprechend verlaufen sei.

Bei der Erläuterung des Masterplans gingen Johann Senner und Planerin Aliena Doell auf die geplanten Anlagen ein, die im Forbachtal in Bereich Christophstal dauerhaft erhalten bleiben sollen. Bei der Gartenschau 2025 müsse es gelingen, die Stadt mit dem Forbachtal zu verknüpfen. Da die meisten Besucher mit der Bahn anreisen sollen, müssten sie an den Bahnhöfen in Freudensadt "abgeholt" werden. Aliena Doell erklärte dazu, dass vom Hauptbahnhof Verbindungen, eventuell mit E-Bussen oder einem E-Bike-Verleih, auf den Marktplatz geschaffen werden müssen. Auf dem Marktplatz sollen sich die Wege von den beiden Bahnhöfen bündeln. Von dort solle eine barrierearme Verbindung ins Forbachtal in Form eines Panoramawegs geschaffen werden. Auf dem Markplatz seien keine baulichen Veränderungen vorgesehen, betonte die Planerin.

Der Panoramaweg ins Tal ist laut Plan in manchen Bereichen als schwebender Holzsteg vorgesehen und soll sich elegant ins Tal schlängeln. Die Treppen ins Christophstal sollen erhalten und ertüchtigt werden. Für alle Besucher, die nicht so gut zu Fuß sind, ist ein "Mountainclimber", eine Art Schrägaufzug, oder ein Zubringerdienst mit E-Bussen für die Planer denkbar. Über den Wölperwiesenweg soll ein Radweg zum Bereich der Gartenschau führen. Wie Aliena Doell weiter erklärte, sollen die historischen Gebäude der ehemaligen Tuchfabrik erlebbar gemacht werden. Erste Gespräche seien mit den Eigentümern geführt worden. Im Kesselhaus könnte ein Café eingerichtet werden.

Das Bärenschlössle soll laut Masterplan ein Hauptbereich der Gartenschau werden. Dort können sich die Planer einen Rundweg auf der Halbhöhe des Tals und eine Aussichtsplattform vorstellen. Auf einer Rutsche könnten die Besucher dann wieder ins Tal sausen. Auch Sitzstufen könne man an einzelnen Stellen des Hangs schaffen, erläuterte Johann Senner. Die ehemalige Feilenhauerei Bührle stellt sich das Planungsbüro als Mitmachmuseum vor.

Mehrere Ideen für das Bürkle-Gelände

Für das Bürkle-Areal präsentierten die Planer gleich mehrere Nutzungsmöglichkeiten. Bevorzugt wird eine Renaturierung des Geländes mit Altlastensanierung. Dort könnten ein Amphitheater, Veranstaltungsinseln sowie gärtnerisch gestaltete Bereiche Platz finden.

Auch die Fischzucht in Christophstal soll bei der Gartenschau eine Rolle spielen. Zum einen könnten laut Doell dort die Entwicklungsstadien der Fische als naturnahes Erlebnis gezeigt werden. Zum anderen ist ein Schaubecken denkbar, durch das die Besucher hindurchgehen können, um die Fische zu beobachten. Der ehemalige Erkundungsstollen der Bergbaufirma Sachtleben könnte für einige Meter begehbar gemacht werden, um den modernen Bergbau zu zeigen. Beim historischen Platzmeisterhaus findet sich im Plan die "Wasserkunst" mit dem Ziel, die Entwicklung der naturnahen Bereiche, inklusive der Feucht-und Nasswiesen, zu fördern. Entlang eines neuen Wegs könnten Holzrinnen mit Wasserspielen für Kinder aufgestellt werden. Für das Platzmeisterhaus selbst gebe es viele Ideen, erläuterte Aliena Doell. Es könnte zum Beispiel ein Museum mit Bewirtung werden.

Johann Senner ging auch auf korresondierende Projekte ein. Dazu gehören zum Beispiel die Sanierung der historischen Sandsteinmauern und eine barrierefreie Unterführung für Fußgänger unter der Bundesstraße beim Langenwaldsee, wo Parkplätze vorgesehen sind. Wo möglich, soll auch eine Durchgängigkeit des Forbachs hergestellt werden. Ein wichtiges Thema ist auch die Offenhaltung der Landschaft. Neben den bereits durchgeführten Maßnahmen in Christophstal sind zusätzlich die Schaffung von rund 3,9 Hektar Niederwald und eine weitere Offenhaltung von 1,6 Hektar Hangfläche entlang des Tals geplant.

Alle Fraktionen des Gemeinderats lobten den Masterplan. Dennoch gab es eine ganze Reihe von Fragen, die zum Teil bereits ins Detail der Planungen gingen. Oberbürgermeister Julian Osswald merkte an, dass jedes einzelne Projekt, das zur Gartenschau umgesetzt wird, im Gemeinderat beraten wird.

Stadträtin Bärbel Altendorf-Jehle von der Bürgeraktion (BA) fragte unter anderem, ob zur Offenhaltung der Hänge auch Schafe eingesetzt werden können, was Aliena Doell bejahte. Stadtrat Friedrich Wolf (Freie Wähler/FDP) wollte wissen, wie der Verkehr auf der Adlersteige abgewickelt werden soll. Johann Senner erklärte, dass zur Steige parallel ein besser begehbarer Weg geschaffen werden soll. Ob ein Schrägaufzug an dieser Stelle genehmigungsfähig ist, müsse noch abgeklärt werden. Die Masse der Besucher werde aber über den Panoramaweg ins Tal gehen. Der Bereich Adlersteige sei der Schlüssel zum Erfolg, um den Marktplatz von Freudenstadt an das Forbachtal anzubinden, so Senner. Die Kosten für die Pflege der Daueranlagen nach der Gartenschau sprach Anita Zirz (SPD) an. Man schaue bereits im Vorfeld, dass die Folgekosten so niedrig wie möglich gehalten werden können, merkte dazu Johann Senner an.

Stadträtin Beate Gaiser (FWV/FDP) hielt es für wichtig, dass das Publikum begquem ins Tal kommt. Für ältere Menschen sei die Wegstrecke enorm groß. Es sei ganz klar, dass es bei der Gartenschau eine Mobilität von Punkt zu Punkt geben muss. Dazu sei die Talstraße vorgesehen, merkte Julian Osswald an. Stadtrat Michael Kaltenbach (FWV/FDP) wunderte sich, dass die Stadt erst jetzt auf die Grundstücksbesitzer in dem betroffenen Gebiet zugeht. Es sagte teils schwierige Verhandlungen vorher. "Ich kenne meine Nachbarn", fügte er an. OB Osswald antwortete, dass man zuerst die große Idee entwickeln wollte, um den betroffenen Bürgern klar zu machen, dass sie ein Teil des Ganzen sein können, wenn sie mitmachen. Ob die Rußhütte im Gartenschauprojekt eine Rolle spielt, wollte Stadträtin Elisabeth Gebele (BA) wissen. Für sie gebe es noch keinen Plan, gab der OB zu. Doch man habe die Versetzung der Rußhütte nicht vergessen. Stadträtin Cornelia Christoffel (CDU) wollte wissen, wie die Stadt das Projekt finanzieren will. In der Finanzplanung seien bis 2023 6,5 Millionen Euro eingeplant. Dazu komme das Sanierungsgebiet Christophstal mit 2,8 Millionen, das für die Gartenschau auch eine Rolle spiele. Damit liege man schon gar nicht schlecht, so Osswald und wies darauf hin, dass jede einzelne Maßnahme auf ihren langfristigen Nutzen und ihre Finanzierbarkeit überprüft werden müsse.

Stadtrat Friedrich Volpp (FWV/FDP) forderte, dass man die Talbewohner für die Gartenschau begeistern müsse, nur dann könne sie ein Erfolg werden. Dem stimmte OB Osswald zu und ergänzte, dass er noch nie eine so umfangreiche Bürgerbeteiligung wie zur Gartenschau erlebt habe. Das solle auch weiter so bleiben. Im gesamten weiteren Prozess würden die Bürger immer wieder nach ihrer Meinung gefragt.

Info: Kosten und weiterer Zeitplan

Auch über die Kosten und den weiteren zeitlichen Ablauf des Gartenschauprojekts macht der Masterplan Aussagen, die Johann Senner im Gemeinderat erläuterte. Insgesamt geht das Planungsbüro von Brutto-Baukosten für die Daueranlagen von rund elf Millionen Euro für den Freudenstädter Bereich aus. Davon sollen rund 40 Prozent mit Zuschüssen aus verschiedenen Programmen gedeckt werden. Der Planer ist überzeugt, dass es für fast alle Maßnahmen Fördertöpfe gibt. Eine volle Kostensicherheit gebe es aber erst nach den Entwurfsplanungen für die Projekte. Der weitere Zeitplan sieht vor, dass in diesem Jahr Ausführungs-, Umsetzungs- und Genehmigungsplanungen erstellt werden. Im nächsten Jahr stehen Werkplanung, Ausschreibungen und Auftragsvergaben sowie der Beginn der Bauphase auf dem Programm. In den Jahren 2022 und 2023 soll gebaut werden. Der Großteil der Arbeiten soll laut Senner 2023 abgeschlossen werden. 2024 sind nur noch Restarbeiten sowie die Aufstellung eines Ausstellungskonzepts und Medienarbeiten vorgesehen.