Ressourceneffizienz verbindet sich beim Haus des Architekten Stefan Niesner (rechts) mit Ästhetik. Davon konnten sich Sylvia Kotting-Uhl und Grünen-Bundestagskandidat Dietmar Lust bei einer Besichtigung überzeugen. Foto: Die Grünen Foto: Schwarzwälder-Bote

Bundestagsabgeordnete Sylvia Kotting-Uhl informiert sich über drei Leuchtturmprojekte bei der Nutzung erneuerbarer Energien

Kreis Freudenstadt. Wie entwickelt sich die Energiewende seit dem Regierungswechsel in Stuttgart? Das Fazit der Grünen-Bundestagsabgeordneten Sylvia Kotting-Uhl ist positiv: "Der Schwarzwald wird grün."

Auf Einladung von Dietmar Lust, Bundestagskandidat des Bündnis 90/Die Grünen für den Wahlkreis Calw-Freudenstadt, war die Politikerin auf Rundtour durch den Landkreis, um sich anhand dreier Leuchtturmprojekte ein Bild von der Entwicklung der erneuerbaren Energien im Nordschwarzwald zu machen.

Architekt Stefan Niesner stellte anhand des Projekts "Phönix" in Freudenstadt sein Wohnhaus vor, das dank einer naturnahen und ressourceneffizienten Bauweise ein Energieeinsparpotenzial von 30 Prozent verzeichnen kann. Besonders beeindruckt zeigte sich Sylvia Kotting-Uhl von der Formschönheit, die aus der Verbindung von Nachhaltigkeit und Ästhetik hervorgehen kann. "Bei den erneuerbaren Energien gibt es noch viele Konfliktfelder", erklärte die Politikerin: Naturschutz, Landschaftsschutz, aber auch Widerstand aus der Gesellschaft. "Doch die Energiewende funktioniert nur mit den Menschen", betonte Kotting-Uhl. "Man kann sie nicht zwingen."

In Römlinsdorf stellte Jürgen Bortloff, geschäftsführender Gesellschafter der Kommanditgesellschaft Windkraft Römlinsdorf, Sylvia Kotting-Uhl das Repowering-Projekt des alten Windrads vor, das nach 14 Jahren im Dienst erneuert wird. Die Anlage war seinerzeit die erste im Kreis. Widerstand aus der Bevölkerung hatte Bortloff mit seinem Projekt nicht erfahren. Anders sah es auf behördlicher Seite aus. Der Konflikt zwischen Naturschutz und Ökologie stellte das Projekt vor große Herausforderungen. Aufwendige ornithologische Gutachten sollten laut Bortloff den Vogelschutz sichern, immer wieder müsse die Anlage abgestellt werden, obwohl die Anwesenheit bedrohter Arten gar nicht verifiziert sei.

Die Zukunft der energetischen Versorgung liegt für die Grünen-Politikerin in der Dezentralisierung. Langstrecken-Stromtrassen seien für Ballungsräume notwendig, räumte Kotting-Uhl ein. Doch sie ist überzeugt: "Der Süden kann sich selbst versorgen."

Eine weitere Möglichkeit zur ortsnahen Energieversorgung präsentierte Dietmar Lust der Besucherin in Ehlenbogen. Im Rahmen einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts hat dort eine Gruppe von Bürgern das Wasserrad der historischen Hänslesbauernsäge wieder in Betrieb genommen. Die generierte Strommenge reicht zur Versorgung von 20 Haushalten, als zweites Standbein der Gesellschaft wurde außerdem das zugehörige Sägewerk der Mühle instand gesetzt. Die Auflagen in Sachen Ökologie und Gewässerschutz seien für Kleinunternehmer schwierig zu erfüllen und Zuschüsse oft nur mühsam zu bekommen, erklärte Sprecher Martin Engisch.

Kotting-Uhl war beeindruckt von der Begeisterung, mit welcher die Projekte trotz aller Herausforderungen angegangen werden: "Es sind alles Überzeugungstäter, ihnen verdanken wir die Erfolge in der Energiewende."