Die DynaMoS sind ein wichtiger Teil der aufsuchenden Sozialarbeit in Freudenstadt. Foto: SB-Archiv

HaLT-Projekt, Nachtwanderer und DynaMoS ergänzen einander. Einsatz verändert Atmosphäre.

Kreis Freudenstadt - Das frühzeitige Ansetzen, das Zusammenwirken von vielen, das Knüpfen von Netzwerken, das Einbinden von Bürgern – in Sachen aufsuchende Sozialarbeit hat sich im Landkreis Freudenstadt in den vergangenen Jahren viel getan.

Bei einer Zwischenbilanz im Jugendhilfeausschuss des Kreistags wurden gleich drei Ansätze beleuchtet: das Projekt Hart am Limit (HaLT), die Freudenstädter Nachtwanderer und die mobile Jugendarbeit in Freudenstadt.

Das HaLT-Projekt, das die Diakonische Bezirksstelle Freudenstadt mit den Krankenhäusern und dem Jugendamt seit 2009 umsetzt, setzt da an, wo Jugendliche durch übermäßigen Alkoholkonsum auffallen. So werden Jugendliche, die mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus gebracht werden, von Suchtberatern im Krankenhaus besucht. Zudem werden Folgegespräche angeboten. Zum weiteren Angebot gehören erlebnispädagogische Module wie der Besuch in einem Hochseilgarten und Gruppenprogramme, erläuterte Renate Braun-Schmid, Geschäftsführerin der Diakonischen Bezirksstelle. Dazu kommen präventive Maßnahmen des Jugendamts, bei denen zum Beispiel in Schulklassen über die Gefahren von Alkohol aufgeklärt wird.

Von 51 Kindern und Jugendlichen, die 2010 im Krankenhaus Freudenstadt mit einer Alkoholvergiftung eingeliefert wurden, seien mit rund der Hälfte Gespräche geführt worden. Es komme vor, dass ein Gespräch abgelehnt werde, weil der Fall als Ausrutscher angesehen wird. Laut Jugendamtsleiterin Charlotte Orzschig ist davon auszugehen, dass sich die Zahlen auf gleichbleibend hohem Niveau bewegen. Auffällig sei, so Braun-Schmid, dass unter den Betroffenen immer mehr Mädchen seien, zum Teil sehr junge, wobei allerdings der Promillewert bei den Mädchen mit zwei Promille niedriger liege als bei den Jungen mit 2,5.

Das jüngste Mädchen war zwölf Jahre alt, der Durchschnitt bei den Jungen liegt bei 15 bis 16 Jahren. Das HaLT-Projekt, so Braun-Schmid, werde als effizient, effektiv und günstig bewertet. Eltern und Kinder würden frühzeitig erreicht. Man spreche nicht über Sucht, sondern über Risikoverhalten. "Ich bin überzeugt, dass wir richtig liegen mit dem Projekt", stellte Braun-Schmid fest.

36 Nachtwanderer und weitere Interessierte

Wenn Hans-Martin Haist von "seinen" Nachtwanderern spricht, ist ihm seine Begeisterung anzumerken. Zurzeit gibt es 36 Nachtwanderer und weitere Interessierte. Es sei ein "Super-Projekt", weil es vieles zusammenführe, weil es eine ganz besondere Art der Bürgerbeteiligung sei. Auch Braun-Schmid und Wolfgang Günther von der Erlacher Höhe zeigten sich überzeugt, dass sich durch die Nachtwanderer das Klima in der Stadt, die Atmosphäre verändere.

Günther schilderte die Arbeit der DynaMoS, Dynamische Mobile Jugendsozialarbeit, in Freudenstadt mit drei Trägern, bei der Bernd Möhrle von der Stiftung Eigen-Sinn, Rüdiger Holderried von der Diakonischen Bezirksstelle und Heinz Müller von der Erlacher Höhe im Einsatz sind. Dabei liegt der Ansatz ebenfalls beim Aufbau von Beziehungen, beim Schaffen von Vertrauen und dann aber auch beim Konfrontieren mit dem eigenen Verhalten in Sachen Alkohol oder dem Hinterlassen von Müll. 2009 seien 94 Personen erreicht worden, davon 28 weiblich. Hauptpunkte seien Delinquenz, Alkohol und andere Substanzen, Gewalterfahrung, Wohn- und Schulsituation. Die DynaMoS sieht Günther als einen Baustein von vielen. Es sei interessant, was sich da in der jüngsten Vergangenheit entwickelt habe.

Dass es auch in anderen Teilen des Landkreises Probleme gibt, brachte Heinz Hornberger ins Gespräch. Jede Gemeinde, so Jugendamtsleiterin Charlotte Orzschig, habe die Voraussetzungen, etwas zu tun. Der Landkreis fördere die mobile Jugendarbeit mit 50 Prozent einer Stelle.

Dass die Aufteilung der DynaMoS auf drei Träger sinnvoll und wichtig ist, wollte Gerhard Link festgehalten wissen, auch im Hinblick auf Förderung. Das ließ Landrat Klaus Michael Rückert denn auch so vom Ausschuss feststellen. Und ein Lob vom Landrat gab es gleich für alle Modelle: Sie griffen ineinander und ergänzten sich.