Organisiert künftig die Nachtwanderer: Hans-Jürgen Großwendt (Mitte) mit den neuen Gruppenleitern Winfried Kosuch (links) und Sören Lange. Foto: Kuhnert Foto: Schwarzwälder-Bote

Nachtwanderer wollen sich weiter verstärken / "Wenn wir laufen, brauchen wir keinen Wachdienst"

Von Hannes Kuhnert Freudenstadt. Auch in diesem Jahr wollen die Nachtwanderer wieder in der Innenstadt Freudenstadts unterwegs sein als Ansprechpartner für junge Leute. Darüber hinaus ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, das Stadtzentrum mit kulturellen und unterhaltenden Angeboten von engagierten Bürgern zu beleben.Auf lebhaftes Interesse stieß eine Art Jahresrückblick der 2009 aus der Taufe gehobenen Nachtwanderer, bei dem gleichzeitig die Weichen für das neue Jahr gestellt wurden. Über 30 Interessierte kamen in die Kinderwerkstatt Eigen-Sinn. Sie ist wie die Diakonie und die Erlacher Höhe Träger der dynamischen mobilen Jugendsozialarbeit (DynaMoS) in Freudenstadt.

Hans-Martin Haist von der Kinderwerkstatt, Renate Braun-Schmid (Diakonie) und Wolfgang Günther (Erlacher Höhe) berichteten, dass im vergangenen Jahr die Nachtwanderer im 14-tägigen Rhythmus von Ende April bis Ende Oktober an Freitagabenden zwischen 21 und 1 Uhr unterwegs waren und in einer Gruppe zwischen drei bis sechs Personen Jugendlichen als Gesprächspartner zur Verfügung standen. Die Wunschstärke der Gruppe liege bei sechs Personen. Die Aktion machte als Vorbild Schlagzeilen im Land. Städte wie Nürtingen, Esslingen, Konstanz und Ettlingen pflegen Kontakt mit der Freudenstädter Gruppe.

Ab Mai wollen die Nachtwanderer auch in diesem Jahr wieder zu nächtlichen Brennpunkten laufen, möglichst freitags und samstags. Dazu müssen sie sich noch personell erheblich verstärken, auch werden Gruppenleiter gesucht. Die Möglichkeit, sich in einer Art Probelauf den Wanderern anzuschließen, besteht. Es werden Erste-Hilfe-Kurse und Deeskalationskurse für Anfänger und Fortgeschrittene angeboten, des Weiteren eine Informationseinheit über den Drogenkonsum von Jugendlichen.

Das breite Interesse unter den Gästen an diesem Abend stimmte die Verantwortlichen zuversichtlich. Mit Winfried Kosuch aus Dietersweiler und Sören Lange aus Pfalzgrafenweiler wurden zwei weitere Gruppenleiter gefunden. Hans-Jürgen Großwendt, bis 2006 Amtsleiter im Landratsamt, wird künftig die Koordination der Nachtwanderer übernehmen.

"Wenn wir laufen, brauchen wir keinen Wachdienst", war Hans-Martin Haist überzeugt und machte damit deutlich, dass dieses Thema noch nicht vom Tisch ist. "Die Sache muss weiter gehen. So langsam kennen uns die jungen Leute und reagieren mit ungläubigem Staunen, dass sich Erwachsene ehrenamtlich um sie kümmern", berichtete Renate Braun-Schmid aus ihrer Erfahrung als Nachtwanderin. Man verstehe sich, machte Wolfgang Günther deutlich, als einen Baustein im Angebot der mobilen Straßen-Sozialarbeit.

Es gebe, so auch Hans-Martin Haist, ein ganzes Bündel von Ideen, wie engagierte Bürger, Gruppen, Vereine und Institutionen mit Aktionen Brücken zu den jungen Leuten schlagen und ihre "aggressive Langeweile" in vernünftige Bahnen lenken könne. Dies könnten Kleinkunst, Liedersingen, Straßentheater, Angebote der Kirchen oder von Freudenstadt Tourismus sein, Aktionen, die gleichzeitig das Leben in der Stadt bereichern. Dazu suche man Bürger, die dies alles anpacken, organisieren und umsetzen. So hätte der Liedernachmittag mit dem Klavier am Stadtbahnhof viel tiefer und nachhaltiger gewirkt, als gemeinhin angenommen. Aus diesem Grund wolle man auch einen Straßenchor gründen, der sich aus Bürgern aller Schichten zusammensetzt. Mit Musiklehrer Christoph Ruetz habe man bereits einen Chorleiter und mit dem 15. März einen Starttermin gefunden. Der Chor soll bei verschiedenen Veranstaltungen auftreten, unter anderem auch beim Stadtbahnhof.

Weitere Informationen: Braun-Schmid@diakonie-fds.de