"First Lady" ist Überraschungsgast und packt fleißig mit an. Landesweit Schirmherrin der Aktion.
Freudenstadt - "Schön, dass sie uns besuchen", werden die Gäste am Eingang willkommen geheißen. Und am ersten Tag der Freudenstädter Vesperkirche wurden die Gäste zudem von der Frau des Ministerpräsidenten, Gerlinde Kretschmann, begrüßt.
Freundliche Frauen fragen die Besucher im Gemeindesaal der Taborkirche nach ihren Getränkewünschen, andere Helfer – alle in einheitlichen Schürzen mit dem Vesperkirchenlogo – bringen das gewählte Essen an die Tische. Zum Dessert können sich die Gäste im Nebenzimmer selbst an einer großen Kuchentheke bedienen.
Die fünfte Freudenstädter Vesperkirche eröffnete am Dienstag. Bis einschließlich Freitag, 2. Februar, hat sich – dank zahlreicher ehrenamtlicher Helfer – der Gemeindesaal der Taborkirche in ein Restaurant verwandelt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Gaststätten gibt es allerdings einen wesentlichen Unterschied: Alle Speisen und Getränke sind kostenlos. Menschen mit geringem Einkommen werden somit finanziell entlastet und haben dadurch die Möglichkeit, in angenehmer Gesellschaft kostenlos zu essen.
Viele Besucher kommen schon seit einigen Jahren
Genauso wichtig sind in der Vesperkirche aber auch "Solidaritätsesser". Sie tragen dazu bei, dass sich am Tisch verschiedene Menschen begegnen und füllen die aufgestellten Spendenboxen. Denn Vesperkirchen sind dringend auf Spenden angewiesen. Viele Besucher kommen schon seit Jahren.
Am Eröffnungstag gab es eine Überraschung: Gerlinde Kretschmann, die Ehefrau von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, bediente die Vesperkirchengäste wie alle anderen auch mit Schürze und Namensschild ausgestattet. Weshalb sie bei der Vesperkirchen-Aktion aktiv ist, verriet sie den Besuchern. Als Baden-Württembergs "First Lady" hat sie unter anderem die Schirmherrschaft für Vesperkirchen übernommen, "um Partei zu ergreifen für arme und kranke Menschen, die am gesellschaftlichen Leben nicht mehr teilnehmen können und denen es an alltäglichsten Dingen fehlt", sagt sie.
Für Gerlinde Kretschmann sind Vesperkirchen "gelebte Nächstenliebe". Auch ihr Mann stehe voll hinter dem Konzept der Vesperkirchen. Persönlich praktiziere sie ihre Unterstützung so: Sie besucht pro Jahr fünf Vesperkirchen. Sie komme dann aber nicht bloß, um "Grüß Gott zu sagen". Gerlinde Kretschmann ist den ganzen Tag vor Ort, arbeitet mit und macht dieses Engagement im Vorfeld nicht publik. Denn es sei ihr wichtig, dass die Vesperkirche ungestört ablaufen könne. Am Eröffnungstag in Freudenstadt blieb den Besuchern somit genügend Zeit, sich mit der Frau des Ministerpräsidenten zu unterhalten.
Den Schülern der BVE-Kooperationsklasse der Eichenäckerschule und der Luise-Büchner-Schule, die am Dienstag den Kuchenstand organisiert hatten, verriet sie ob der großen Auswahl der selbst gebackenen Kuchen: "Käsekuchen mögen bei mir zu Hause alle. Vor allem mein Mann ist ein richtiger Kuchenfan, am liebsten isst er den schon zum Frühstück." Die ersten Kontakte zur Freudenstädter Vesperkirche wurden bei dem von ihr veranstalteten Frühlingscafé geknüpft. Dazu lädt Gerlinde Kretschmann traditionell Frauen ein, die im Ehrenamt aktiv sind.
Martina Grebe, aktives Gründungsmitglied der Freudenstädter Vesperkirche, war beim Frühlingscafé dabei und hatte Gerlinde Kretschmann eingeladen. Der Einladung zur Mitarbeit folgten auch zahlreiche weitere Ehrenamtliche. Teilweise sind sie von Anfang an dabei und stehen voll hinter diesem ökumenischen kirchlichen Projekt. Gretel Hauber berichtet über ihre Motivation zur Mitarbeit: "Mir hat die Diakonie in einer Sache sehr geholfen. Da habe ich gesagt, ich gebe etwas zurück und helfe auch mit".
Dass die Mitarbeit in der Freudenstädter Vesperkirche allgemein als "eine lohnende Arbeit" erlebt wird, beschreibt Renate Braun-Schmid von der Diakonischen Bezirksstelle. Wie es gelingt, dass alles so reibungslos abläuft, verrät Pfarrerin Marlene Trick. Vor jedem Vesperkirchentag teilen die Tagesverantwortlichen die verschiedenen Arbeiten ein und leiten die jeweils zwischen 15 bis 20 ehrenamtliche Helfer an.
Am Sonntag gibt es sogar geschmorte Lammkeule
Am ersten Tag gab es Putengeschnetzeltes mit Reis und Gemüse, Frikadellen oder Spaghetti. Am Sonntag wird geschmorte Lammkeule aufgetischt. Die Speisen werden von zwei Freudenstädter Restaurants zum Selbstkostenpreis geliefert, die Kuchen werden gespendet oder von Schülern gebacken. Auch an ein kleines Rahmenprogramm ist gedacht. So kommt Kantor Karl Echle am Samstag mit den Taborspatzen und der Kinderkantorei in die Vesperkirche, um gemeinsam mit den Besuchern zu singen.
Täglich um 13 Uhr wird in der Vesperkirche zu einer kurzen Andacht eingeladen. Den Anfang machte am Dienstag Ulrich Giesekus, der das Losungswort des Tages interpretierte.
Unterstützung der Vesperkirche ist auch per Online-Spende möglich. Die Volksbank Horb-Freudenstadt hat ein Crowdfunding-Projekt angelegt. Weitere Informationen: www.vobahf.de