Ein Wanderer steht im Nordschwarzwald beim Ruhestein am Aussichtspunkt Wildseeblick. Foto: dpa

Auch Stadt Bühl steuert zu Wald bei. Gegner wollen Engagement auf Baiersbronn und Forbach konzentrieren.

Freudenstadt/Bühl - Der Nationalpark ist auf der Zielgeraden ein Stück weiter: Am Mittwoch beschloss der Gemeinderat der Stadt Bühl (Kreis Rastatt), sich mit Waldflächen am Projekt zu beteiligen. Voraussichtlich am kommenden Dienstag soll der Gesetzesentwurf für den Park dem Kabinett vorgelegt werden.

Rund 130 Hektar Stadtwald an der Schwarzwaldhochstraße wird Bühl in die Nationalparkkulisse einbringen und damit die Brücke zwischen den bislang noch getrennten Parkgebieten Hoher Ochsenkopf (Kreis Rastatt) und dem Stadtwald Baden-Baden schlagen. Das wurde am Mittwoch erwartungsgemäß beschlossen.

Ein Vorschlag der CDU, zuvor eine Bürgerbefragung zum Nationalpark zu starten, wurde im Bühler Rat mehrheitlich abgelehnt. In Baden-Baden wurde das Bühler Votum mit Freude vernommen: »Ich freue mich, dass wir uns mit unseren Nachbarn gemeinsam auf den Weg machen und den Nationalpark voranbringen können«, sagte gestern Baden-Badens Oberbürgermeister Wolfgang Gerstner (CDU).

Als Ausgleich für ihr Nationalparkgelände will die Stadt Bühl Staatswaldflächen vom Land im Tausch, außerdem soll das historische Kurhaus Sand auf Bühler Gemarkung an der Schwarzwaldhochstraße saniert und zum Besucherzentrum für den Nationalpark und einem Museum umgebaut werden. Dem vom Verfall bedrohten Kurhaus wird sich künftig auch ein Verein widmen, der heute gegründet wird: Der Verein »Kulturerbe Schwarzwaldhochstraße« will Konzepte entwickeln und Investoren oder Sponsoren finden, um Traditionshäuser wie »Sand« oder »Bühler Höhe« zu sanieren und wiederzubeleben, sagte gestern dessen designierter Vorsitzender Hansjörg Willig auf Anfrage.

Mit der Bühler Waldfläche kann nun eine der zwei bestehenden Lücken in der bisherigen Nationalparkkulisse geschlossen werden. Eine weitere ist die noch fehlende Anbindung zwischen dem Hohen Ochsenkopf im Norden und dem Gebiet Ruhestein/Schliffkopf (Kreis Freudenstadt/Ortenaukreis) im Süden.

Gegner fordern weiterhin Projekt zu beenden

Um hier den Brückenschlag zu ermöglichen, müssten die Ortenau-Gemeinden Achern, Sasbach, Sasbachwalden und Seebach dem Land Flächen zur Verfügung stellen. Grünes Licht gibt es dort noch nicht, aber "ich weiß, dass es gerade intensive Überlegungen und Gespräche gibt", sagte der Ortenauer Landrat Frank Scherer (parteilos) gestern.

Dass diese erfolgreich verlaufen, hofft der Naturschutzbund (NABU): "Wir würden es begrüßen, wenn weitere Anliegerkommunen sich mit eigenen Flächen am Nationalpark beteiligen", meinte gestern Landeschef Andre Baumann. Der Bühler Beschluss zeigt laut Baumann, dass "viele Kommunen und Menschen der Region voll hinter dem Nationalpark stehen und das Projekt umsetzen möchten". Auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace begrüßt den Bühler Entschluss. "Die Bühler haben die Zeichen der Zeit erkannt und sich für eine Beteiligung am zukunftsweisenden Projekt Nationalpark entschieden. Dies ist das richtige Signal auch an andere Gemeinden in der Region", lobte dessen Waldexperte Luis Scheuermann den Bühler Beschluss.

Das dürften die Gegner des Nationalparks anders sehen: Sie fordern weiter, das Projekt komplett zu beenden, nachdem es bei Bürgerbefragungen in sieben Gemeinden der Region mit großer Mehrheit abgelehnt worden ist. Agrarminister Alexander Bonde (Grüne) nehme diese Bürgerablehnung nicht ernst. Der Verein »Unser Nordschwarzwald« werde sein Engagement jetzt auf die beiden in der Parkkulisse verbliebenen Befragungsgemeinden Forbach (Kreis Rastatt) und Baiersbronn (Kreis Freudenstadt) »konzentrieren«, kündigen die Parkgegener auf ihrer Homepage an.

Am Fahrplan für das Projekt ändert das allerdings nichts: Fortschritte macht nicht nur die Kulissen-Gestaltung, sondern auch der Gesetzesentwurf für den Park: "Wir hoffen, dass wir nächste Woche mit dem Entwurf ins Kabinett gehen können", hieß es gestern aus dem Haus von Agrarminister Bonde. Geplant sei für diesen weiteren Schritt der kommende Dienstag, im Augenblick würden noch die Ressortberatungen laufen. Sollte das Kabinett grünes Licht für den Gesetzesentwurf geben, wird er rund acht Wochen lang in die Anhörung gehen und online auf der Beteiligungsplattform der Landesregierung zugänglich sein. Voraussichtlich im November wird der Landtag endgültig über die Einrichtung des Nationalparks entscheiden.