Mit einem musikalischen Feuerwerk warteten die "Original USA Gospel Singers & Band" im Freudenstädter Kurtheater auf – sehr zum Vergnügen der zahlreichen Gäste. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Amerikanischer Gospel-Chor bietet im Freudenstädter Kurtheater eine mitreißende Show

Freudenstadt. Ein Gospel-Konzert zum Ausklang der Weihnachtszeit: Das hat Tradition hierzulande. So lockten "The Original USA Gospel Singers & Band" im Rahmen ihrer Europatournee viele Besucher ins Freudenstädter Kurtheater. Präsentiert wurde das Ereignis von Frank Serr Showservice International. Große Stimmen, mitreißende Choreografie und perfekte Interpretation: Das sind die Ingredienzien des Gospel-Chors, der das Publikum nach und nach in einen wahren Sinnesrausch versetzte.

Ein um andere Mal ließ sich das Publikum hinreißen zu aktiver Teilnahme mit Stimme und Gestik, begeisterter Zwischenapplaus inbegriffen. Am Ende gab es stehenden Beifall für die sechsköpfige Truppe mit Schlagzeuger und Keyboarder. Verstärkt wurden die Darbietungen durch großformatige Videoeinspielungen im Hintergrund mit ausdrucksstarken, stimmungsvollen Bildern. Körpersprache, Ausstrahlung und reibungslos auf die Rhythmen abgestimmte Bewegungsabläufe sind symptomatisch für dieses musikalische Genre, das weltweit Publikumserfolge zeitigt.

Bei solcher Ballung an Lebensfreude und spielerischem Umgang mit dem Körper wird der Besucher erinnert an einen Ausspruch, mit dem in einem Spielfilm ein Farbiger seinen weißen Kumpel konfrontiert: "Was habt Ihr Weißen nur für steife Ärsche!"

Gleichwohl hat sich der Gospel aus der christlichen Musik auf dem amerikanischen Kontinent entwickelt und ist heute neben Jazz- und Blueselementen mit Pop-Anleihen ausgestattet. Musik, die den ganzen Körper erfasst, als Medium für Glaubensinhalte? Das kommt an. Die zahlreichen Ohrwürmer der Gospel- und Spiritualtradition belegen dies. "Rock my Soul", "Swing Low Sweet Chariot", "Nowbody Knows", "He’s Got the Whole World" und viele andere Lieder sind längst Allgemeingut geworden.

Nicht zu schlagen ist der "Happy Day" mit seinem eingängigen Wechselgesang. Manch ein Besucher, der aus voller Brust in den populären Gospel "Amen" einstimmte, mag diese Glaubensbekräftigung an diesem Abend öfter gesungen haben, als sie der Durchschnittschrist im Jahr ausspricht.

Die Gospel-Singers beließen es nicht beim gesanglichen Bekenntnis. Das Publikum sollte erfahren, wie ernst es ihnen damit ist, und verkündeten, dass mit den Liedern der "Geist Gottes" spürbar werde in der "Gewissheit: Er ist immer da." Eine ergreifende Show zielt auf Emotionalität, und auch das macht die Truppe perfekt. Wenn sich das Sextett zur "Silent Night" ("Stille Nacht, heilige Nacht") zum mehrstimmigem Gesang formiert und auf der Leinwand Schneeflocken im Kerzenschein durch die Finsternis taumeln, liegt ein wohliges Schauern nicht nur an der Winterzeit.

Finger in die Wunde der Sklaverei gelegt

Der Gospel steht in engem Zusammenhang mit Politik und Sozialgeschichte. Die Sänger versäumten es keineswegs, den Finger in die Wunde der Sklaverei zu drücken. Zu anrührendem A-cappella-Gesang ließen sie Bilder einspielen, die die Not der unterdrückten Schwarzen in ihren Unterkünften und den Baumwollfeldern im Süden der USA illustrierten. So legt beispielsweise Harriet Beecher Stowes Weltbestseller "Onkel Toms Hütte" ein beredtes Zeugnis davon ab.

Die Gebets- und Klagelieder waren seinerzeit, so darf man annehmen, mit mehr Inbrunst und Seelenpein besetzt als ihre zahlreichen Adaptionen, die auf Glanz und Glimmer getrimmt sind. Dazu sichtbare Hinweise auf die aktuelle Situation: Der Leitspruch "Black lives matter" ("Schwarze Leben zählen") prangte in großen Lettern über der Bühne und rief die gleichnamige politische Bewegung in den USA aus dem Jahr 2013 in Erinnerung. Sie protestiert gegen rassistische Gewalt durch die Polizei in den USA.

Was nach zwei Stunden aufrüttelnder Musik mit vielen Showelementen und der letzten Zugabe, einem Medley zu Kum Bah Ya, bleibt, ist die Erkenntnis, einen außergewöhnlichen Gospelabend erlebt zu haben. Dies quittierte das Publikum entsprechend.