Beim Public Viewing in der Freudenstädter Turn- und Festhalle gab es für die Fans häufig Grund zum Jubeln. Foto: Schwark

Fans feiern bis in die Morgenstunden. Trikots beinahe restlos ausverkauft. Übertragung auch im Martin-Haug-Stift.

Freudenstadt - Fußball, Fußball, Fußball: Spätestens seit dem historischen 7:1-Halbfinalsieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Gastgeber Brasilien scheint es auf der Welt kein anderes Thema mehr zu geben. In Freudenstadt ist das nicht anders. Bis spät in die Nacht feierten die Freudenstädter Fußball-Fans den Final-Einzug der deutschen Nationalmannschaft. Bis 0.30 Uhr skandierten sie "Oh, wie ist das schön; oh, wie ist das schön..." und weitere Fan-Gesänge und fuhren im Autokorso durch die Innenstadt.

Ein Fan hat sich dabei wohl so sehr verausgabt, dass er ein kleines Nickerchen einlegen musste. Nach Angaben der Polizei wurde ein schlafender Mann nachts bei einer Streifenfahrt vor einer Garage entdeckt, von den Beamten geweckt und mit einem Taxi sicher nach Hause gebracht.

Nicht nur beim Public Viewing in der voll besetzten Turn- und Festhalle (siehe unten stehenden Bericht) fieberten die Freudenstädter mit Jogis Jungs mit. Auch in den zahlreichen Bars und Kneipen ging die muntere Feierei bis in die frühen Morgenstunden. In der WM-Arena im "Turmbräu" verfolgten knapp 100 Fußballfans den historischen Halbfinalsieg, darunter auch einige Fans der Holländer und der bereits ausgeschiedenen Spanier. Auch im "Bahnhofscafé" feierten 150 Zuschauer bis weit nach 1 Uhr morgens das Fußball-Spektakel.

Im Martin-Haug-Stift in Freudenstadt wurden die 18-Uhr-Spiele für die Heimbewohner übertragen. Das Halbfinale wurde allerdings wegen der späten Anstoßzeit nicht gezeigt. Auch für das Finale sei es nicht geplant, war zu erfahren. Die für die Übertragung zuständige Ergotherapeutin ist bis Montag im Urlaub.

Pech hatten die Schichtarbeiter der Hermann Wein GmbH in Musbach. Wie das Unternehmen berichtet, gibt es in der Schwarzwälder Genussmanufaktur nämlich weder ein Fernsehgerät noch ein Radio, an denen die Mitarbeiter das Spiel verfolgen können. In Zeiten des Smartphones werden sie jedoch trotzdem über das Ergebnis informiert gewesen sein.

Das Maschinenbauunternehmen Arburg in Loßburg dagegen bot und bietet nach Angaben der Pressesprecherin Susanne Palm seinen Mitarbeitern verschiedene Möglichkeiten, um die Spiele der deutschen, französischen, kroatischen, italienischen und russischen Nationalmannschaften anschauen zu können. An den entsprechenden Spieltagen dürfe die Spätschicht früher gehen und die Nachtschicht später anfangen. Zudem konnte die Arbeit unterbrochen werden, um das Spielgeschehen im Unternehmen zu verfolgen.

Wer sich nun für das am Sonntag anstehende Finale noch schnell ein Deutschland-Trikot besorgen möchte, sollte sich beeilen. Bei Intersport Glaser in Freudenstadt sind die DFB-Trikots bereits seit knapp zwei Wochen ausverkauft. Auch bei Intersport Klumpp in Baiersbronn und Sport Faisst in Mitteltal sind nur noch Restbestände vorhanden. Allgemein sei die Nachfrage nach Fanartikeln während der WM gut gewesen, meint Martin Klumpp. Auch die offiziellen Spielbälle sind seit Wochen ausverkauft. Für den Fall des Titelgewinns sind die Geschäfte dagegen bestens gerüstet. Sie haben bereits die Weltmeistershirts bestellt. Diese werden im Falle eines deutschen Final-Siegs ab Montag verkauft.

Auf Unterstützung "von oben" müssen die Deutschen laut Dekan und Fußballfan Markus Ziegler nicht hoffen – dafür gebe es auch gar keinen Grund. Er könne es zwar verstehen, dass manche Spieler und Fans vor, während und nach dem Spiel beten, schließlich seien viele Emotionen im Spiel, "es gibt jedoch wichtigere Dinge, für die man beten sollte", meint Ziegler.

Auch vom mit Fußball oft in Verbindung gebrachten Aberglaube hält er nicht viel. Dass ein Fan wegen eines Spiels bei ihm nach seelischen Beistand gesucht hätte, sei ebenfalls nicht vorgekommen, "dafür gab es ja für uns schließlich auch noch keinen Grund".