Das Team des Gasthofs Kaiser vor dem Pächterwechsel. Teodora Dimitrova und Christina Sommerfeldt (vorne von links), dahinter Ralf Sommerfeldt und Anja Bonneß.Foto: rt Foto: Schwarzwälder Bote

Gastronomie: Wirte Christina und Frank Sommerfeldt gehen in den Ruhestand / Mit Herzblut bei der Arbeit

Freudenstadt (rt). Am Schluss flossen dann doch Tränen. Am Montagabend gab es Abschied von ihren langjährigen Stammtischlern, der treuen Frauenrunde, Dienstagmittag war Übergabe und heute, Mittwoch, ist erst einmal Urlaub, der sanft in den Ruhestand übergeht.

Nach 51 arbeitsreichen Jahren quittiert Christina Sommerfeldt (65) ihren Dienst in der Gastronomie und will es nun ein wenig langsamer angehen. 16 Jahre davon hat sie mit ihrem Ehemann Frank als Inhaberin den Gasthof Kaiser in der Innenstadt von Freudenstadt geführt. Dort zieht zum 1. Oktober ein neuer Pächter ein.

"Nein", so sagt Christina Sommerfeldt, Corona habe sie nicht zum Aufgeben gezwungen, der Pachtvertrag sei ausgelaufen und mit 65 Jahren sei es nun mal genug, auch wenn sie es sich noch nicht so recht vorstellen kann, ohne Arbeit zu sein.

Ein Leben lang zwölf bis 16 Stunden am Tag auf den Beinen (Sommerfeldt: "halt von früh bis zum Feierabend") das legt man nicht so einfach an der Garderobe ab. Sie war mit vollem Einsatz bei der Arbeit, die ihr viel Spaß gemacht hat. Ihre Lebensphilosophie "entweder du machst was, dann machst es ordentlich, oder du musst es lassen" trug sie auch durch Engpässe und über Schwierigkeiten hinweg. "Gastfreundschaft", so sagt Christina Sommerfeldt, von jedermann Christine genannt, Gastfreundschaft sei in diesem Beruf das A und O. Das lebte sie auch vor und das wussten ihre vielen langjährigen Stammtische zu schätzen. Ob Banker, Sportler oder Jedermannsturner, ob Feuerwehrmann, Jahrgängerin oder Skatspieler: "Sie alle waren bei uns daheim". Kaum anders ging es der großen Schar von Stammgästen auch aus Frankreich, Holland oder Belgien, die fürs Wochenende oder in den Ferien nach Freudenstadt kamen. "Obwohl wir keine Zimmer vermieten, begann für viele von ihnen der Urlaub im ›Kaiser‹", sagt Frank Sommerfeldt.

Einheimische und Gäste schätzten gleichermaßen den immer humorvollen Service von Christina Sommerfeldt sowie die Küche im "Kaiser", in der ihr Mann Frank mit regionaler und saisonaler Kochkunst, mit "Kaiserschnitzel" und "Kaiserschmaus" aufwartete.

Die ersten Pächter

Christina Sommerfeldt kommt aus dem Saarland, schloss die Hotelfachschule in Saarbrücken ab, arbeitete in Saarbrücken und folgte 1989 einer Zeitungsanzeige in den Schwarzwald. 15 Jahre lang war sie im Service im Hotel Schwanen in Freudenstadt, dann machte sie sich mit ihrem Mann selbstständig. Frank Sommerfeldt kam aus Berlin war viele Jahre Koch im "Schlupfwinkel" in Freudenstadt und übernahm 2004 die Küche im "Kaiser", unterstützt von Anja Bonneß. Inzwischen hat auch er an die 40 Berufsjahre in der Gastronomie auf dem Buckel.

Die Sommerfeldts waren die ersten Pächter im Traditions-Gasthof der Familie Burkhardt. Sie bauten die Gastronomie aus, eröffneten einen kleinen Biergarten, feierten dort auch 2013 den 100. Geburtstag des "Kaiser". Dessen Geschichte schreibt nun ab Oktober die Familie Jupi weiter, die in der Reichstraße um die Ecke das "Da Jupi" betreiben. Die beiden Mitarbeiterinnen werden übernommen, die deutsche Küche soll weitergeführt werden. Frank Sommerfeldt will beim Start mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Viele Gäste haben sich inzwischen von "Christine" verabschiedet. Die Wirtin, die in 51 Jahren nicht einen Tag arbeitslos war, blickt mit Tränen in den Augen zurück. "Die Gastronomie ist der schönste Beruf. Die war mein Leben".