Etliche Geschäfte in der Freudenstädter Innenstadt sind derzeit geschlossen. (Symbolfoto) Foto: Friedberg/ Stock.Adobe.com

Zurzeit stehen außergewöhnlich viele Geschäfte in Freudenstadt leer. Gründe sind verschieden.

Freudenstadt - In der Innenstadt von Freudenstadt stehen derzeit ungewöhnlich viele Geschäfte leer. Das beschäftigt die Stadt und den Handels- und Gewerbeverein (HGV) ebenso wie die City-Managerin Jana Bonig.

Leerstände sind in einer Stadt mit über 300 Einzelhandelsgeschäften nichts Außergewöhnliches. Doch für die Geschäftsinhaber sind im derzeit boomenden Freudenstadt die Bedingungen nicht immer einfach.

Oberbürgermeister Julian Osswald bestätigt, dass zurzeit mehr Geschäfte leer stehen als üblich. Doch bei einigen bleibe er ganz ruhig, weil eine Nachfolge bereits gesichert sei. Geschäfte am Marktplatz füllten sich normalerweise wieder schnell. Doch es gebe spezielle Situationen – nämlich wenn zum Beispiel Mietverträge noch länger laufen und es der Vermieter nicht nötig habe, nach jemand zu suchen. Das sei natürlich schlecht für das Stadtbild und für die Gäste. Die Stadt führe deshalb immer wieder Gespräche mit den Hausbesitzern. Osswald ist jedoch sicher, dass die Leerstände in Zukunft nicht überdurchschnittlich sein werden.

Teils völlig überzogene Preisvorstellungen

Jochen Gaiser vom Vorstand des HGV und des Vereins Freudenstadt-Marketing kann Ähnliches berichten. So habe zum Beispiel die Kette Bonita ihr Männergeschäft am Marktplatz geschlossen, obwohl es gut gelaufen sei. Die Miete werde bezahlt, der Laden ist aber zu. Als ein Problem sieht Gaiser die von manchen Vermietern völlig überzogenen Pachtforderungen. "Die können manche Einzelhändler nicht bezahlen". Gaiser nimmt kein Blatt vor den Mund. Manchen Hausbesitzern sei es völlig egal, was letztlich in den Räumen drin ist. In diesem Punkt habe der ehemalige Wirtschaftsförderer Ralf Heinzelmann immer wieder versucht, Gespräche zu führen. OB Osswald kennt dieses Problem auch. Mancher Vermieter denke, er könne die Pacht noch wie in den goldenen Zeiten des Einzelhandels berechnen, sagt er.

Den Online-Handel sieht Jochen Gaiser als weiteren Grund, warum es Einzelhändler heute schwerer haben als früher. Dennoch hat Freudenstadt seiner Meinung nach Potenzial. Mit den Arkaden sei Freudenstadt quasi ein großes "Outdoor-Kaufhaus" für jedes Wetter. Als besondere Stärke sieht er, dass etwa 90 Prozent der Einzelhandelsgeschäfte inhabergeführt sind. Dadurch könnten die Kunden auf Freundlichkeit und Kompetenz bauen, die es beim Online-Handel nicht gibt.

Der HGV wolle in enger Zusammenarbeit mit dem Verein Freudenstadt-Marketing ein Konzept für die Belebung des Einzelhandels entwickeln. Dazu sei eine anonyme Umfrage gestartet worden, die im Frühjahr ausgewertet werde. Die Teilnahme an der Umfrage sei gut. Ein positiver Ansatz sei auch die Umgestaltung der Loßburger Straße in den "Boulevard 28", wie sie jetzt gerne genannt wird. Damit könne man die Aufenthaltsqualität erhöhen. Wenn in diesem Jahr die Arbeiten in der restlichen Innenstadt abgeschlossen sind, werde man sehen, betont Gaiser. Vielleicht könne man den einen oder anderen Hausbesitzer überzeugen, Geschäftsräume lieber zu akzeptablen Preisen zu vermieten, als sie leer stehen zu lassen.

Ganz ähnlich sieht City-Managerin Jana Bonig die Situation. Dass derzeit viele Geschäfte geschlossen sind, sieht sie auch als Folge eines hohen Wechsels bei den Inhabern. Für zwei Geschäfte gebe es derzeit konkrete Gespräche, für andere Geschäftsräume seien schon neue Betreiber gefunden worden. Unter dem Strich, so ist Jana Bonig überzeugt, gebe es in Freudenstadt ebenso viele Neuansiedlungen wie Schließungen.

Dass derzeit gerade in der 1-A-Lage Loßburger Straße zahlreiche Geschäfte leer sind, sei keine Folge der Bauarbeiten und damit verbundenen schlechten Umsätzen. Bonig ist überzeugt, dass mindestens zwei bis drei Geschäfte nicht lange leer stehen werden. Auch sie habe in ihrer noch relativ kurzen Amtszeit in Freudenstadt gehört, dass viele Eigentümer Geschäftsräume gar nicht vermieten wollen, oder es nicht nötig haben. Das zeige sich auch daran, dass viele Läden in den entsprechenden Internetportalen gar nicht angeboten werden. Vereinzelt gebe es auch Wünsche an die Mieter, die diese nicht erfüllen können. Die Einzelhandelsumfrage solle dabei helfen, die Gründe für Probleme der Händler zu identifizieren.

Wie Jochen Gaiser sieht Jana Bonig auch Stärken des Freudenstädter Einzelhandels. "Die Produkte und Läden sind erstklassig", sagt sie. Viele Besucher kämen aus Großstädten wie Stuttgart, Karlsruhe oder Pforzheim, weil sie die persönliche Beratung schätzen. Eine große Rolle spiele für die Einzelhändler nach wie vor der Tourismus. Denn die Leute hätten im Urlaub ein ganz anderes Konsumverhalten, so Jana Bonig. Der Einzelhandel sei für Freudenstadt ein Pfund, das er auch bleiben müsse.

Seite 2: Leerstände in der Innenstadt

Loßburger Straße:

Leer stehen derzeit das ehemaligen Feinkostgeschäft Wetzel und Martin, in dessen Räume ein Textilgeschäft einziehen soll, und ein Geschäft in der Loßburger Straße 12. Nicht weit davon entfernt ist in der Loßburger Straße 20 die ehemalige Stadtgoldschmiede geschlossen und gleich nebenan der ehemalige Drogeriemarkt Müller. Auf der anderen Straßenseite steht bei der Volksbank ein früheres Schuhgeschäft mit Schlüsseldienst, das umgezogen ist, leer. Auch die Bäckerei Finkbeiner gibt es nicht mehr.

Reichsstraße:

Ein Geschäft sucht dezeit einen neuen Mieter.

Marktplatz:

Der Esprit-Shop ist derzeit geschlossen und soll angeblich am 22. Februar wieder eröffnet werden, das ehemalige Fachgeschäft Papier-Haas steht seit längerer Zeit leer, seit kurzem ist der Sehne-Backshop geschlossen, neue Mieter werden auch für den ehemaligen Benetton-Shop beim Rathaus gesucht. Am Marktplatz 50 gibt es einen weiteren Leerstand.

Forststraße:

Der ehemalige Jeans Store ist ausgezogen und ein Döner-Imbiss ist geschlossen.

Martin-Luther-Straße:

In der Martin-Luther-Straße 1 signalisiert ein Antik-Geschäft, dass es schließt, und in der Nähe des Martin-Luther-Platzes ist ein ehemaliges Second-Hand-Geschäft geschlossen.

Hirschkopfstraße:

Ein Geschäft in der Hirschkopfpassage ist ebenfalls neu zu vermieten.