Nachruf: Freudenstädter Architekt und Maler im Alter von 100 Jahren gestorben / Wiederaufbau der Stadt begleitet

Im Juli vergangenen Jahres konnte er noch seinen 100. Geburtstag feiern – Ende März ist Friedrich Jäckle, ein bedeutender Künstler und Architekt aus Freudenstadt, gestorben.

Freudenstadt (hb). Am 9. Juli 1920 wurde Friedrich Jäckle als Sohn des Uhrmachermeisters Konrad Jäckle und seiner Frau Mathilde in Freudenstadt geboren. Seine Schulzeit schloss er 1939 mit dem Abitur am Kepler-Gymnasium ab. Schon während dieser Zeit hatte Jäckles großes Interesse und Freude an der Malerei gezeigt.

In den Kriegsjahren 1939 und 1940 war Jäckle als Besatzungssoldat in Frankreich stationiert. 1941 war er als Infanterist in Moskau eingesetzt. Dabei wurde sein linker Arm von gegnerischen Waffen zerfetzt.

Im Jahr 1942 besuchte Jäckle die Kunstakademie in Stuttgart. 1943 wechselte er an die Technische Hochschule und begann das Studium der Architektur, das er erfolgreich 1951 abschloss und nach Freudenstadt zurückkehrte, um den Wiederaufbau der Stadt zu begleiten. Er arbeitete seinerzeit im Stadtbauamt. Der erste eigene Auftrag war die Planung der Freudenstädter Martinskirche. Viele Projekte sollten folgen wie die Kirchen in Ehlenbogen und Aichhalden, das Gasthaus Waldgericht in Aach oder die Rekonstruktion des Kreuzgangs in der Münsterkirche in Klosterreichenbach.

Bereits 1952 hatte sich Jäckle als Architekt selbstständig gemacht. Zur Familie gehörten vier Kinder. Von 1962 bis 1978 zog es Friedrich Jäckle an den Bodensee. Dort pflegte er den Kontakt mit angesehenen Künstlern, zu denen auch Otto Dix gehörte. Wie sich sein Sohn Ulrich erinnert, hatte er auch manche Bauprojekte mit Gemälden von Otto Dix ausgestattet. Danach kehrte Jäckle nach Freudenstadt zurück. Viele bekannte denkmalgeschützte Gebäude in der Gegend um Freudenstadt hat der Architekt während seiner Schaffensphase zu neuem Leben erweckt.

Malerei als Ausgleichzum Berufsleben

Die Malerei sah Friedrich Jäckle als Ausgleich zur beruflichen Arbeit. Sie blieb auch ein wesentlicher Bestandteil seines Lebens. Seine Ölgemälde zeichnen sich in aller Regel durch eine intensive Farbgebung, Ästhetik, durch Harmonie und die in ihnen auch zum Ausdruck kommende Suche nach dem Frieden aus. Im Lauf der Jahre entstanden eine Vielzahl von Aquarellen, Zeichnungen und Bildern in Acryl. Den Nachlass schätzt sein Sohn auf einibe Hundert Werke. Besonders in den letzten Jahren habe er in Freudenstadt viel gemalt. Sein Gesamtwerk sei weit mehr als Hobbymalerei.

Im Alter von 92 Jahren zog Friedrich Jäckle ins Martin-Haug-Stift, wo er zusammen mit seinem Sohn Ulrich und dessen Lebenspartnerin im vergangenen Jahr seinen 100. Geburtstag feierte.

Dort hatte man zu seinem Ehrentag einige seiner frühen Werke im Eingangsbereich aufgehängt.

Mit seinem Sohn unternahm Friedrich Jäckle viele gemeinsame Reisen, bei denen auch gemalt und gezeichnet wurde. Eines der letzten gemeinsamen Werke hing in seinem Zimmer im Martin-Haug-Stift.

Anfang diesen Jahres musste Jäckle nach einem Sturz ins Krankenhaus. Nach der Behandlung holten ihn sein Sohn Ulrich und seine Lebenspartnerin in ihr Haus nach Owingen bei Überlingen am Bodensee. Dort wurde er liebevoll bis zu seinem Tod am 31. März gepflegt und betreut. Die Beisetzung von Friedrich Jäckle fand auf dem Friedhof in Freudenstadt statt.