Lesung: Erfolgsautor Martin Walker zelebrierte im "Friedrichs" sein neues "Menu surprise"

Martin Walker, gebürtiger Schotte und Weltbürger, war nach sieben Jahren wieder zu Gast in Freudenstadt. Im Gepäck hatte er seinen neuen Kriminalfall mit dem Titel "Menu surprise".

Freudenstadt. In einer Gemeinschaftsaktion hatten Gudrun Krüper von der Thalia-Buchhandlung und Corinna Helfrich, Veranstaltungsleiterin von Freudenstadt Tourismus, den berühmten Autor, Historiker und Journalisten in den Schwarzwald gelockt. Martin Walker, der "Erfinder" seines Ermittlers Bruno Courrèges, war nicht allein ins Restaurant Friedrichs am Kienberg gekommen. Schauspieler Wolfgang Seidenberg las die Passagen aus dem inzwischen elften Fall des pfiffigen französischen Polizisten aus dem Périgord in deutsch im Nachgang zu Walkers Vortrag aus dem englischen Original.

Nicht allein der Krimi "Menu surpise" bestimmte den literarischen Abend. Dieser wäre unvollkommen gewesen ohne "Brunos Kochbuch", das 2015 mit dem "Gourmand World Cookbook Award" prämiiert wurde, und ohne das aktuelle Werk "Brunos Gartenkochbuch", entstanden unter der Mitarbeit von Walkers Frau Julia, einer leidenschaftlichen Köchin und Gärtnerin.

Die gastronomische Welt stand damals kopf: Ausgerechnet ein Schotte, zudem "nur" Hobbykoch, hatte die Crème der Kochkunst alt aussehen lassen. Walker lebt in Washington und im Périgord. In der französischen Kulinarik-Hochburg schlägt sein Herz besonders munter. Bruno, der frisch ernannte Chef de police, ist zuständig für das ganze Tal der Vezère. Er füllt eine Doppelrolle aus als Schutzmann und Chef de cuisine.

Kostproben zwischen den Textpassagen

Weil in Walkers Bruno-Büchern Essen, Trinken und positive französische Lebensart eine bedeutende Rolle spielen, lag dem Autor daran, seinen Gästen etwas davon mit auf den Weg zu geben. Zwischen den Textpassagen servierte das Friedrichs-Team unter der Leitung von Inhaber Oliver Widmann Kostproben nach Bruno-Rezepten wie Tarte Tatin de tomates und Zitronencreme aus dem Périgord. Dazu passte Walkers Mitbringel, ein eigener 2014er Bergerac-Roter namens Bruno. Dass die Buchpräsentation ein gelungener Abend wurde, lag in erster Linie an Martin Walkers sympathischer, offener und vitaler Art. Er bedauerte sein angeblich korrekturbedürftiges Deutsch, aber das erwies sich als pure Koketterie.

Die Geschichten und Anekdoten, geradezu hymnisch um die gesegnete Region Perigord angeordnet, mit denen er die Lesung würzte und mitunter szenisch ausgestaltete, wiesen ihn als Kenner der deutschen Sprache aus. Einmal in Fahrt, ließ Walker seiner Begeisterung freien Lauf: In Anlehnung an das "Menu surprise", in dem ebenfalls Lebensfreude im Gesang ausgedrückt wird, schmetterte er mit gutwilliger Unterstützung des Publikums die Marseillaise und gab am Ende noch ein Chanson, a cappella gesungen, von Jacques Brel zum Besten.

Martin Walkers Botschaft mit seinem Romanwerk ist eindeutig: "Leben wie Gott in Frankreich!". Angesichts von so viel Ehrerbietung an das französische Savoir vivre gerät der Plot im "Menu surprise" fast in den Hintergrund. Es gilt zwei recht unappetitliche Todesfälle aufzuklären, in die nicht nur Bruno und übergeordnete französische Polizeieinheiten, sondern auch das FBI und Scotland Yard involviert sind. Aus vertrackten politischen und familiären Zusammenhängen mit internationalen Verflechtungen schält sich aus dem über 400 Seiten starken Lesefutter schließlich die Lösung heraus. Dabei wäre es auf dem Höhepunkt fast um Bruno geschehen gewesen. Und das ist nur einer von mehreren Handlungssträngen. Aber ein Abgang Brunos wäre nicht zu vermitteln, denn wer würde sonst seine Gäste so fürstlich mit den Produkten aus dem eigenen Garten und der Region bekochen?

So wird der Chef de police wohl weiterhin den Frauen zu Gefallen leben, seinen Dienst versehen, dem Genuss frönen, mit Hector ausreiten und mit seinem Hund Balzac Gassi gehen. Die Walker-Fangemeinde, und das sind gewiss nicht wenige, wird’s freuen.

Weitere Informationen: Das Buch: Martin Walker "Menu surprise". Der elfte Fall für Bruno – Chef de police. Roman; Diogenes-Verlag Zürich 2019; 434 Seiten; 24 Euro.