Viersprurig kann man seit Dienstag in die Stadt hinaus und hinein fahren. Foto: Breitenreuter

Großes Durchhaltevermögen gefragt. In Stuttgarter Straße fast 27 Millionen Euro investiert.

Freudenstadt - Für Landrat Klaus Michael Rückert war es "ein großartiger Tag". Oberbürgermeister Julian Osswald sprach von einem "grandiosen Tag für die gesamte Stadt". Beide meinten die Freigabe des vierspurigen Ausbaus der Stuttgarter Straße, der über neun Jahre gedauert hat.

Graupelschauer gingen am Dienstag nieder, als sich am Kreisverkehr bei der Diskothek Martinique eine stattliche Anzahl von Vertretern der Stadt Freudenstadt, des Regierungspräsidiums Karlsruhe sowie der Planer und Bauunternehmer versammelte, an der Spitze Regierungspräsidentin Nicolette Kressl, Landrat Klaus Michael Rückert und Oberbürgermeister Julian Osswald.

Über eine Zufahrt zum Kreisverkehr hatte man ein schwarz-rot-goldenes Band gespannt, um zu verdeutlichen, dass es sich um eine Maßnahme des Bundes handelte. Zahlreiche Scheren durchschnitten dieses Band, dann zog sich die Gesellschaft schnell in das Restaurant Olivero zurück, wo die Bedeutung des Ausbaus der Stuttgarter Straße ausgiebig gewürdigt wurde.

Regierungspräsidentin Nicolette Kressl brachte es auf den Punkt, was viele Freudenstädter und Pendler aus der Region in den vergangenen Jahren empfunden hatten: "Man kennt Freudenstadt fast gar nicht ohne Baustelle." Viele Menschen hätten besonders im oberen Teil der Stuttgarter Straße lange Zeit mit der Baustelle vor der Tür leben müssen und großes Durchhaltevermögen gezeigt. Für die Stadt und die Region sei der Ausbau der Stuttgarter Straße (B 28) jedoch eine wichtige Maßnahme.

In einem Rückblick erinnerte die Regierungspräsidentin an die frühere zweispurige Straße mit zahlreichen "nicht verkehrsgerechten Knotenpunkten". Jetzt hätten sich Sicherheit und Schnelligkeit erhöht. Kressl ging auch auf die Vorgeschichte des Ausbaus ein, der bis in die 60er-Jahre zurückgeht. "Da war ich gerade mal geboren", warf OB Osswald ein. Das Projekt war kommunalpolitisch nicht unumstritten. Bereits Mitte der 80er-Jahre gab es einen Planfeststellungsbeschluss, der 1991 wieder aufgehoben wurde. Auch ein Bebauungsplanverfahren war nicht erfolgreich. Erst 2006 ging ein weiteres Planfeststellungsverfahren durch, das 2007 rechtskräftig wurde. Der Spatenstich war am 29. Oktober 2008.

Wie Kressl weiter erläuterte, mussten mangels geeigneter Umleitungsstrecken die Bauarbeiten durchgezogen werden, während täglich rund 22.000 Autos über die Straße rollten. Aus diesem Grund wurden vier Bauabschnitte mit wiederum 15 Unterabschnitten gebildet, deshalb wurden aus geplanten vier über neun Jahre Bauzeit und aus einer Investitionssumme von Anfangs geschätzten 18 Millionen 26,7 Millionen Euro. In Erinnerung geblieben ist vielen Freudenstädtern der spektakuläre Einbau der Brücken-Fertigteile über die Bahngleise, der mit riesigen Autokränen in der Nacht erledigt werden musste, wenn der Bahnbetrieb ruhte.

Das Geld fand die Regierungspräsidentin gut angelegt. Sie dankte den beteiligten Kommunen, die einen erheblichen Betrag investiert hätten. Die Planer, die Baufirmen und ihre Mitarbeiter im Regierungspräsidium schloss sie in den Dank ein.

Landrat Klaus Michael Rückert erinnerte sich, dass er als Regierungs-Vizepräsident seinerzeit beim Spatenstich dabei war. In Erinnerung geblieben sei ihm auch, dass er die damalige SPD-Bundestagsabgeordnete Renate Gradistanac mit Stadträtin Carola Broermann verwechselt und ihren Kollegen Hans-Joachim Fuchtel Fundel genannt habe.

Für den ländlichen Raum sei eine gute Infrastruktur besonders wichtig, um mit den Ballungsräumen mithalten zu können, betonte Rückert. Die B 28 sei der Lebensnerv des Landkreises. Mit der baldigen Realisierung der Hochbrücke in Horb würden die beiden Achsen aus dem Ost- und Westkreis weiter auf sich zulaufen. Rückert zeigte sich überzeugt, dass die dazu notwendigen Schritte folgen werden.

Für Oberbürgermeister Julian Osswald war die Verkehrsfreigabe auch ein Anlass zur Erinnerung, und zwar an den früheren OB Erwin Reichert, der im Zusammenhang mit dem Projekt viel aushalten habe müssen und ebenso an den ehemaligen Bürgermeister Gerhard Link und den Leiter des Ordnungsamts, Bernhard Schmieg, die bei der Feier dabei waren. Dass aus ursprünglich geplanten großen Ampelkreuzungen zwei Kreisverkehre innerhalb des laufenden Verfahrens geworden seien, nannte Osswald ein Zeichen der guten Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium.

Osswald wäre nicht Osswald, wenn er nicht schon weiter blicken würde. Die Ordner für das Planfeststellungsverfahren für den Tunnel seien weggeschickt. Der damalige Staatssekretär Rudolf Köberle habe bei einem Besuch zugesichert, dass nach dem vierspurigen Ausbau der Stuttgarter Straße des Bau des Tunnels beginnt. "Die Zeit läuft", betonte der OB. Er dankte dem Regierungspräsidium, dass es den Ausbau der Bundesstraße 28 "zu seiner Sache" gemacht habe. Ferner lobte er den Einsatz von Rudolf Müller von der Stadt Freudenstadt, der sich täglich mit der Maßnahme befasst habe, und Bauleiter Rolf Weigold vom Regierungspräsidium.

Als großes Ziel nannte der OB die Fertigstellung des Tunnels vor der Gartenschau 2025 und rechnete vor, dass das vom Zeitablauf auch möglich wäre. Als kleinen Wermutstropfen für alle Autofahrer, die auf der neuen Straße jetzt ein bisschen zuviel aufs Gas drücken, kündigte er an, dass die Stadt noch einen stationären Blitzer aufstellen werde.

Seite 2: Daten und Kosten

Daten der Straßenbaumaßnahme:

 Ausbaulänge der B 28:  2,047 Kilometer.

 Fahrbahnbreite: 6,5 Meter je Richtungsfahrbahn.

 Erdarbeiten: rund 40 000 Kubikmeter.

 Asphalt: rund 60 000 Quadratmeter.

Kosten:

 Gesamtkosten: 26,7 Millionen Euro.

 Anteile: Bund 22,6 Millionen Euro; Landkreis 1,28 Millionen Euro; Stadt Freudenstadt: 2,82 Millionen Euro.

 Wesentliche Einzelkosten: Straßenbau 10,21 Millionen Euro; Brücke über die Bahngleise 4,18 Millionen Euro; Brücke über die Bundesstraße 294 3,02 Millionen Euro; Geh- und Radwegbrücke 1 Million Euro; Bepflanzung 0,64 Millionen Euro.