Die Filiale der BW-Bank an der Ecke Marktplatz/Loßburger Straße wird am 31. März geschlossen. Foto: Breitenreuter

Hohe notwendige Ausgaben für Modernisierung rechnen sich für Freudenstadt angeblich nicht.

Freudenstadt - Hiobsbotschaft für die Kunden der BW-Bank: Die Filiale in Freudenstadt wird am 31. März geschlossen und mit der Filiale in Calw zusammengelegt.

Der Strukturwandel in der Bankenlandschaft scheint sich fortzusetzen. Die Kreissparkasse dünnt ihr Filialnetz aus. Jetzt also auch die BW-Bank, die zur LBBW-Gruppe (Landesbank Baden-Württemberg) gehört. Die Kunden der Freudenstädter Filiale erhielten einen freundlichen Brief, in dem die Schließung angekündigt wird. Die Zeit bringe Veränderungen mit sich, heißt es darin. Serviceleistungen der Bank würden heute immer mehr am Selbstbedienungsterminal oder online vorgenommen.

Gleichzeitig, so heißt es in dem Brief weiter, erwarteten die Kunden bei Bedarf ein hoch qualifiziertes Beratungs- und Leistungsangebot. Dies erfordere größere und leistungsstarke Standorte. Deshalb habe man sich für die Zusammenlegung der Freudenstädter Filiale mit der in Calw am Standort Calw entschlossen.

Warum Calw der neue Filial-Standort ist, erläutert auf Anfrage unserer Zeitung Alexander Braun, Sprecher der BW-Bank in Stuttgart: Grund sind angeblich die Räume an der Ecke Marktplatz/Loßburger Straße. "Wir müssten einen hohen Aufwand betreiben, um sie baulich auf den neuesten Stand zu bringen", sagt er. Diese Ausgaben rechneten sich für eine Filiale dieser Größe nicht.

Die BW-Bank, beziehungsweise die Vorgänger Landesgirokasse und Württembergische Landessparkasse, gibt es seit Jahrzehnten in Freudenstadt. Insofern geht im März eine Ära zu Ende. Doch auch strukturelle Änderungen spielen für die Entscheidung eine Rolle. Wie Alexander Braun erläutert, habe die BW-Bank ihr Privatkundengeschäft 2015 neu aufgestellt und etliche Filialen in Beratungscenter umgewandelt. Freudenstadt sei davon allerdings nicht betroffen gewesen.

Bargeld gibt es an den Automaten der Sparkassen

Jetzt habe man diese Entscheidung auf den Prüfstand gestellt und sei zu der Erkenntnis gekommen, dass der persönliche Service für die Kunden doch sehr wichtig ist. Aus diesem Grund werde es in Zukunft wieder mehr Filialen geben. Ziel seien Ende dieses Jahres 100 Filialen mit Komplettservice und 120 SB-Standorte. Momentan seien es nur 90 Filialen und 40 Beratungscenter sowie 92 SB-Standorte.

Freudenstadt sei dagegen ein Einzelfall, erklärt Braun. Wegen der anstehenden Investitionen werde der Standort geschlossen. Nicht mal ein Geldautomat bleibt übrig. Doch die Kunden der BW-Bank könnten deutschlandweit an jedem Automat der Sparkassen Geld abheben. Denn die BW-Bank gehöre zur Sparkassen-Finanzgruppe, beruhigt Braun.

Wer Bankgeschäfte aber nicht online erledigen kann oder will und seine Überweisungen noch ausfüllt, muss sich nach Calw begeben, um diese einzuwerfen. Der Überweisungskasten werde in Calw täglich geleert, verspricht die BW-Bank in ihrem Kundenschreiben. In Freudenstadt wird es nicht mal mehr einen Briefkasten der Bank geben.

Betreut werden die Kunden aus Freudenstadt und Umgebung in Zukunft von Calw aus. Die Ansprechpartner blieben gleich, denn von vier Mitarbeitern, die derzeit in Freudenstadt das Privatkundengeschäft abwickeln, gingen drei nach Calw. Das Unternehmens- und Auslandskundengeschäft werde ohnehin nicht standortbezogen abgewickelt, erläutert der Sprecher der BW-Bank. Hans-Jürgen Böckle, der seit 20 Jahren in Freudenstadt die Filiale leitet, zieht auch nach Calw um. Er führe zurzeit Gespräche mit den Kunden, die sich durch die Schließung der Filiale in Freudenstadt verunsichert fühlen, erklärt Braun. In Calw werde Böckle weiter für die Freudenstädter Kunden da sein. Was mit den Räumen der Bank nach dem 31. März passiert, vermag Alexander Braun nicht zu sagen. Das Gebäude in bester Geschäftslage von Freudenstadt sei von der BW-Bank angemietet.

Info: Umbruch in der Bankenwelt

Die Bankenwelt befindet sich scheinbar in einer größeren Umbruchphase. Anfang vergangener Woche kündigte die Kreissparkasse in Freudenstadt an, 13 Filialen im Landkreis zu schließen. Manche davon werden in Selbstbedienungsstandorte umgewandelt – dennoch ein gewaltiger Einschnitt. Die BW-Bank macht gleich ihr gesamtes Domizil in Freudenstadt dicht. Für die Kunden ist es nach Calw zur Erledigung von Bankgeschäften, wie beispielsweise Kredite, ein weiter Weg. Und auch die Volksbank Horb-Freudenstadt befindet sich laut Vorstand Dieter Walz in einem internen Entscheidungsprozess, der bis Jahresmitte abgeschlossen sein soll.

Als kleines Trostpflaster bieten die Kreditinstitute auch die persönliche Beratung zuhause an, wenn es anders nicht möglich ist.