Julia Knauer mausert sich innerhalb von drei Jahren zur Nationalspielerin

Von Eberhard Wagner

Julia Knauer ist Kanupolo-Spielerin aus Leidenschaft. Und eine sehr erfolgreiche dazu. Nur gut drei Jahre nach ihrem ersten Kontakt mit der Sportart spielt sie bereits im schweizer Nationalteam mit.

Aufmerksam auf den Paddelsport mit Ball wurde die Wiesenstetterin 2008 anlässlich einer Präsentation der Kanupoloabteilung des ASV Horb. Dort ließ sie sich von den Initiatoren Lars-Jan Helbig und Sebastian Blume zu einem Probetraining auf dem Neckar überreden, und ihre Neugier auf diese Randsportart wurde belohnt. Schon nach wenigen Minuten auf dem Wasser wusste sie: Das würde ihre künftige Sportart sein. Und das trotz eines Einstiegs mit allen Härten.

"Ich habe oft unfreiwillig gebadet im Neckar", gesteht die heute 17-jährige, "ich hatte natürlich keinerlei Kontrolle über das Kanu und meinen Körper." Dennoch kam sie fortan dreimal wöchentlich ins Training und lernte dabei schnell, das Kanu auszubalancieren. 2009 durfte sie dann auch bei mehreren Turnieren in der Schweiz antreten.

Im Nachbarland herrscht ein anderes Spielsystem, so dass die junge Spielerin erste Erfahrungen sammeln konnte – was sie offensichtlich auch gut machte. Denn aus der Schweiz kam 2011 eine E-Mail, die weitere sportliche Hoffnungen weckte.

Julia Knauer wurde eingeladen zu einem "Niveau-Test" zwecks Zusammenstellung einer Schweizer Nationalmannschaft. Nationaltrainer Christian Doppler erinnert sich noch gut an die ersten Eindrücke von der jungen Wiesenstetterin und hegte die Hoffnung, dass das Talent alle Tests bestehen würde. Julia Knauer schaffte es, und Doppler freute sich, ihr die Aufnahme in den Schweizer Damen-Nationalkader anbieten zu dürfen.

Knauer sagte sofort zu, obwohl sie inzwischen auch für das Damenteam des FC Philippsburg spielte. Mit dieser Mannschaft hegt Julia Knauer große Pläne: "In diesem Jahr will sie nach ihrem Abitur unbedingt an den Deutschen Meisterschaften teilnehmen. "Wir peilen natürlich den Titel an", erklärt sie lächelnd und dennoch ernst, denn "irgendein Ziel braucht man ja, um ehrgeizig zu sein."

Auch Julia Knauers Familie nimmt an den Kanupoloturnieren teil: Schwester Lisa (16) spielt aktiv beim ASV Horb, Mutter Ute ist Ärztin in Oberndorf und betreut die ASV-Turniere medizinisch.

Das Schweizer Nationalteam hat bislang nur acht Spielerinnen, und eine davon wird künftig Julia Knauer sein. Bei ihrem ersten Turnierspiel für die Schweiz am Wochenende im Horber Hallenbad machte sie bereits die ersten Erfahrungen.

Trainer Doppler nahm zufrieden zur Kenntnis, dass sich sein neuer Schützling hervorragend in das Mannschaftsgefüge einreihte. Bereits im April steigt das erste Nationalspiel in Göttingen, wegen des Abiturs wohl aber noch ohne die Wiesenstetterin. Weitere Pläne des Trainers gehen in Richtung Europacup, wo dann weitere 15 Damenmannschaften auf die Schweiz und Julia Knauer warten.

"Bis dahin müssen wir noch an Ausdauer, Kraft, Dynamik und Ballbeherrschung arbeiten", sagt Christian Doppler, "Handballtraining eignet sich zum Beispiel gut dafür."

Julia Knauer steht bereit, für die Schweizer Damennationalmannschaft ihr Bestes zu geben – ebenso wie mit Philippsburg um den deutschen Meistertitel zu kämpfen.