Bei der Vernissage (von links): Schulleiter Armin Wüstner (ESS), Oberstudienrätin Birgitt Michalek, Schulleiter Klaus Schierle (LBS), die stellvertretende Schulleiterin Ursula Wolf (HSS), Landrat Klaus Michael Rückert und Pfarrer Hans-Jürgen Scholz. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder Bote

Ausstellung: Rund 50 Exponate

Freudenstadt. Im Foyer des Beruflichen Schulzentrums Freudenstadt ist die Ausstellung "Yad Vashem" installiert. Rund 50 Exponate konfrontieren das Publikum mit dem Völkermord der Nazis an den Juden. Die Präsentation ist ein Fanal gegen den neuen Antisemitismus.

Yad Vashem ist die Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem. Unterteilt ist die Wanderausstellung in die Bereiche "Besa" ("Ehrenwort") und "…kein Kinderspiel". Initiiert wurde die Schau in Freudenstadt von Hubert Welt vom Netzwerk für Wertevielfalt im Nordschwarzwald, Pfarrer Hans-Joachim Scholz aus Gernsbach, Vorstandsmitglied des deutschen Freundeskreises für Yad Vashem, und Oberstudienrätin Birgitt Michalek als Sprecherin des hiesigen Bündnisses gegen Rechtsextremismus und für Toleranz und Vielfalt.

Die Ausstellung ist eingebettet in die aktuellen zahlreichen Veranstaltungen des Netzwerks für Wertevielfalt, namentlich des "Festi-Walls 2018 für ein friedliches Miteinander". Birgitt Michalek begrüßte das Publikum aus Honoratioren, Schulleitern, Lehrern und Schülern. Die Lehrerin von der Eduard-Spranger-Schule sprach sich deutlich aus für einen respektvollen, toleranten Umgang der Menschen untereinander. Mit den Angeboten des "Festi-Walls" sollten "Mauern in den Köpfen" abgebaut und der Dialog gefördert werden.

Abteilung für albanischen Retter

Als ein "Herzensanliegen" bezeichnete Landrat Klaus Michael Rückert die Präsentation. Das Thema Antisemitismus sei als Bestandteil des Unterrichts unverzichtbar. Die Schrecken des Naziterrors markierten eine geschichtliche Epoche, die nicht dem Vergessen oder Verdrängen anheimgegeben werden dürfe. Die Jüngeren trügen zwar keine Schuld an den Verbrechen, wohl aber Verantwortung dafür, dass sich so etwas nicht wiederholen könne.

Von gewisser Seite würden Werte, die das Grundgesetz vorgebe, bedroht. Dazu zähle die unantastbare Würde eines jeden Menschen. Die Grundrechte zu verteidigen sei für ihn eine Kardinalpflicht der demokratischen Gesellschaft.

In die Ausstellung führte Hans-Joachim Scholz ein. Die Exponate für "Besa" sind ausschließlich albanischen Rettern gewidmet. Der Begriff "Gerechter unter den Völkern" kommt aus dem Talmud und erklärt die Gebote und Verbote der Tora, also des Gesetzes Mose.

Außergewöhnlichen Mut gezeigt

Yad Vashem verleiht diesen Titel Nichtjuden, die während des Holocausts Juden gerettet haben. Der Auszeichnung liegen strenge Kriterien zugrunde. Etwa 26 000 Menschen wurden als "Gerechte unter den Völkern" anerkannt, darunter etwa 600 Deutsche. "Besa" dokumentiert zwölf von 69 Rettergeschichten aus Albanien.

Das Besondere an ihnen ist: Die Retter waren allesamt Muslime. Ein Beispiel für diesen Mut tritt in der Dokumentation zutage: "Mein Vater nahm vier jüdische Familien auf und sagte: ›Jetzt sind wir eine Familie. Wir werden euch mit unserem eigenen Leben verteidigen.‹" Der Fotograf Norman Gershman besuchte über viele Jahre hinweg muslimische Familien in Albanien lichtete sie für die Fotoschau ab.

Der zweite Ausstellungsteil mit dem Titel "…kein Kinderspiel" führt berührende Aufnahmen vor Augen. Sie machen an einzelnen Schicksalen sichtbar, wozu der Naziterror fähig war. Unter den sechs Millionen ermordeten Juden waren etwa eineinhalb Millionen Kinder. Nur wenige tausend Kinder überlebten. Diese Ausstellung erzählt die Geschichte ihres Überlebens beziehungsweise des Bemühens der Kinder, am Leben zu bleiben. Abschließend lud Scholz das Publikum zum Besuch der Gedenkstätte in Jerusalem ein.

Die Vernissage wurde instrumental und vokal begleitet von der Gruppe Maseltov. Sie hat sich schwerpunktmäßig dem jüdischen Liedgut verschrieben.

Weitere Informationen: Die Ausstellung im Beruflichen Schulzentrum ist bis Freitag, 26. Oktober, zu besichtigen.