Alles wird gut: Aschenputtel hat das Herz des charmanten Prinzen erobert. Fotos: Brändle Foto: Schwarzwälder-Bote

Theater Liberi macht Musical Aschenputtel im voll besetzten Kurtheater zum Erlebnis für die ganze Familie

Von Diana Brändle

 

Freudenstadt. Trotz moderner Konkurrenz von Lillifee und Co. erzählen viele Eltern ihren Kindern auch heute noch gerne Grimms Märchen. So verwundert es nicht, dass das Kurhaus an diesem Nachmittag aus allen Nähten platzt. Aschenputtel hat sich angekündigt.

Ein Blick durchs voll besetzte Kurtheater sagt alles: Rund 500 Gesichter – Omas, Opas, Papas, Kinder und zugegeben viele, viele Frauen – freuen sich auf eine Reise in die Märchenwelt. Viele komplette Familien sitzen da beieinander. Auffallend viele Männer und Jugendliche, die man wohl eher nicht in einem Kitsch-Theaterstück erwarten würde, finden sich auf den Rängen. Märchen verbinden die ganze Familie.

"Wir gucken Aschenputtel jedes Jahr zu Weihnachten an, das ist einfach eine Tradition. Mama hat jetzt Karten für die ganze Familie gekauft", hört man von jungen Leuten, die den Nachmittag ganz uncool mit ihren Eltern im Kurtheater verbringen und sich anschauen wollen, ob dieser Märchenzauber auch live auf der Bühne funktioniert. Grimms Märchen tragen diesen gewissen Zauber in sich, der an die eigene Kindheit erinnert. Damals konnte man noch hemmungslos träumen, staunen, weinen und hoffen. Das Theater Liberi hat diesen Zauber eingefangen und reist mit mehreren Ensembles und verschiedenen Aufführungen durch ganz Deutschland. Passend zur Winterzeit, wo alljährlich Grimms Märchen über die Fernseh-Bildschirme flimmern, ist das Ensemble im Süden mit "Aschenputtel – das Musical" auf Tour. Wunderschön inszeniert, mit stimmungsvoller Beleuchtung und traumhaften Liedern bringen die vier Darsteller das Märchen in einer etwas moderneren Fassung auf die Bühne. Die Frauen schmachten und sind von Bühnenbild, Musik und der romantischen Geschichte entzückt, während es für die Kleinen mit vielen Blödel-Stellen jede Menge zu lachen gibt. Das hält sie bei Laune.

Kleine Abweichungen vom Original

So schließen die Besucher schnell den tollpatschigen Oskar – Kumpel des Prinzen – ins Herz, den Verena Stier herrlich verkörpert. Auch in ihrer zweiten Rolle als Aschenputtels Schwester und kleines Dummerchen heimst sie viele Lacher ein. Es sind diese beiden Charaktere, in denen sich die Kinder selbst wiederentdecken. Da muss man Vorschriften befolgen, viel Neues lernen und ist irgendwie immer an allem schuld.

Hier und da gibt es kleine Abweichungen vom Original, Tauben flattern nicht durch den Saal, sondern nur auf der Leinwand, statt drei Zaubernüssen erfüllt sich Aschenputtel ihre Wünsche mit "einer Handvoll Nichts", und die gute Fee und den verrückten Stoffhändler sucht man in Grimms Aschenputtel auch vergeblich. Das Theater Liberi hat dadurch aber eine gelungene Mixtur geschaffen, die jeden Geschmack bedient.

Auch nach 100 Minuten sitzen die Jüngsten noch gebannt in ihren Sesseln, rufen Prinz Karl (Andreas Syrowatka) bei seiner Suche nach der Besitzerin des verlorenen Schuhs Tipps zu, und die Muttis schluchzen und jubeln mit, als der hübsche Prinz schlussendlich vor seiner Herzensdame kniet und Aschenputtel zur Prinzessin wird.

Nach der Aufführung blickt man in staunende Kinderaugen. Auch drei Mädels vom Kniebis sind hin und weg. "Das war sooooo schön", schwärmt die kleine Tikva. Sie feiert heute ihren Geburtstag und hat gleich ihre Freundin Nathalie und Schwester Zipporah mit zum Musical gebracht. Selbstverständlich kennen sie das Märchen von Aschenputtel schon längst, von Mamas Erzählungen, aus Büchern und von CDs. Die Geschichte jedoch einmal live mitzuerleben, im großen, dunklen Saal und als Musical inszeniert, das ist dann aber doch noch mal etwas ganz Besonderes. Da fühlen sich Kinder wie Erwachsene und Erwachsene wieder wie Kinder. Ein Erlebnis für die ganze Familie eben.