Bei der Druckerei schlott müssen die ersten Mitarbeiter gehen. Am 1. Mai ist ein Protestumzug geplant. Foto: SB-Archiv

Schließung von schlott nimmt seinen Lauf. Trauerzug durch die Stadt am 1. Mai geplant.

Freudenstadt - Der "Tag der Arbeit" wird am Sonntag für etliche Mitarbeiter der Freudenstädter Firma schlott Tiefdruck zum Tag der Arbeitslosigkeit. Just an diesem Termin verlieren 67 Beschäftigte ihren Job. Bis Ende Juli werden es um die 300 sein.

Denn bei schlott in Freudenstadt gehen demnächst wohl tatsächlich die Lichter aus. Alles deutet darauf hin. Die Chance, dass sich zur Rettung des insolventen Betriebs noch ein Investor findet, ist rein theoretischer Natur. Bereits gestern wurde es bitterer Ernst für 67 schlott-Mitarbeiter. Sie bekamen vom Bevollmächtigten des Insolvenzverwalters Beck aus Nürnberg mitgeteilt, dass sie ab 1. Mai freigestellt sind.

Keine neuen Druckaufträge

Man benötigt sie für die Produktion nicht mehr, die zwar in der Druckerei noch läuft, doch nur noch eingeschränkt, weil keine neuen Druckaufträge mehr eingehen. Freistellung bedeutet, so erläutert der Betriebsratsvorsitzende Ivan Bebek, dass die Kündigung gegenüber diesen Mitarbeitern noch nicht ausgesprochen wurde. Weil aber der Insolvenzverwalter die Massenunzulänglichkeit erklärt hat, können Mitarbeiter ohne die Einhaltung von Fristen freigestellt werden, weil sie nicht mehr bezahlt werden können.

Bebek rechnet damit, dass alle Mitarbeiter die Kündigung zum 31. August erhalten, dass sie aber auf dem Weg der Freistellung ab dem 31. Juli keine Jobs mehr haben. Über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan werde im Mai verhandelt, so Bebek. Die bereits jetzt Betroffenen seien nach Kriterien der Produktion ausgewählt worden. Der Betriebsrat habe dabei kein Mitspracherecht.

"Für viele war es ein persönlicher Schock", schilderte Ivan Bebek die Stimmung bei schlott am gestrigen Donnerstag. Vertreter der Agentur für Arbeit seien vor Ort gewesen und hätten mit den Mitarbeitern gleich die nötigen Formalitäten erledigt, damit sie ihr Arbeitslosengeld bekommen. Dies sei freilich ein schwacher Trost gewesen.

Am "Tag der Arbeit" wollen die Freudenstädter Mitarbeiter der schlott gruppe ihre Enttäuschung und Trauer um ihren Arbeitsplatz öffentlich zum Ausdruck bringen. Am Sonntag, 1. Mai, startet an der Firma in der Wittlensweiler Straße ein Trauerzug, der sich über den Marktplatz bis zur Maikundgebung der IG Metall in der Gottlieb-Daimler-Straße bewegt. Bereits am Start, so Bebek, wird der Freudenstädter Holger Egger vom Fachbereich öffentlicher Dienst der Gewerkschaft ver.di eine Solidaritätsbekundung abgeben. Auf dem Marktplatz ist ein Beitrag der Bezirkssekretärin von ver.di, Irmgard Tauss, geplant. Beim Maifest der IG Metall wird Betriebsratsvorsitzender Ivan Bebek das Wort ergreifen.

Er schätzt, dass am Trauerzug rund 200 Teilnehmer bestehend aus Mitarbeitern und deren Familien sowie Sympathisanten mitlaufen. "Schließlich gehen 64 Jahre schlott zu Ende", sagt Bebek. Es sei für ihn und seine Kollegen nicht irgendein Arbeitsplatz, sondern immer "der Schlott" gewesen. "Wir sind traurig und wollen den Freudenstädtern zeigen, dass es uns nicht gut geht", begründet der Betriebsratsvorsitzende die Aktion am 1. Mai.

"Chance tendiert gegen Null"

Marco Walz, Sprecher der schlott gruppe, bestätigte gestern die Freistellung der Mitarbeiter zum 1. Mai. Dass es endgültig vorbei ist mit der Freudenstädter Tiefdruckerei, will er noch nicht bestätigen. Ein Hintertürchen sei wohl noch offen. "Doch die Chance tendiert gegen Null", drückt Walz sich aus. Der juristische Firmensitz der schlott gruppe sei immer noch Freudenstadt. Aus diesem Grund seien auch Mitarbeiter der Aktiengesellschaft, die noch in Freudenstadt verblieben sind, von Freistellungen betroffen. In der insolventen Gruppe habe der Insolvenzverwalter lediglich die Druckerei u.e. sebald in Nürnberg sowie die dortige Werbeagtenur verkaufen können.

An dem Betrieb in Landau habe nach seinen Informationen immer noch der Vorstandsvorsitzende Bernd Rose Interesse. Offen ist demnach noch, was mit den anderen Standorten passiert. Nicht auszuschließen ist folglich, dass es in anderen Städten weitere Entlassungen bei der einst über 2000 Mitarbeiter zählenden schlott gruppe gibt.