Fiddlemusik mit Showelementen in Vollendung. Einen Gastauftritt bei "Scott Woods & Band" mit (von links) Steve Piticco, Kendra Norris, Scott Woods und Linsey Beckett hatte Tourneemanagerin Kristine Schmidt-Köpf (rechts). Foto: Keck Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: "Scott Woods & Band" setzt beim Rudert-Festival erneut ein Ausrufezeichen

Zweite Veranstaltung in diesem Jahr – zweites Spitzenereignis: Schon zum Beginn setzt das Rudert-Festival für die weiteren neun Konzerte Maßstäbe. "Scott Woods & Band" setzte noch eins drauf.

Freudenstadt. Entsprechend gut gelaunt trat Mit-Geschäftsführer Johannes Ruoss vor dem Auftritt von "Scott Woods & Band" im voll besetzten Musikhaus ans Mikrofon und stimmte in der ihm eigenen, unverkrampften Weise das Publikum auf den Abend ein.

Auf seiner neuen Deutschland-Tournee legte der kanadische Fiddle-Champion Scott Woods mit seiner Truppe wie 2016 auch einen Zwischenstopp in Freudenstadt ein – in der Gewissheit, eine erwartungsfrohe Fangemeinde anzutreffen. "Fiddling up a storm" lautet das Tourneemotto, und tatsächlich beschwor das Quartett – zwischendurch verstärkt durch einen Gastauftritt von Tourneemanagerin Kristine Schmidt-Köpf an der Geige – ein musikalisches Gewitter herauf.

Was die vier beziehungsweise fünf instrumental und vokal in Szene setzten, verzückte ihre Gäste im Verlauf des zweistündigen Konzerts ein ums andere Mal. Aber damit nicht genug. Showelemente würzten ihr Gastspiel zusätzlich: Scotts Woods’ akrobatische Einlagen wie sein "Trick fiddling" mit spektakulären Flugrollen oder dem Balanceakt auf einem Bierfass provozierten beim Publikum laufend frenetischen Zwischenapplaus und belegten, dass Woods sein Instrument sowohl in der Horizontalen als auch Vertikalen virtuos zu handhaben weiß. Das Erstaunliche: Da verzieht sich nicht eine Saite. Der "wirbelnde Geiger" beherrscht neben der Fiddle gleich mehrere Instrumente.

Linsay Beckett erwies sich in mehrfacher Hinsicht als ein Hingucker. Die zarte Blondine schaffte es, selbst bei ihren rasanten Stepdance-Einlagen ihr gewinnendes Lächeln zu konervieren, fügte sich an der Fiddle in das harmonische Klangbild ein und zupfte routiniert den Elektrobass. Gesanglich rief sie Erinnerungen an die goldenen Zeiten der Countryladys wach. Vielleicht rührt ihr frischer Charme ja daher, dass sie erst vor kurzer Zeit in den ehelichen Hafen eingelaufen ist.

Fliegende Finger und fliegende Musiker

In der Beckett- ist wie in der Woods-Familie die Tradition der Fiddlemusik über Generationen hinweg weitergegeben worden. Kendra Norris ist die Schwester von Scott Woods. Die studierte Musiklehrerin hat, wie ihr Bruder, früh eine musikalische Ausbildung genossen und solo und mit ihm zusammen Preise gewonnen. Zum satten Klangvolumen der Band trägt sie mit Fiddle, Klavier und Gesang bei. Außerdem ist sie als Komponistin hervorgetreten.

Als Gitarrist der Extraklasse erwies sich Steve Piticco. Liebhaber dieses Instruments können sich nicht sattsehen an den fliegenden Fingern, mit denen der mehrfach preisgekrönte Musiker die Saiten bearbeitet. Der Sound, den er nicht nur bei Countrystücken seiner Elektrogitarre entlockt, ist ein Fest für die Ohren, wobei alles so unangestrengt wirkt, selbst die rasanten Picking-Elemente.

Von Kanada nach Freudenstadt: Diesen Schritt von "Scott Woods & Band" inszenierte Tourneemanagerin Kristine Schmidt-Köpf. In Baiersbronn aufgewachsen und dort wie in Freudenstadt mit gymnasialer Bildung ausgestattet, lernte sie Woods im Rahmen eines Austauschjahres kennen. Er war es, der ihr den Glauben an ihre verschütteten Geigenkünste zurückgab. Dass sie beim Konzert des Rudert-Festivals mitwirken durfte, betrachtete sie als ein Privileg.

Johannes Ruoss ließ es sich nicht nehmen, selbst Hand an das Mischpult zu legen und das Konzert in den richtigen Sound zu betten. "Scott Woods & Band" pflegt die musikalische Richtung von "Old Time Fiddle", die sich in Nordamerika bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts aus dem irischen, schottischen und französischen Folk der Einwanderer entwickelt und die Country- und Blue-grassmusik gefördert hat.