Für Kinder ist ein Kindergarten ein Abenteuerspielplatz. Ihre Eltern müssen für die Betreuung alle zwei Jahre ein bisschen mehr bezahlen. Foto: Brändle

Gemeinderat beschließt Erhöhung der Kindergartenbeiträge, wünscht sich aber eine beitragsfreie Kinderbetreuung.

Freudenstadt - 270.000 Euro im Jahr würde es die Stadt kosten, wenn sie das letzte Kindergartenjahr beitragsfrei anbiete. Zu teuer, sagt die Stadtverwaltung. Sie empfahl dem Gemeinderat eine Erhöhung der Kindergartenbeiträge. Wer in Freudenstadt und den Stadtteilen sein Kind in einem städtischen oder kirchlichen Kindergarten betreuen lässt, bezahlt mit den derzeitigen Kindergartengebühren gerade einmal zwölf Prozent der Kosten je Platz. Kommunale Landesverbände wie der Städtetag streben einen Deckungsgrad der Betriebskosten von 20 Prozent an.

Der Gemeinderat war sich unschlüssig, gab aber mit acht Gegenstimmen und zwei Enthaltungen letztlich grünes Licht für die Erhöhung. Für Familien mit einem Kind im Kindergarten sind damit ab dem Kindergartenjahr 2013/14 102 statt bislang 99 Euro und 2014/15 105 Euro fällig. Bei zwei Kindern erhöht sich der Betrag von 76 auf 78 und 2014/15 auf 81 Euro. Bei drei Kindern sind es bislang 50, 2013/14 51 und 2014/15 53 Euro. Für Familien mit vier Kindern und mehr wurde der Betrag von 16 auf 17 Euro angehoben. Die zweite Erhöhungsstufe bleibt aus.

Entsprechend teurer wird es bei Kindergärten mit verlängerten Öffnungszeiten. Hier gelten ab 2013/14 folgende Beträge: Familie mit einem Kind 112 Euro (bisher: 109 Euro), mit zwei Kindern 86 Euro (84 Euro), drei Kindern 56 Euro (55 Euro) und vier Kindern 19 Euro (18 Euro). Für das Kindergartenjahr 2014/15 erfolgt in einer zweiten Stufe eine Erhöhung um weitere vier Euro bei einem Kind, drei Euro bei zwei Kindern und zwei Euro bei drei Kindern. Die Erhöhungen in den Regelkindergärten gelten jeweils ab 1. September 2013 und 1. September 2014. Zudem werden die Beiträge in den städtischen Ganztagesgruppen um rund drei Prozent erhöht.

Petra Weinbrecht: Personal- und Sachkosten steigen

Zu teuer? Mit der Erhöhung reagiert die Stadtverwaltung auch auf steigende Personal- und Sachkosten, die Petra Weinbrecht, Leiterin des Amts für Bildung, Familie und Sport auf rund drei Prozent schätzt. Natürlich blickt mancher da neidvoll zu den Nachbarländern Bayern und Rheinland-Pfalz hinüber, wo die Kindergartengebühren mittlerweile gestrichen wurden. "Schade, dass wir nicht CSU regiert sind", frotzelte Eberhard Haug (SPD). Bärbel Altendorf-Jehle (Bürgeraktion) empfindet die Gebührenerhöhung gar als falsches Zeichen: "Man will sich familienfreundlich geben und erhöht dann die Kindergartengebühren." Wenn der Deckungsgrad ohnehin gering sei, könne man doch auch ganz darauf verzichten. Dass der Fehlbetrag bei 299 Kindern allein bei einem beitragsfreien letzten Kindergartenjahr 270 000 Euro beträgt, überraschte dann doch. Allerdings: In dem Betrag enthalten ist eine Art Ausfallersatz für die freien Kindergartenträger über Abmangelverträge mit der Stadt. Würde es diese finanzielle Verpflichtung nicht geben, wären es 43 000 Euro.

"Ich muss mir das als Stadt auch leisten können", verwies Oberbürgermeister Julian Osswald auf die schwierige städtische Haushaltslage. Bei einem Deckungsgrad von zwölf Prozent werde Niemand finanziell überfordert. Da würden im Vergleich die Friedhofsgebühren einen höheren Deckungsgrad erreichen. "Sogar sterben ist teurer", provozierte der OB, der die alle zwei Jahre aufflammende Diskussion kritisch sieht. Stadtrat Andreas Bombel (CDU) gab Osswald Recht. "Wir kommen aus einem Jahr mit einem Nachtragshaushalt. Da halte ich es für falsch zu sagen, dass wir das Geld nicht brauchen."

Beate Gernsheimer (FWV) forderte von der Stadtverwaltung und den freien Trägern eine kundenorientierte Denkweise: Eltern sollten für die Betreuung ihrer Kinder in jedem Kindergarten in Freudenstadt die selben Beiträge zahlen müssen. Die Finanzierung und Ausgaben der Kindergärten einmal genauer unter die Lupe zu nehmen, regte Elisabeth Gebele (Bürgeraktion) an. Sie wünscht sich einen intensiven Diskussionsprozess im Ausschuss.