Ja zur Innenstadt: Das Einzelhandelskonzept 2030 ist abgesegnet. Foto: Rath

Gemeinderat segnet Entwicklungskonzept mit großer Mehrheit ab. Zentrum soll gestärkt werden.

Freudenstadt - Kompass für das "Kaufhaus Freudenstadt": Der Gemeinderat hat am Dienstag dem Einzelhandelskonzept zugestimmt – mit einer Änderung und bei drei Gegenstimmen.

Das Konzept, ausgearbeitet von der Imakomm-Akademie, soll aufzeigen, wo die Stadt mit ihrem Einzelhandel steht und wohin sie sich in den nächsten zehn Jahren entwickeln soll, um Erfolg zu haben. Laut Imakomm-Sprecher Matthias Prüller hat Freudenstadt in der Vergangenheit "einiges richtig gemacht". Freudenstadt sei "ein starker Standort". Und es sei noch Potenzial vorhanden.

Während das Papier für Handels- und Gewerbeverein sowie Citymanagement Leitfaden ist, wie Zentrum und Geschäfte mit Leben und Kunden gefüllt werden können, zeigt das Konzept für Rat und Verwaltung auf, was städtebaulich getan werden sollte. Neu durch die Beschlusslage am Dienstag: Zwar soll innenstadtrelevanter Handel auf der grünen Wiese vermieden werden. Allerdings will die Stadt grundsätzlich auch Einzelhandel im Industriegebiet Wittlensweiler zulassen – jedoch nur im Einzelfall und nach eingehender Prüfung auf mögliche Folgen für die Innenstadt.

Die politischen Eckpunkte sind bekannt: Innenstadtrelevanter Einzelhandel soll der Innenstadt vorbehalten bleiben, die sich für Imakomm grob vom Bereich um den Stadtbahnhof bis zum Kurhaus und von der Bahnhofstraße auf Höhe Landratsamt bis zur Murgtalstraße erstreckt. Bestehende Geschäfte genössen hierbei Bestandsschutz, auch wenn sie außerhalb der Zone liegen.

Prüller empfiehlt einen "Frequenzbringer" wie einen Drogeriemarkt im Bereich Stadtbahnhof und einen Nahversorgungsmarkt mit 1900 Quadratmetern Verkaufsfläche am Hauptbahnhof. Das ehemalige Kaufhaus Nestle in der Stuttgarter Straße solle neu überplant werden. Für das Technische Rathaus schlägt Prüller eine neue Nutzung durch Einzelhandel vor.

Einkaufsmarkt am Hauptbahnhof

In Bauabschnitt zwei des Schwarzwald-Centers rät die Imakomm zur Ansiedlung eines Bio-Supermarkt mit 950 Quadratmetern, die Erweiterung des bestehenden Supermarkts um 450 Quadratmeter und die Erweiterung des bestehenden Getränkehandels auf 900 Quadratmeter. Die Möglichkeit, sich in der Stadt mit den Dingen des täglichen Bedarfs einzudecken, ziehe Kundschaft an und stärke damit den Facheinzelhandel. Das deckt sich mit der Erfahrung der Händler in der Loßburger Straße, die den Abzug des dortigen Drogeriemarkts bis heute bedauern.

Für OB Julian Osswald fehlt in Freudenstadt ein Geschäft für Babyartikel. Er nannte dies in einem Zug mit der Öffnungsklausel für das Industriegebiet, die lediglich eine "Option" darstelle, keinen "Freibrief" für Einzelhandelsansiedlung dort.

Axel Reich (CDU), selbst Einzelhändler, grantelte mit der Erweiterung des Schwarzwald-Centers. Einigen in der Stadt sei es schon jetzt groß genug. Der OB hielt ihm entgegen, dass der zweite Bauabschnitt längst beschlossen und entschieden sei. Ansonsten entscheide der Rat mit seinem Beschluss über das Konzept zunächst wenig: Über jedes einzelne Bauvorhaben werde noch mal separat diskutiert und abgestimmt. Das Konzept sei nur Richtschnur, wohin die Reise gehen solle. Axel Reich selbst könnte sich auch Einzelhandel im Polizeigebäude oder im "Dreikönig" vorstellen – die Stadt offenbar nicht. "Der Unterschied zwischen diesen beiden Immobilien und dem Technischen Rathaus ist: Das Technische Rathaus steht nicht unter Denkmalschutz", so OB Osswald.