Vortrag: Sprecherin für Abeitnehmerrechte spricht in Freudenstadt beim Kreisverband der Grünen

Freudenstadt. Die Bundestagsabgeordnete und Sprecherin für Arbeitnehmerrechte der Bundestagsfraktion der Grünen, Beate Müller-Gemmeke, war auf Einladung des Kreisverbands der Grünen zu Gast im Hotel Schwanen in Freudenstadt.

Sie sprach und diskutierte über das Thema "Gute Arbeit für alle". Aus ihrer Sicht ist gute Arbeit vor allem eine solche mit fairer Entlohnung, sicherer Perspektive mit gesunden Arbeitsbedingungen und guter Betriebskultur. Der Alltag sehe oft aber anders aus. Die Fehltage durch psychische Erkrankungen hätten sich von 2001 bis 2014 von 33 auf 61 Millionen Tage erhöht, so die Referentin. Jede zweite Frühverrentung erfolge wegen arbeitsbedingter psychischer Erkrankungen.

Die Arbeitsintensität sei in den vergangenen Jahren nachweislich angestiegen, gleichzeitig hätten sich die Arbeitszeiten verlängert. Flexible, nicht planbare Arbeitszeiten sowie Schicht- und Nachtarbeit würden zunehmen und immer mehr Menschen arbeiteten auch am Wochenende, berichtete Müller-Gemmeke. Verantwortlich für Stress, Verunsicherung und die Entwertung des eigenen Arbeitsvermögens seien häufig auch unsichere Beschäftigungsverhältnisse. Dazu drohe durch geringe Löhne und Leiharbeit sowie befristete Verträge auch noch das Risiko der Altersarmut. Gerade Frauen seien beispielsweise überproportional in Minijobs beschäftigt. Abhilfe könne beispielsweise durch gesetzliche Vorgaben für gleiche Entlohnung bei gleicher Arbeit vom ersten Tag für Leiharbeit sowie eine Anti-Stress-Verordnung geschaffen werden, die durch die Tarifpartner, Betriebs- und Personalräte und Wissenschaft fundiert mit Leben gefüllt werden sollte. Der Arbeitsmarkt sei robust und habe sich positiv entwickelt, daher seien Forderungen wie zum Beispiel den Mindestlohn für Flüchtlinge auszusetzen, absolut inakzeptabel, meinte die Referentin. Die Anforderungen und Arbeitsbedingungen änderten sich, besonders durch die Digitalisierung. Deshalb sei eine Anpassung der Rahmenbedingungen an die Realität wünschenswert.

In der anschließenden Diskussion mit Beate Müller-Gemmeke sowie dem Landtagskandidaten der Grünen, Wolf Hoffmann, sprach das Publikum, darunter etliche Gewerkschafter, konkrete Beispiele aus der Praxis an. Die Fragen betrafen unter anderem die praktische Umsetzung von mehr Zeitsouveränität, die Reduzierung von problematischen Minijobs, die zunehmende Behinderung der Betriebsratsarbeit und die Haltung der Grünen zu den Arbeitnehmerrechten.

Beate Müller-Gemmeke zeigte sich davon überzeugt, dass der Schutz aller Beschäftigten und der Einsatz für gute Arbeit sich auch für die Betriebe auszahle.