Maximal drei Minuten nimmt sich in der Regel ein Einbrecher Zeit, um ein Fenster oder eine Tür zu öffnen. Foto: Gebert Foto: Schwarzwälder-Bote

19 Wohnungseinbrüche im Januar im Kreis. Polizei setzt Ermittlungsgruppe ein. Beratungsstelle gibt Bürgern Tipps.

Region - Das kann doch so nicht weitergehen, denken wohl viele, wenn sie wieder von neuen Einbrüchen in der Region erfahren. Ob Bürgerwehren eine Lösung sind? Die Polizei sagt Nein. Die Freudenstädter CDU will sich Gedanken machen, was stattdessen getan werden kann.

"Ich habe das Gefühl, dass die Einbrüche in der Region zunehmen." Mit diesem Statement spricht Andreas Bombel, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Gemeinderat Freudenstadt, sicherlich vielen aus der Seele. Die Zahlen allein für den Monat Januar sagen: sieben Fälle im Zuständigkeitsbereich des Polizeireviers Freudenstadt und gar zwölf im Bereich Horb. Macht 19 Einbrüche im Landkreis während eines Monats.

Peter Mehler vom Polizeipräsidium Tuttlingen bestätigt, dass es einen Trend zu Wohnungseinbrüchen gibt; die Zahl steige. Deshalb hätten sie vor einigen Wochen eine spezielle Ermittlungsgruppe zusammengestellt, die im Präsidiumsgebiet offene und verdeckte Ermittlungen in Sachen Einbrüche führt.

Hier und da werden nun auch andere Stimmen laut: Wie wäre es mit einer Bürgerwehr? Das hieße, dass die Bürger selbst nachts "auf Streife" gehen, um auffällige Personen zu suchen und vielleicht sogar einen Einbrecher zu ertappen und sofort der Polizei zu melden. Die erhoffte Wirkung wäre dann wohl, mutmaßliche Einbrecher auf Dauer abzuschrecken.

Doch bringt eine Bürgerinitiative zur organisierten Einbrecherjagd wirklich Sicherheit oder ist sie nur ein Hirngespinst, und womöglich noch gefährlich – Stichwort Selbstjustiz? "Eine Bürgerwehr halte ich für völlig verfehlt", äußert sich Peter Mehler von Polizeipräsidium strikt gegen einen Eingriff der Bürger in die Polizeiarbeit. Das ist für ihn kein gangbarer Weg, und seines Wissens gebe es Organisationen dieser Art in der Region auch noch nicht. Das sei auch nicht ungefährlich, so der Polizeibeamte. Denn: "Die Bürgerwehr hat kein Eingriffsrecht", wenn sie auf einen Täter treffe. Außerdem sehe er die Gefahr der Selbstjustiz.

Auch die CDU im Gemeinderat Freudenstadt beschäftigen die vielen Einbrüche in Freudenstadt und der Region. "Wir wollen diesem Thema jetzt verstärkt nachgehen", verspricht Fraktionsvorsitzender Bombel. Er stellt sich ein Gespräch mit der Polizei vor. Thema soll die derzeitige Einbruchsituation im Kreis sein. Ihn interessiere, woran die steigenden Einbruchzahlen liegen und was bereits dagegen getan wird. Danach könne man dann gemeinsam erarbeiten, was man unternehmen könne, so Bombel. Er halte es für wichtig, durch verschiedene Maßnahmen den Einbrechern klar zu machen, dass Freudenstadt ein unangenehmes Pflaster wird.

Die Polizei rät den Bürgern jetzt schon mal, aufmerksam zu sein, und bei Auffälligkeiten oder Hinweisen sofort die Polizei zu informieren. Wichtig sei, es "den Einbrechern so schwer wie möglich zu machen", sagt Mehler. Dafür legt er den Bürgern die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle in Freudenstadt (siehe dazu unser Info) ans Herz, bei der Bürger Auskünfte bekommen, wie sie ihr Haus oder ihre Wohnung sicherer machen können. Schon einfache Dinge könnten einen Einbruch verhindern, erklärt Mehler. Zum Beispiel könne man vor einem Urlaub mit den Nachbarn abklären, dass diese den Briefkasten regelmäßig leeren oder ab und zu ein Licht anschalten.

Polizei richtet Beratungsstelle ein

Die Täter, weiß der Polizeibeamte, wählten für den Einbruch nicht das Haus aus, das am wohlhabendsten aussieht, sonder das, in welches sie leicht rein kommen. Die Erfahrung zeige, dass sich der Einbrecher durchschnittlich maximal drei Minuten Zeit nehme, um ein Fenster oder eine Tür zu knacken. Dauert es länger, lasse er in der Regel von seinem Vorhaben ab. Mehler kann sich vorstellen, dass es sich bei den Einbrüchen im Kreis Freudenstadt um überörtliche Täter handelt, allerdings gebe es dafür noch keine Beweise. Es seien wohl mehrere Gruppen unterwegs.

Einer der jüngsten Fälle im Kreis ereignete sich am Dienstag, 27. Januar, in Freudenstadt, als Einbrecher aus einer Wohnung in der Turnhallestraße Schmuck und Münzgeld entwendeten. Mehler weiß, auf diese Dinge haben es die Einbrecher in den meisten Fällen abgesehen. Sie bevorzugten leicht transportable Gegenstände von hohem Wert.

Gründe für die steigenden Zahlen bei Wohnungseinbrüchen kann Peter Mehler nicht grundsätzlich nennen. "Die Tatgelegenheit ist nunmal sehr groß, und die Aufklärungsquote ist zugegeben relativ gering", erklärt er. Die Polizei setze nun verstärkt Material und Personal ein. Die Wohnungseinbrüche seien derzeit "in aller Munde". Außerdem passiere in der Winterzeit meist mehr, da es schneller dunkel werde. Dass die Polizeireform etwas damit zu tun hat, "kann ich mir nicht vorstellen", da der Trend auch in Bundesländern ohne Reform zu sehen sei, so Mehler.

Er verspricht, die Polizeireviere intensivierten derzeit ihre Prävention, um den Einbruch-Trend aufzuhalten.

Die Polizei unterstützt Bürger dabei, sich vor Wohnungseinbrüchen zu schützen. Bei kriminalpolizeilichen Beratungsstellen erfahren diese, wie sie ihre Wohnung oder ihr Haus sicherer machen können. Für den Landkreis Freudenstadt befindet sich die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle im Dienstgebäude der Polizei, Marktplatz 47, in Freudenstadt. Im ersten Obergeschoss können sich Bürger über Sicherheitstechnik an Fenstern und Türen informieren, und auch zu anderen Themen der polizeilichen Kriminalprävention. Da Kriminalhauptkommissar Uwe Schmid viel unterwegs ist, bietet sich eine Terminvereinbarung unter Telefon 07441/53 63 65 oder per E-Mail an uwe.schmid3@polizei.bwl.de an. Weitere Informationen gibt es auch im Internet unter www.polizei-beratung.de oder unter www.k-einbruch.de.