Einbrecher bei der Arbeit. Die Zahl der Delikte ist im Landkreis Freudenstadt rückläufig. Foto: Bockwoldt/Polizei

Polizei veröffentlicht Kriminalstatistik. Im Raum Freudenstadt lebt es sich so sicher wie an kaum einem anderen Ort.

Kreis Freudenstadt - Im Kreis Freudenstadt lebt es sich so unbehelligt wie fast nirgendwo anders in Deutschland. Die Zahl der Straftaten geht weiter zurück, die Aufklärungsquote steigt. Nur Freudenstadt ist drogenmäßig neuer Spitzenreiter der Region, was aber bei genauer Betrachtung auch kein schlechtes Zeichen ist.

Dies sind einige Erkenntnisse aus der Kriminalstatistik für den Landkreis Freudenstadt, die Gerhard Regele am Montag dem Kreistag vorstellte. Regele (60) ist Polizeipräsident in Tuttlingen, aktuell noch zuständig für den Kreis Freudenstadt, und von Haus aus Kriminalbeamter.

Seine Botschaft war positiv: Baden-Württemberg sei ein sehr sicheres Land, das Gebiet des Polizeipräsidiums noch sicherer, und der Kreis Freudenstadt nehme hier noch mal eine Spitzenposition ein. Es gebe nicht nur die niedrigste Summe an Straftaten im Verhältnis zur Zahl der Einwohner, gleichzeitig sei die Aufklärungsquote mit 67,1 Prozent höher als in den anderen Kreisen des Präsidiums.

Die Zahl der erfassten Straftaten betrug voriges Jahr 4064. Übrigens: in etwa 80 Prozent seien wohl Männer die Täter. Das Minus von 6,4 Prozent sei "umso beachtlicher", weil sie zuvor ohnehin schon sehr niedrig gewesen sei, sagte der Polizeichef. Die örtlichen Beamten machten "eine sehr gute Arbeit". Dabei sei ihm "bewusst", dass eine niedrige Quote dem einzelnen Opfer "wenig bringt". Dies sei "Ansporn" für die Kollegen, "weiter dran zu arbeiten", wenngleich die Polizei von der personellen Ausstattung her aktuell "auf Kante genäht" sei und Verstärkung aufgrund der Ausbildungsdauer erst in einigen Jahren zu erwarten sei. Demnach komme die Polizei bis dahin "klar".

Vergewaltiger lauert selten hinter einem Busch

Was ihn "zum Nachdenken" bringe, sei allerdings die hohe Zahl der so genannten "Opferdelikte", etwa Raub, Körperverletzung oder Schlimmeres. Rückläufig seien Diebstähle, Kreditbetrügereien, Sachbeschädigungen an Fahrzeugen oder die Straßenkriminalität insgesamt. "Wir beobachten eine andere Art von Kriminalität", so Regele. 63 Sexualdelikte registrierte die Polizei voriges Jahr, ein Drittel mehr als 2016, darunter sechs Vergewaltigungen und 14 Fälle, in denen Kinder missbraucht wurden. Dabei lauert der Vergewaltiger nur in den seltensten Fällen hinter einem Busch: "Die meisten Taten spielen sich in der Familie ab. In fast allen Fällen kannten sich Täter und Opfer bereits zuvor." 82,5 Prozent der Fälle im Kreis seien aufgeklärt worden. Neues Phänomen seien ferner Übergriffe auf Polizeibeamten, was seine Kollegen "frustriert". 23 Mal kam das 2017 im Kreis vor, in 80 Prozent der Fälle seien die Täter betrunken gewesen. Alkohol und Aggressivität gingen oft Hand in Hand. Übergriffe auf Rettungsdienste oder Feuerwehr-Mitglieder habe es hingegen im Landkreis keine gegeben.

Auf zwei statistische Ausreißer wies Regele hin: Dass die Fälle von Schwarzfahrerei in Bussen und Zügen stieg und die Stadt Freudenstadt bei der Rauschgift-Kriminalität plötzlich "Spitzenreiter" sei, hänge schlichtweg damit zusammen, dass Kontrolleure und Drogenfahnder genauer hinsahen.

Weitere gute Nachricht: Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist mit 26 Fällen im Kreis voriges Jahr auf den drittniedrigsten Stand seit mehr als 30 Jahren gefallen. In 16 Prozent der Fälle seien Tatverdächtige ermittelt worden. Mittlerweile machten 40 Beamte im Präsidium "nichts anderes", als Einbrecher zu jagen, die Beamten der Kriminaltechnik noch gar nicht eingerechnet. Einbrecherbanden, die vor allem aus Osteuropa kämen, hätten den Kreis "gemieden".

Stichwort Ausländer-Kriminalität: Fakt sei, dass Ausländer anhand der ermittelten Verdächtigen statistisch deutlich häufiger kriminell seien als deutsche Staatsbürger, je nach Alter zwischen zwei bis 3,5 Mal häufiger. Diese Zahl bedürfe aber einer Erklärung, so Regele. Professionelle Verbrecher, auf deren Konto eine Reihe von Taten gingen, würden die Prozentzahl nach oben verschieben. "Der Großteil aller Nicht-Deutschen im Landkreis lebt ganz unauffällig", sagte der Polizei-Chef. Ziel der Polizei sei es, straffällige Ausländer in Zusammenarbeit mit anderen Behörden "außer Landes zu schaffen". Er sei davon "überzeugt", dass dies "von Erfolg gekrönt" sein werde.

"Gefühlte Sicherheit" kann täuschen

Dass Einwohner trotzdem das Gefühl hätten, die Welt im Landkreis werde immer schlimmer, sei der subjektiven Wahrnehmung geschuldet: ausführliche Berichterstattung über Gewalttaten in den Medien, Diskussionen in sozialen Netzwerken und "keinen Fernsehabend ohne Krimis mit mindestens 15 Toten". Und zugemüllte Schmuddelecken seien nicht zwangsläufig Orte für Kriminalität.

Zwei weitere Details: Mit 171 Fällen steigt im Kreis die Fallzahlen von Internet-Kriminalität wie Betrügereien; neue Technik schafft neue Möglichkeiten. Die Aufklärungsquote sei zwar hoch, die Chance der Geprellten, ihr Geld wiederzubekommen, hingegen nicht. Zahlen zu politisch motivierten Straftaten lägen ihm zwar bereits vor, der dürfe sie aber erst nennen, wenn der Verfassungsschutz seine Statistik vorlege. Regeles Vorgeschmack: "Eine Insel der Glückseligkeit ist das Landkreis sicher nicht."