Zu Gast in der Thalia-Buchhandlung in Freudenstadt war Globetrotter Oliver Lück (rechts). Begrüßt wurde er von Geschäftsführerin Gudrun Krüper und vom stellvertretenden Leiter der Kreisvolkshochschule, Marc Vogt. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder Bote

Lesung: Weltenbummler Oliver Lück stellte neuen Band "Zeit als Ziel" vor

Freudenstadt. "Zeit als Ziel" heißt das neue Buch des Weltenbummlers Oliver Lück. Am Freitag stellte der "Sammler von besonderen Lebensgeschichten" sein Werk in Freudenstadt vor.

Thalia-Geschäftsführerin Gudrun Krüper begrüßte den Autor und Journalisten aus Schleswig-Holstein zu seiner dritten Lesung in Freudenstadt. Als Mitveranstalterin saß wiederum die Kreisvolkshochschule im Boot, vertreten durch deren stellvertretenden Leiter Marc Vogt. "Zeit als Ziel – Seit 20 Jahren im Bulli durch Europa" ist der Titel des opulenten Werkes mit 250 Fotos und 140 beschreibenden Texten.

In seinem kurzweiligen Vortrag, mit Lesung, Bild- und Tonmaterial sehr anschaulich gemacht, band Lück auch seine zuvor erschienenen Bücher "Flaschenpostgeschichten" und "Neues vom Nachbarn" ein. Als Gemeinsamkeit weisen sie den Verfasser aus als einen Menschen, der Hummeln im Hintern haben muss. Über Jahrzehnte ist er auf allen Kontinenten unterwegs gewesen auf der Suche nach besonderen Geschichten hinter den touristischen Glanzfassaden, seit 1996 quer durch Europa mit dem VW-Bulli. Dazu gesellte sich später für elf Jahre die treue Hovawart-Hündin "Locke". 50 000 Bilder umfasst das Archiv des Globetrotters, der sein Weltenbummlertum seinem Leitspruch untergeordnet hat: "Wir haben Zeit!" Nach dem Abitur 1993 schrieb sich Lück für ein Studium ein. Aber zu lernen und den Hintern breitzusitzen, war nicht sein Ding. Stattdessen ging er auf eine zweieinhalbjährige Weltreise: Der Fernwehvirus nistete sich rasch ein.

Lücks Bücher sind Dokumente für die Entdeckung der Langsamkeit. Wo er sich festbeißt, lässt er nicht locker. Für Recherchen kann er Wochen und Monate, gar Jahre aufbringen, beispielsweise für die Geschichte mit dem schwedischen Seebär Arne und die damit verknüpften Flaschenpostgeschichten.

Wird Oliver Lück nach seinem bevorzugten Land gefragt, nennt er Estland, wo Landschaft, Wald und Naturschutz eine stimmige Einheit abgäben. Wer so viel unterwegs ist, lernt auch die Schattenseiten des Wohlstands kennen. Lücks Ärger zielt darauf, dass der Müll aus dem Westen sich in der Ostsee sammelt. Ein großer Garten in Lettland, in dem Abfall zu zahllosen originellen Kunstobjekten aufgetürmt worden ist, tut davon kund.

Lück sähe es gerne, wenn sich diese Verhältnisse mal umkehren würden, damit den Leuten im Westen die Augen aufgingen. Menschen mit prall gefülltem Leben und ihrer Einzigartigkeit interessieren den Weltreisenden besonders. So die irische Geschichtenerzählerin Clare Murphy, die allein mit ihrer Erzählkraft die Menschen fasziniert. In Nord-Lappland buddeln Glücksritter mit schwerem Gerät nach Gold und bezahlen ihr Bier damit, weil Geld in anderer Form nicht greifbar ist. Im Baskenland fasziniert ihn ein Straßenmusiker. Wie sich herausstellt, ist es Paul, "der verlorene Sohn der Kelly-Family", der im Unterwegs-Sein die wahre Freiheit erkennt.

Unterwegs-Sein ist Freiheit

Den Einband von "Zeit als Ziel" ziert eine Aufnahme, die einem Fantasyfilm entnommen sein könnte: Eine menschenleere Allee – nur der Bulli steht an der Seite – ist gesäumt von knorrigen, 300 Jahre alten Buchen. Es ist die Bregagh Road in der Nähe der Kleinstadt Bushmills in Nordirland. Tatsächlich wurden dort kurze Sequenzen des TV-Epos "Game Of Thrones" gedreht. Lück stellte eine zweite Aufnahme aus derselben Position daneben. Die Lokalität hat sich zu einem Touristenmagneten gewandelt mit allen Begleiterscheinungen. Das Werk ist eine Fundgrube an Charakteren, Schauplätzen und deren Geschichten. Es führt die Vielfalt, die den europäischen Völkern innewohnt, vor Augen.

Das buch: Oliver Lück: "Zeit als Ziel". Conbook-Verlag Neuss 2019. 320 Seiten, gebunden. 24,95 Euro.