Intelligent, spitzfindig und mit großem sprachlichen Talent zeigte sich Dodokay auf der Freudenstädter Bühne. Foto: Schwarz Foto: Schwarzwälder Bote

Comedy: Reutliner Komiker Dodokay gibt sich spitzfindig und mit hintergründigem Humor

Freudenstadt (mos). Es war bereits der dritte Besuch des Reutlinger Schwaben auf der Freudenstädter Bühne und hoffentlich nicht der letzte – so jedenfalls der Tenor zahlreicher Zuschauer, die am Ende begeistert nach einem unterhaltsamen Abend nach Hause gingen.

Freudenstadt (mos). So vielseitig und variantenreich wie der bisherige berufliche Werdegang des Komikers, Musikers, Produzenten, Regisseurs, Sprachkünstlers, Firmeninhabers und Übersetzers Dodokay gewesen ist, war auch seine neueste Show. Nach den Erfolgstourneen mit "Die Welt auf Schwäbisch" und "Schwaben-Menschen-Abenteuer" stand auch dieses Mal wieder der Schwabe, seine ganz spezielle Mentalität und dessen unverwechselbarer Dialekt im Mittelpunkt.

Mit platter schwäbischer Comedy hatte sein Auftritt allerdings wenig gemein. Intelligent, spitzfindig, mit hintergründigem Humor und großem sprachlichen Talent widmete sich Dodokay den Eigenheiten des schwäbischen Naturells. Ein Phänomen des Schwaben sei beispielsweise, dass dieser einfach jede auch noch so hohle Frage wie "so, hend ihr au fort dürfa" beantworte, auch wenn sich die Antwort aus der Situation heraus selbst erkläre. Außerdem sei der Schwabe der Einzige, der Holz "zammasägt" anstatt auseinander.

Herhalten musste bei seiner Analyse der schwäbischen Seele auch Frau Hügele, seine schwäbische Nachbarin. Hügele achte nicht nur penibel auf die Einhaltung der typisch schwäbischen Kehr- und Putzwoche im Haus – die von Dodokay übrigens kurzerhand durch auf den Boden geworfenes Eis aus der Tiefkühltruhe erledigt wird ("stellen Sie dann noch einen Putzeimer in die Ecke, dann wirkt das besonders echt") – sie durchwühlt auch seinen gelben Sack, um Rückschlüsse aus seinem Konsumverhalten zu ziehen. Typisch schwäbisch eben.

Der gelbe Sack, der Thermomix und der Sicomatik sind überhaupt drei Phänomene, die an diesem Abend rund um die Schwaben immer wieder zur Sprache kommen. Messerscharf analysiert der Künstler auch das schwäbische "Nuschlerphänom", das mitunter zur ebenfalls typisch schwäbischen "Hä" Rückfrage beim Gegenüber führe. Außerdem spreche der Schwabe mit seinem Gesprächspartner gerne in der dritten Person – und zwar besonders in den Fällen, in denen er einen gewissen Abstand zum Gegenüber aufbauen, diesen "Heggabronzer" aber dann doch nicht siezen wolle. "Mir sind zfrieda" sei der Satz, den man vom Schwaben außerordentlich oft zu hören bekomme, so der Komiker. "Der Schwabe isch nämlich gern zfrieda, aber mehr halt auch net."

Publikum fühlt sich bestens unterhalten

Im weiteren Verlauf des Abends widmet sich Dodokay scharfsinnig den sprachlichen Eigenheiten der Bäckereifachverkäuferinnen und Arzthelferinnen, die sich in jeder Praxis und an jeder Brötchentheke ähneln, als hätte man sich abgesprochen. Außer Dodokay hat es so nur noch keiner auf den Punkt gebracht. Das Publikum fühlt sich unüberhörbar auch an diesem Punkt des Abends bestens unterhalten. Ein besonderes Steckenpferd des Reutlinger Künstlers sind seine schwäbischen Synchro-Filme, die ihm auf Youtube bereits zu Millionen von Klicks verholfen haben und die deshalb an diesem Abend nicht fehlen durften.

Szenen der ehemaligen Kultserie Dallas mit einem schwäbisch daherschwätzenden J. R. Ewing oder auch "Die 1000 Glotzböbbel des Dr. Marbuse" sorgten für viele Lacher im Publikum. Die ursprünglich angedachte Synchronisation des Marbuse-Films mit der Stimme von Ministerpräsident Winfried Kretschmann sei deshalb nicht möglich gewesen, weil keiner der Schauspieler "sei Gosch so langsam bewegt hat", damit dies gepasst und echt gewirkt hätte, bemerkt Dodokay trocken. Günther Oettinger mit seiner eher stoßweise und im Staccato vorgetragenen Sprache habe einfach besser gepasst.

An der Zugabe nach diesem kurzweiligen Abend kommt Dodokay erwartungsgemäß nicht vorbei und läuft auch zu vorgerückter Stunde noch einmal verbal zur Hochform auf, als er die Erkenntnisse und Analysen des Abends in wenigen Sätzen noch einmal unterhaltsam – und eigentlich ganz nebenbei – zusammenfasst. Das Angebot des Künstlers, hinterher noch zu bleiben um miteinander ins Gespräch zu kommen oder das eine oder andere Selfie als Erinnerung mit nach Hause zu nehmen, wurde von den Gästen jedenfalls gerne angenommen.