Eingetütet: FDP-Kreisrat Claas Wolff packt den dicken Stapel Unterlagen zum Krankenhaus weg. Die politische Debatte um den Teilnaubau ist weitgehend gelaufen. Foto: Rath

Kreistag nimmt vorletzte Etappe mit einstimmigem Beschluss. Zuschussantrag geht raus.

Freudenstadt - Das Projekt "Teilneubau Krankenhaus Freudenstadt" ist politisch fast durch. Kreis und die Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt gGmbH (KLF) stellen jetzt den Zuschussantrag beim Land.

Das Krankenhaus soll künftig 18 000 Quadratmeter Nutzfläche haben, etwas mehr als die Hälfte des Bestandsgebäudes heute. 316 Betten sind geplant, Wahlleistungsstation inklusive, plus eine Ausbaureserve von 23 Betten. Vorgesehen sind unter anderem vier OP-Säle, ein Reserve-OP, ein Sectio-OP und ein ambulanter OP. Das bisherige medizinsiche Angebot bleibe erhalten. Aktuell gerechnet wird mit 89,6 Millionen Euro Baukosten, acht Millionen weniger als 2016 angenommen. 45 Millionen davon soll der Kreis tragen. Die Patientenzimmer sollen 24,6 Quadratmeter groß sein. Beheizt wird das Haus durch die Nahwärme der kreiseigenen Bioenergie BEF. Baustart soll im zweiten Quartal 2019 sein.

Den Weg dafür frei machte der Kreistag am Montag. Die Runde beschloss bei einer Enthaltung einstimmig das aktuelle Nutzungskonzept fürs Haus. Die KLF erhielt freie Fahrt, die Ausführungs- und Baugenehmigungsplanung in Auftrag zu geben, wenn es als einigermaßen sicher gilt, dass der Landeszuschuss kommt. Denn die KLF soll und will Gas geben, um den Baustart nicht zu verschleppen. Letzter Schritt wäre dann der Baubeschluss des Kreistags.

Noch einmal kaute der Kreistag das Thema zweieinhalb Stunden lang durch, stellte Detailfragen etwa zur Flurbreite und Zugang zu den bepflanzten Innenhöfen, gab politische Statements über die Sicherheit der stationären Versorgung der Patienten im Landkreis ab und äußerte Mahnungen, das Haus gleich fit zu machen für die Digitalisierung und auf den Einbau von gesundheitsschädlichen Baustoffen zu verzichten. Landrat Klaus Michael Rückert, Planer Werner Vogt und KLF-Geschäftsführer Rolf Heimbach ließen sie eselsgeduldig gewähren, lobten geflissentlich die Weitsicht der Fragen und antworteten engelszüngig. Und am Ende bekamen sie dafür auch das starke Signal für die entscheidenden Gespräche mit dem Land: die übers Geld.

Teuerstes Projekt des Landkreises seit mehr als 50 Jahren

Rückert nannte den Beschluss als "vorletzten Meilenstein", 23 Monate nach dem Grundsatzentscheid des Kreistags, das teuerste Projekt des Landkreises seit mehr als 50 Jahren anzugehen. Kreis und KLF überlassen offenbar nichts dem Zufall, sondieren die Chancen auf den Zuschuss aus Stuttgart in den zuständigen Ministerien längst aus. Was noch fehlt, ist der Beschluss des Kabinetts. Mit dem Generalplaner Vogt aus Leipzig sei ein Expertenbüro für Klinikbauten an Bord. Die fünf Millionen Euro Planungszuschuss, die das Land bereits bewilligt hat, wertet der Landrat schon mal als "klares Bekenntnis des Landes", das Projekt zu fördern. Planer Vogt machte ebenfalls Hoffnung: Was bislang an Plänen in Stuttgart vorgestellt worden sei, "fand das Ministerium alles prima".

Was der Kreis bekommen soll, beschrieb der Landrat so: ein "funktionales" Haus, zeitgemäß und ansprechend für Mitarbeiter und Patienten gleichermaßen, dabei aber auch "bescheiden genug". Ein "solides Haus für vernünftiges Geld", wie es diesem überwiegend schwäbisch geprägten Teil des Schwarzwalds nun mal gut zu Gesicht stehe.

Die Mentalität spiegelt sich auch in Vogts Plänen, der von einem "sparsamen Umgang" mit Flächen sprach und die kalkulierten Baukosten noch einmal senkte. Viele Details seien noch zu klären, etwa ob sich die Sanierung des Parkhauses rechne oder ob ein Neubau nicht die günstigere Lösung sei. Die offenen Fragen sollen nun abgearbeitet werden.

Patientenzimmer werden kleiner

Übrigens: Die Patientenzimmer werden kleiner als bislang, merklich sogar, so Rückert. "Ich sag’s gleich in aller Deutlichkeit", so der Landrat. Der Planer hat noch einmal zehn Zentimeter abgezwackt, was in der Summe aller Zimmer noch mal richtig Raum und Kosten spart. Trotzdem seien die Räume "funktional". Außerdem lägen Patienten nicht mehr wochenlang auf Station, sondern im Schnitt nur noch 5,6 Tage. Die Masse der Zimmer sei behindertenfreundlich, ein Teil auch behindertengerecht im rechtlichen Sinne, so Vogt. Die Architektur mit kaum tragenden Wänden lasse es zu, das Haus jederzeit anzupassen, etwa wenn Robotik Einzug halte bei Operationen. Von den Leitungen her soll die Gebäudetechnik fit für die Digitalisierung sein.

KLF-Geschäftsführer Rolf Heimbach sagte, dass sich der Teilneubau rechne. Das neue Haus sei deutlich kleiner, was laufende Kosten etwa für Energie und Reinigung spare, durch kürzere Wege auch Personalaufwand, die Abläufe verbessere und eine "bessere Erlösstruktur" erlaube. Nach vorsichtig-solider kaufmännischer Rechnung ließe sich laut Heimbach der bisherige Abmangel der KLF soweit senken, dass sich der Teilneubau rechne. Voraussetzungen: Der Kreis kriege das Projekt "für 90 Millionen hin", die Förderung des Landes von "50 Prozent plus x" komme und die langfristige Zinsbelastung bleibe im Rahmen. Rückert ist zuversichtlich: Der Zeitplan sei "ambitioniert, aber umsetzbar", die Risiken "nicht weiter minimierbar".