Das Hotel am Park: Mit Unterstützung von Fachleuten wird daran gearbeitet, das Legionellen-Problem zu beseitigen. Foto: Hilbert

Gast wegen Infektion mit Legionellen erkrankt. Extrem hohe Konzentration im Wasser.

Freudenstadt - "Wir haben das nicht verursacht, die kommen von alleine", sagt Karl-Heinz Himburg, Hoteldirektor im Hotel am Park. Legionellen machen dem Haus zurzeit zu schaffen. 50 Zimmer können nicht genutzt werden. Spätestens heute will das Hotel das Problem im Griff haben.

 

Das Gesundheitsamt Freudenstadt war vom Gesundheitsamt Ostalbkreis darüber informiert worden, dass in seinem Zuständigkeitsbereich eine Frau wegen einer Infektion mit Legionellen erkrankt ist, die mit ihrem Mann im Juni im Hotel am Park in Freudenstadt zu Gast war. Das Landratsamt in Freudenstadt reagierte prompt. Noch am gleichen Tag entnahm das Gesundheitsamt Freudenstadt Wasserproben im Hotel – unter anderem in der Dusche, die zu dem Zimmer gehört, in dem die erkrankte Frau gewohnt hatte. Bei der Untersuchung, so Sabine Eisele, Pressesprecherin des Landratsamts, sei eine extrem hohe Konzentration von Legionellen im Wasser nachgewiesen worden. Der Grenzwert liegt bei 100 koloniebildenen Einheiten (KbE) pro 100 Milliliter, die Untersuchung habe bis zu 10.500 ergeben.

Auch Sauna und Schwimmbad dürfen nicht benutzt werden

Als das Untersuchungsergebnis vorlag, habe das Landratsamt noch am selben Tag Anordnungen erlassen, um die Gäste zu schützen. So dürfen in dem fünfstöckigen Gebäudeteil, in dem sich das besagte Zimmer befindet, aber auch in Sauna und Schwimmbad die Duschen nicht benutzt werden. Außerdem verpflichtete das Landratsamt das Hotel dazu, die Gäste über die Legionellengefahr zu informieren. Erst wenn das Problem behoben ist und Untersuchungen belegen, dass die Kontamination gesunken ist, werde das Duschverbot aufgehoben, so Eisele. "Der Hotelbetreiber ist dafür verantwortlich, dass die Installationen und die Qualität des Wassers einwandfrei sind", stellt Eisele fest.

Der betroffene Hotelbetreiber, so Josef Bendak, Leiter des Gesundheitsamts in Freudenstadt, müsse feststellen, woher die hohe Belastung kommt und sie beseitigen. In Warmwassersystemen bei einer zentralen Wasserversorgung kommen Legionellen laut Bendak häufig vor, besonders dann, wenn das Wasser länger steht und die Temperaturen unter 50 Grad liegen. Deshalb müsse das Wasser in der Zentralwasserversorgung stets auf über 60 Grad gehalten und erst bei Benutzung mit Kaltwasser gemischt werden. Ein weiteres Problem seien lange Leitungen, in denen das Wasser lange steht.

Hotels werden nicht so oft überprüft

Anders als in Altenheimen und Kliniken überprüfe das Gesundheitsamt Hotels nur sporadisch. Hotelbetreiber und andere Betreiber von Wasserversorgungssystemen – auch in größeren Wohneinheiten – seien nach der neuen Trinkwasserverordnung, die seit November gilt, aber verpflichtet, die Anlage jährlich überprüfen zu lassen und die Ergebnisse dem Gesundheitsamt zu melden.

Die Belastung von 10.500 koloniebildenden Einheiten (KbE) pro 100 Milliliter ist laut Bendak zwar im Moment die Ausnahme. Doch: "Wir hatten auch schon eine Einrichtung, in der 80.000 nachgewiesen wurden." Und bei diesem Fall sei niemand erkrankt. "Es war ein reiner Zufallsbefund." Zwar liege der Grenzwert bei 100 KbE, doch bei Krankenhäusern solle der Wert möglichst gegen null gehen. Ab 10.000 KbE bestünden auch anderswo ernste Bedenken. "Deshalb wird das Duschverbot ausgesprochen." Dass das Landratsamt zu dieser Maßnahme greift, sei zwar selten, aber auch schon in anderen Beherbergungsbetrieben vorgekommen.

Die Kontamination mit Legionellen ist durchaus nicht so ungewöhnlich. Das zeigt sich, gibt man in der Suchmaschine "Legionellen im Hotel" ein. Die Bakterien machen als ungebetene Gäste weder vor Schwimmbädern noch vor Luxushotels Halt. Das tröstet Karl-Heinz Himburg, seit Juni Hoteldirektor im Hotel am Park, freilich wenig. Denn der Nachweis der Legionellen koste das Hotel täglich Gäste. Mehr am Herzen liege ihm aber das Wohl der Gäste. Der betroffene Teil des Hauses werde zurzeit nicht belegt. Problem sei, dass an der Entnahmequelle in den Zimmern nicht die Temperatur erreicht werde, die notwendig sei, um die Leitungen durchzuspülen. Der Wärmeverlust, bis das Wasser im Zimmer ist, sei zu hoch. Mit heißem Wasser sollen die Bakterien aus der Leitung gespült und abgetötet werden. "Wir wollen 100 Prozent sichergehen", so Himburg. Dabei arbeitet das Hotel mit Fachleuten zusammen, um das Problem zu lösen. "Wir sind kurz vorm Ziel", so Himburg gestern Nachmittag.

Legionellen überall präsent

Legionellen, so Josef Bendak, Leiter des Gesundheitsamts in Freudenstadt, sind Bakterien, die im Wasser vorkommen, vor allem in warmem Wasser. In Süßwasser seien die Bakterien, die bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad besonders gut gedeihen und sich vermehren, fast überall präsent – in Flüssen, Teichen, Seen und Leitungen. Abgetötet werden sie erst bei einer Temperatur ab 65 Grad. Gefährlich werden die Legionellen im Regelfall nicht durchs Trinken, sondern durch das Einatmen von Wasser als Aerosol, also wenn sich das Wasser mit der Luft vermischt, zum Beispiel unter der Dusche. Doch auch wenn mit Legionellen kontaminiertes Wasser in die Lunge komme, erkranke der Mensch nicht in jedem Fall. Im Gegenteil, die meisten Menschen würden überhaupt nicht erkranken, erklärt der Mediziner. "Das hängt von der Menge der Legionellen und dem Gesundheitszustand ab", so Bendak. Besonders für Ältere, für Menschen mit Immundefekten oder mit chronischen Vorerkrankungen können die Bakterien aber gefährlich werden – bis hin zur einer lebensgefährlichen Legionellose.