Der Prozess gegen den BVB-Bomber aus Freudenstadt vor dem Landgericht Dortmund geht in die entscheidende Phase. Foto: dpa

Ende Juli soll es weitergehen. Gutachten des Sprengstoff-Experten erwartet. Urteil im September. Mit Video

Freudenstadt/Dortmund - Der Prozess gegen den BVB-Bomber aus Freudenstadt vor dem Landgericht Dortmund geht in die entscheidende Phase. Mit Spannung erwartet wird das Gutachten der Sprengstoff-Experten.

So lange das Gutachten noch auf sich warten lässt, pausiert auch der Prozess. Voraussichtlich Ende Juli soll es weitergehen. Denn der Einschätzung der Sachverständigen kommt eine zentrale Bedeutung zu: Sergej W. aus Freudenstadt hatte angesichts der erdrückenden Indizienkette gegen ihn gleich anfangs des Prozesses eingeräumt, der Bombenleger zu sein; allerdings habe er nicht vorgehabt, jemanden zu verletzten oder gar zu töten. Die Frage ist, wie die Gutachter die Wirkung der selbstgebauten Rohrbomben einschätzen, was Bauart, Befüllung und Positionierung am Anschlagsort betrifft.

Wie berichtet, hatte der damals 28-jährige Elektotechniker aus dem Schwarzwald am 11. April vorigen Jahres den Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund verübt, der auf dem Weg vom Hotel zum Stadion war. Der BVB sollte an diesem Abend in der Champions League gegen AS Monaco spielen. Ein Polizist der Motorrad-Eskorte und Abwehrspieler Marc Bartra wurden durch die Bomben verletzt, Bartra durch Splitter schwer.

Die Bomben, in einer Hecke versteck, waren mit einer Wasserstoff-Peroxid-Mischung und Metallbolzen befüllt; offenbar war der mittlere der drei Sprengkörper etwas zu hoch angebracht, sonst wäre die Wirkung auf die Businsassen laut der Ermittler weitaus verheerender gewesen.

Kurz nach der Festnahme hatten wir uns in Freudenstadt umgehört:

Auf die Spur von Sergej W. waren die Ermittler rasch gekommen, offenbar durch einen Tipp aus Börsenkreisen. W. wettete mit Optionsscheinen, auf Pump gekauft, auf einen Absturz der BVB-Aktion. Am 21. April nahmen Beamte der GSG-9 den jungen Mann bei Rottenburg fest.

Seither sitzt W. in Untersuchungshaft. Vor dem Landgericht Dortmund wird ihm wegen 28-fachen versuchten Mordes, Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion und gefährlicher Körperverletzung der Prozess gemacht. Bislang gab es 20 Verhandlungstage, in denen unter anderem die Ex-Freundin, die psychiatrische Gutachterin, Beamte von LKA und BKA sowie nahezu alle Businsassen gehört wurden.

Am 26. Juli soll es weitergehen. Momentan hat die Kammer sechs weitere Termine angesetzt, nach derzeitigem Stand der Dinge soll am 19. September das Urteil gesprochen werden. Ob sich der Zeitplan einhalten lässt, hängt unter anderem davon ab, ob das Gericht noch weitere Zeugen hören will oder ob von der Staatsanwaltschaft sowie Verteidigung noch Beweisanträge kommen.