Sergej W. vor dem Landgericht Dortmund Foto: Fassbender

Landgericht Dortmund rechnet mit Urteil am 27. November. Beobachter schildern Prozess als "völlig unspektakulär".

Freudenstadt/Dortmund - Kleine Nachspielzeit, aber der Abpfiff ist in Sicht: Der Prozess gegen Sergej W. wegen des Bombenanschlags auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund neigt sich dem Ende entgegen. Die Strafkammer am Landgericht Dortmund hat nun drei weitere Termine für die Hauptverhandlung bestimmt. Am Montag, 5. November, geht es planmäßig weiter.

Neu dazu kommen drei Prozesstage. Derzeit geht das Gericht davon aus, dass die Plädoyers ab dem 22. November gehalten werden. Dann könnte am 27. November das Urteil fallen – versuchter Mord in 28 Fällen oder doch nur Körperverletzung durch Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion?

Fast ein Jahr lang wird sich die Strafkammer dann am Ende dafür Zeit gelassen haben, eine Antwort auf diese Frage zu finden. Der Prozess hatte am 21. Dezember begonnen. In bislang 27 Verhandlungstagen – ursprünglich angesetzt waren 18 – wurden mehrere Gutachter und zahlreiche Zeugen vernommen, darunter die BVB-Profis, die an jenem verhängnisvollen Abend des 11. April 2017 im Bus auf der Fahrt ins Stadion gesessen hatten. Dass der Freudenstädter Elektrotechniker Sergej W., damals 28, den Anschlag mit drei selbstgebauten und mit Stahlnägeln bestückten Rohrbomben verübt hatte, steht außer Zweifel. Die Indizien, die die Sonderkommission "Pott" gegen ihn zusammengetragen hatte, waren erdrückend. Er hatte den Anschlag bereits am Anfang des Prozesses eingeräumt. Allerdings behauptet er, er habe niemanden verletzten wollen. Der Fall und zeitweise auch das Gerichtsverfahren hatten ein gewaltiges Medienecho ausgelöst. Beobachter des Verfahrens haben den Prozess als solchen hingegen als "völlig unspektakulär" erlebt.

Sergej W. ist das, was er offenbar schon immer war: unauffällig, ruhig, weder positiv noch negativ wirkend. Ein Neutrum. Einzige wahrnehmbare Veränderung ist die Tatsache, dass sein Haar seit Beginn der Untersuchungshaft am 21. April vorigen Jahres mittlerweile auf Schulterlänge gewachsen ist.

Licht war es während des Verfahrens in den Besucherrängen – trotz des Angriffs auf den Kader eines Vereins, der im Ruhrgebiet und darüber hinaus für mehr steht als nur für Fußball. Allenfalls als die Spieler als Zeugen gehört wurden, tummelten sich unter den Pressevertretern vielleicht eine handvoll Zuschauer im Publikum. Eigentlich ein normaler Strafprozess, wäre da nicht die ungeheuerliche Tat.